Alterspräsident des Bundestages - Gregor Gysi verdankt sein Amt ausgerechnet der AfD

Um zu verhindern, dass der AfD-Politiker Alexander Gauland im Jahr 2017 Alterspräsident werden konnte, wurde die entsprechende Regelung geändert. Nun reiht sich ausgerechnet ein Politiker der SED-Nachfolgepartei Die Linke in die Liste der Alterspräsidenten ein: Gregor Gysi.

Hugo Müller-Vogg

Autoreninfo

Dr. Hugo Müller-Vogg arbeitet als Publizist in Berlin. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher zu politischen und wirtschaftlichen Fragen, darunter einen Interviewband mit Angela Merkel. Der gebürtige Mannheimer war von 1988 bis 2001 Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

So erreichen Sie Hugo Müller-Vogg:

Wenn Gregor Gysi am Dienstag als Alterspräsident die konstituierende Sitzung des am 23. Februar gewählten Bundestags eröffnet, verdankt der 78-Jährige das nicht seinem Alter. Die Linke verdankt das – ausgerechnet – der AfD. Um zu verhindern, dass ein Abgeordneter dieser völkischen, teilweise rechtsextremen Partei 2017 Alterspräsident werden konnte, hatte eine CDU/CSU/SPD/Grüne/Linke-Mehrheit beschlossen, dass für den Alterspräsidenten nicht mehr das Lebensalter, sondern die Zugehörigkeit zum Bundestag ausschlaggebend ist.

Deshalb ist jetzt Gysi dran, der dem Parlament mit einer kurzen Unterbrechung seit 1990 angehört. Nach der alten Regelung wäre diese Aufgabe dem AfD-Ehrenvorsitzenden Alexander Gauland zugefallen. Der ist nämlich bereits 84. Die Neuregelung von 2017 war natürlich eine „Lex AfD“, auch wenn die Mehrheit dies mit verschwurbelten Begründungen zu bemänteln versuchte. Angeblich wollte man verhindern, dass ein an Lebensjahren sehr alter, aber unerfahrener Parlamentsneuling der Aufgabe nicht gewachsen sein könnte. Tatsächlich gehörte die Neuregelung zu den ebenso durchschaubaren wie untauglichen Verfahrenstricks, die neue Konkurrenz klein zu halten. Das hatte nach der Wiedervereinigung schon bei der PDS nicht funktioniert; das ging bei der AfD ebenso schief.

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Urban Will | Mo., 24. März 2025 - 16:31

Er hat nie seine Ablehnung des Nazi-Regiemes auch nur in Ansätzen relativiert. Der Vogelschiss war eine zeitliche Einordnung, keine Wertung und Gauland hat tausend mal versichert, dass er dies bedauere. Er ist ein unbescholtener Bürger, der den Mut hatte, Merkels Politik abzulehnen und eine neue Partei zu gründen. Und wenn man sich ohne Scheuklappen anschaut, was die anderen bspw. zur Coronazeit machten, was dieses Schurkenstück der GG-Änderung dieser Tage an Demokratieverachtung darstellte, etc., dann ist Gaulands Partei die derzeit einzige, die die Demokratie hochhält.
Es widert einen nur noch an, was der Altparteien-Komplott veranstaltet.
Gysi, der Spitzel und prominenteste „Rest“ der Mauermörder-Verharmloser, er hätte eine historische Chance.
Er könnte in der Eröffnungsrede das einreißen, was er einst in anderer Form befürwortete: Die Brandmauer. Er könnte Geschichte schreiben mit dem Apell, das Parlament wieder zu einem Ort des Diskurses zu erklären, nicht des Ausgrenzens. Mut?

Volker Naumann | Mo., 24. März 2025 - 17:09

Er wusste schon im vorigen Jahrtausend:

"Den Sozialismus in seinem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf"

(Spuren von Ironie sind möglicherweise enthalten)

MfG

Franz Jürgens | Mo., 24. März 2025 - 18:32

"Völkisch" und "rechtsextrem": immer die gleichen Zuschreibungen für die AfD durch Herrn Müller-Vogg, das wird langweilig. Falsch ist es sowieso. Man braucht sich nur die Reden von Gauland und Baumann auf der berüchtigten "Sondersitzung" des abgewählten Bundestages anzuhören: nix da von "rechtsextrem", sondern demokratisch gesinnter als alles, was die Abgeordneten von CDU, SPD und Grünen von sich gaben. Und die Rede von Gauland war gelassen, souverän und würdevoll. Hört diesen Leuten einfach mal zu!

Brigitte Miller | Mo., 24. März 2025 - 20:56

Herr Müller –Vogg, wollen den aus dem Zusammenhang gerissenen „ Fliegenschiss“ Gaulands partout missverstehen.
Auch wenn Gauland sich erklärt und entschuldigt hat, einem aus einer „ völkischen und in Teilen rechtsextremen „ Partei kann man nicht vergeben.

Brigitte Miller | Di., 25. März 2025 - 08:40

"Alexander Kissler Kompakt" : "Gregor Gysi ist eine Fehlbesetzung".
Kissler zitiert Hubertus Knabe, der Gregor Gysi charakterisiert.
D a s macht dann alles nichts, denn Herr Gysi ist keine Bedrohung für die Altparteien wie die AfD, gell, Herr Müller-Vogg.
Heute auf X gelesen:
"Wer glaubt, dass die Altparteien so verbissen gegen „Nazis“ in der AfD kämpfen, der irrt!

