John Bolton (r.) in seiner Zeit als Nationaler Sicherheitsberater von Donald Trump / dpa

Interview mit Donald Trumps Ex-Sicherheitsberater John Bolton - „Der Nato-Austritt ist keine leere Drohung Trumps“

John Bolton über die Siegchancen Donald Trumps, über die Folgen einer möglichen Wiederwahl des Republikaners für die Ukraine und für den Nahostkonflikt – und über das angespannte Verhältnis zwischen China und Amerika.

Stefan Brändle

Autoreninfo

Stefan Brändle ist Frankreich-Korrespondent mit Sitz in Paris. Er berichtet regelmäßig für Cicero.

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John Bolton (76) war von April 2018 bis September 2019 Nationaler Sicherheitsberater von US-Präsident Donald Trump. Nach gut einem Jahr in seinen Diensten trat der konservative Politiker und Diplomat aus Baltimore spektakulär von seinem Posten zurück. In dem Buch „The Room Where It Happened“ („Der Raum, in dem alles geschah“) beschrieb er später den amateurhaften, unberechenbaren Umgang seines Vorgesetzten mit internationalen Themen von größter Tragweite. Früher den Neokonservativen zugerechnet, vertritt Bolton heute eine klassisch republikanische Linie im Stil von George W. Bush, für den er von 2005 bis 2006 UN-Botschafter gewesen war.

Herr Bolton, Sie haben 2018 und 2019 eng mit US-Präsident Donald Trump zusammengearbeitet und seine außenpolitischen Entscheidungen mitbestimmt. Das endete nicht gut. Warum?

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Thomas Hechinger | Do., 10. Oktober 2024 - 08:25

Vielen Dank für dieses Interview. Das waren höchst interessante Einsichten eines Insiders, die zeigen, wie selbstbezogen Donald Trump agiert. Es kann einem himmelangst werden, wenn man sich vorstellt, daß wir in den nächsten vier Jahren eine Wiederaufnahme dieser erratischen Politik bekommen.
Nur ist die Alternative nicht besser. Mag Frau Harris als Person auch nicht diese Art von Charakterdefiziten aufweisen, so ist doch zu befürchten, daß die linke Politik der Wokeness mit all ihren Exzessen verstärkt wird und Kritiker durch Einschränkungen der Meinungsfreiheit ausgeschaltet werden.
Am liebsten wäre mir, Trump gewänne und würde nach wenigen Monaten aus Gründen, die mit dem Alter zusammenhängen, ausscheiden, so daß J. D. Vance Präsident würde. Für solche Entscheidungen ist dann nicht mehr der Wähler verantwortlich, sondern der liebe Gott.

Gerhard Lenz | Do., 10. Oktober 2024 - 09:32

Damit sind auch schon im Großen und Ganzen die Politikziele des Herrn Trumps umrissen. Gut ist, was ihm - und seinen Buddies in Wirtschaft und sonstwo - nutzt. Der Rest interessiert ihn nicht, stört höchstens.

Es gehört zweifellos zur Konsequenz seiner von Egoismus und Narzissmus dominierten Poltik, dass alles, was ihn nicht irgendwie in den Vordergrund stellt, nebensächlich ist.
Trump macht Politik, indem er Schlagzeilen macht. Und dazu könnte auch gehören, dass er - weil für ihn vollmundig die USA immer zuerst kommen - die NATO zerstört, Verbündete im Stich lässt, gar mit einem Kriegsverbrecher Putin beste Beziehungen hegt und pflegt.
Während seiner ersten Präsidentschaft wurde er hier und da noch von funktionierenden Institutionen ausgebremst; Trump hat z.B. durch Auswahl der Richter für den Bundesgerichtshof gezeigt, dass er diese in seinem Sinne verändern wird. Wie in Diktaturen üblich, dürfte er überall seine Gefolgsleute einsetzen. Dann ist Trump nicht mehr zu kontrollieren.

