Südkoreas Präsident Yoon Suk-yeol / dpa

Südkorea - Kriegsrecht für einen Tag

Binnen weniger Stunden wandelte am Dienstag und Mittwoch Südkorea zwischen Diktatur und Demokratie. Die demokratischen Kräfte scheinen wieder einmal gewonnen zu haben. Präsident Yoon dagegen wird es in Zukunft noch schwerer haben.

Autoreninfo

Felix Lill ist als Journalist und Autor spezialisiert auf Ostasien.

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Es waren Szenen, die kaum jemand in Südkorea für möglich gehalten hatte: Zuerst war da der Präsident, der am Dienstagabend völlig überraschend das Kriegsrecht ausrief und die parlamentarische Opposition der Kollaboration mit dem verfeindeten Nordkorea bezichtigte. Dann blockierte das Militär das Parlamentsgebäude. Kurze Zeit später aber stimmten Abgeordnete trotzdem einstimmig dafür, das Kriegsrecht wieder aufzuheben. Und dann, inmitten großer Straßenproteste, gab der Präsident doch noch klein bei. 

Noch einige Tage, vielleicht Wochen, dürften vergehen, bis das, was zwischen Dienstagabend und Mittwoch in dem ostasiatischen Land geschah, vollends verstanden sein wird. Denn Südkorea – nach Jahrzehnten unter einer Militärregierung seit 1987 eine Demokratie – schien erneut in eine Diktatur überführt zu werden. Doch der Rechtspopulist Yoon Suk-yeol, der seit Frühjahr 2022 auf oft kompromisslose Weise regiert, hatte offenbar nicht den Rückhalt, den er für eine Durchsetzung des Kriegsrechts gebraucht hätte.

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Albert Schultheis | Mi., 4. Dezember 2024 - 22:51

Südkorea kann etwas, was Deutschland einfach nicht drauf hat! - Demokratie!
Die Leute kriegen den Arsch hoch, wenn ihnen jemand den Krieg erklärt und sie verteidigen ihr Land. Deutsche glotzen weiter ARD und ZDF.

Urban Will | Do., 5. Dezember 2024 - 11:40

Antwort auf von Albert Schultheis

Die Deutschen glotzen nicht nur weiter blöd ARD und ZDF, sie rennen auch noch auf die Straße auf Geheiß derjenigen, die die Demokratie verraten und blöken „gegen Rechts“.
Damit schön kaschiert wird, was die Altparteien aus diesem Land gemacht haben.
Und die einzigen, die diesen Irrsinn beenden würden, stigmatisiert werden.

Das ist Schizophrenie in Massenform.

Die Demokratie in Südkorea ist ähnlich jung wie die in Ostdeutschland. Und daher - wie Sie sagen – wissen die Menschen noch, was es bedeutet, in ihr zu leben und für sie zu kämpfen und wann es Zeit ist, auf die Straße zu gehen.

Na ja, vielleicht kommt jemand in Nordkorea auf die Idee, den Süden „Dunkelkorea“ zu nennen... Vielleicht "hilft's" ja.
Man kann ja mal im Kanzleramt, in Bellevue, bei den Sozen, den Brandmauer-Christen, den Sektieren oder beim ÖR anrufen und fragen, wie das geht.

Dorothee Sehrt-Irrek | Do., 5. Dezember 2024 - 12:20

in Südkorea mit weltweiten Vernetzungen, "Army", die Fanbase von BTS.
Einen schlechteren Zeitpunkt hätte sich der Präsident für sein evtl. politisches "Versagen (Kriegsrecht)" nicht aussuchen können, als den Zeitpunkt, wenn mehr als die Hälfte von BTS dient.
BTS markiert m.E. einen Höhepunkt ziviler Kraft für Südkorea.
Weder kann Südkorea auf deren Wertschöpfung verzichten, noch sich aus den weltweiten Huldigungen an diese Talente wieder auf seine "archaischen" Bestände zurückziehen.
Die weltweite Bewunderung für südkoreanische, auch Industriekultur - von den Arbeitsbedingungen einmal abgesehen - schützt Südkorea.
Sie bräuchten dafür auch nicht die USA.
Als Aussenstehende frage ich mich dann doch, ob hier nicht Unfähigkeit im Amte vorliegt, ohne die wahrscheinlich schwierigen Auseinandersetzungen zwischen Konservativen und Opposition leugnen zu wollen.
Schön, wenn die Konservativen das selbst regeln könnten.
In Südkorea stehen auch deutsche Soldaten?
Es geht nur nach vorne, hoffe ich.