Sie kämpfen gegen Verlust von Amt &Mandat, Verlust von Posten, Diäten, Bezüge , Verlust von Macht, Anerkennung und Ansehen."

Armin Latell | Di., 25. März 2025 - 09:46

Müller Voggs Demagogie der Hinweis auf die
neue Wannseekonferenz der AfD. Dass Gysi jetzt Alterspräsident eines künftigen, enteierten Abnickparlamentes wird, ist natürlich Schuld der AfD. Klassische Täter Opfer Umkehr. Warum war das Opfer auch zur falschen Zeit am falschen Ort? Tatsächlich waren die wirklichen Täter diejenigen, die zugelassen haben, dass die verantwortlichen Psychopathen, Diktatoren, Linksfaschisten, Mauermörder direkt wieder in hochrangige Ämter kommen, wo sie ihre Verbrechen gegen die Menschlichkeit weiter ausleben konnten, damals noch im Dunkeln, heute ganz offen. Anstelle ihnen den Prozess zu machen. Das rächt sich heute. Es gab eben schon damals die Müller Voggs, denen Gerechtigkeit glatt am Ar... vorbeigegangen ist, von Demokratie ganz zu schweigen, von Orwell perfekt beschriebene Charaktere. Der Zustand "seines Wahlvereins" ist erbärmlich und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sich dieses Konstrukt auflöst. Leider viel zu spät.

Thomas Hechinger | Di., 25. März 2025 - 11:43

„Gregor Gysi verdankt sein Amt ausgerechnet der AfD“

Schon die Überschrift ist falsch, sehr geehrter Herr Müller-Vogg. Es ist schon kurios, wie Sie eine Täter-Opfer-Umkehr betreiben. Herr Gysi verdankt sein Amt den Altparteien, die mit dieser Regelung Herrn Gauland verhindern wollten und verhindert haben. Eigentlich ist das einfach zu verstehen, wenn man nur will.

Walter Ranft | Di., 25. März 2025 - 14:27

Die Machenschaften der angeblichen "Mitte-Demokraten" sind das wirkliche Problem in diesem Parlament.

Sie sind weder "Mitte", noch sind sie in ihrem Gebrauch von Ausschlussregeln "demokratisch" zu nennen.

Vielleicht sollte man bis zu einer besseren Lösung einfach das Los ziehen:

Die Aufgabe:

Parlamentseröffnung. Nichts weiter.
(Es gibt faktisch gar kein geeignetes Kriterium für "Eignung": Alter z.B. schütz vor Torheit nicht ...)

Keine Rede.
(Es wird in Deutschland überhaupt zu viel parlavert.)

Und dann beginnt, wenn es gut geht, das Parlament mit seiner Arbeit.

Ernst-Günther Konrad | Di., 25. März 2025 - 15:21

Weil die Scheindemokraten eine Partei ausgrenzen, die größte Opposition im BT fürchten und Angst davor haben, ein AFDler könnte in einem Amt wirklich zeigen, wie er ist und eben kein teilweiser rechtsxtremer Politker in ihm/ihr schlummert, sondern ein anständiger Mensch, um das zu verhindern änderte man kruzerhand die Vorschirften und nun ist es eben Gysi, dwer ran darf.
Herr Dr. Müller-Vogg sind so so einfach gestrickt oder wollen sie nur provozieren? Gäbe es diese Ausgrenzung nicht, wäre der/die Parlamentsälteste, egal von welcher Partei, die Person gewesen, die den BT neu eröffnet. Und Gysi sollte nicht der SAFD danken, die hat das ja nicht verbockt. Sondern denjenigen, die mit ihrer Geschäftsordnungsänderung wieder einmal geziegt haben, was sie von Demokratie halten. Nämlich nichts.

Klaus Funke | Di., 25. März 2025 - 17:38

Offenbar stand er gehörig unter Druck. Und schließlich ist er tatsächlich nicht mehr der Jüngste, wenn auch nicht der tatsächlich Älteste. Da in diesem Staat die Demokratie nach dem Gusto der jeweils Herrschenden angepasst wird, durfte der alte "rechte" Gauland eben nicht reden, sondern der "linke" Gysi. Das ist in meinen Augen alles Kindergarten. Unter diesem Psychoklima hielt Gysi seine schlechteste Rede. Nicht nur inhaltlich, nein, auch seine Stimme und die Form waren mies. Ja, seine schlechteste Rede. Und mit ihr tritt er ab, damit bleibt er im Gedächtnis, der pflaumenweiche Salonkommunist. Ein Dampfplauderer. Seine Ermahnungen, mainstreamgemäß vor allem an die Redner der AfD, waren leise, fast verschämt, unwürdig, fast unterwürfig. Alles in allem tritt Gysi als Verlegenheitslösung auf. Das wird ihm wohl bewusst gewesen sein. Daher die schuldbewusste Scham. Gysi versagt immer wenn es darauf ankommt, so heute und wie damals als Berliner Senator. Nein und Pardon, ich mag ihn nicht.