Keppelen Juliana | Do., 10. Oktober 2024 - 10:24

aus der Nato aussteigt denn die USA braucht ihre Vasallen um nicht nackt zu sein. Es ist nur eine Frage des Geldes. Schon bei dem Gedanken an die Gesichter im Pentagon wenn evtl. ein großer Teil der Natoländer sagen würden "gut dann steigen wir halt aus der Nato aus", muss ich lachen. Also keine Sorge Mama`s Rockzipfel an dem wir EUler so verzweifelt hängen wird nur teurer werden sonst nichts denn auch Mama will ihre Plagen nicht unbedingt loswerden.

Karl-Heinz Weiß | Do., 10. Oktober 2024 - 10:24

Ein sehr interessantes Interview mit dem früheren politischen Scharfmacher John Bolton. Dessen Aussagen heben sich wohltuend von europäischen "Experten" ab, die trotz der eklatanten Rekrutierungsprobleme der Ukraine noch bis vor kurzem vom "Sieg" schwadronierten. Das Grundübel sind europäische Sclafwagen-Politiker wie Angela Merkel, die die Einhaltung des 2%-Ziels versprechen, aber mit sanftem Augenaufschlag das Gegenteil praktizieren.

Ingbert Jüdt | Do., 10. Oktober 2024 - 10:50

Boltons Einschätzung von Trumps Persönlichkeit trifft zweifellos zu. Aber es liegt kein Schaden darin, wenn die USA die NATO verlässt. Im Gegenteil: das würde es Europa ganz erheblich erleichtern, die NATO in eine Europäische Verteidigungsgemeinschaft umzuwandeln oder durch eine solche zu ersetzen. Und in diesem Moment kann Europa damit beginnen, Außenpolitik nach europäischen Maßstäben zu machen, anstatt sich diese Maßstäbe von einem eigensüchtigen Hegemon vorgeben zu lassen, der entgegen aller Rhetorik von »unseren amerikanischen Freunden« bei wirtschaftlichen und geopolitischen Interessengegensätzen eben keine Freunde mehr kennt.

Dann ließe sich auch der als NATO-Stellvertreterkrieg entstandene und geführte Ukraine-Krieg zügig beenden, wobei sich Europa hier das eigene politische Versagen aufgrund des eigenen hörigen Vasallentums gegenüber den USA eingestehen müsste, von denen es sich an der durch die Ukraine verlaufenden kulturellen Konfliktlinie hat spalten lassen.

Tomas Poth | Do., 10. Oktober 2024 - 11:03

Es ist Vor-Wahlzeit in den USA und damit der Stimmungsmache und Propaganda Tür und Tor geöffnet!
Unabhängig davon muß das Nato-Konstrukt natürlich hinterfragt werden. Das Gegenstück der Warschauer-Pakt ist seit mehr als 30 Jahren beendet.
Die USA überdehnen seit langem ihre militärischen Kapazitäten und werden sich entscheiden müssen welche ihrer ca. 740 weltweiten ausländischen Basen sie schließen müssen.
Europa steht da in den Überlegungen sicherlich an erster Stelle!
Die einstmals (1952) geplante europäische Verteidigungsgemeinschaft (EVG) wird hier möglicherweise wieder ins Gespräch kommen.
Wir dürfen gespannt sein.

Dorothee Sehrt-Irrek | Do., 10. Oktober 2024 - 15:18

Natürlich ist das eine leere Drohung, denn ich würde mich freuen.
Europa käme nach unserem Gusto auf den Weg.
Vom turk-arabischen Raum und Afrika haben wir Europäer auch mehr Ahnung.
Aber solch einen Gefallen werden uns die USA niemals tun, eher fällt "Majestix der Himmel auf den Kopf"...
Was wollte ich damit sagen?
Ich nehme an, dass es sich bei dieser Äusserung um eine literarische Form der Forderung nach mehr finanzieller Beteiligung der Europäer handelt.
Dem wird Europa sehr wahrscheinlich nachkommen.
Ich bin nicht begeistert davon.

Mathias Hamann | Do., 10. Oktober 2024 - 15:24

Interessantes Interview. Ist allerdings bereits am 3.10.2024 im "Der Standard" aus Österreich erschienen! Bitte entsprechend updaten. Danke.

Fredberg | Do., 10. Oktober 2024 - 17:59

Trump ist nicht wirklich rechts, in den USA gibt es kaum Rechte, wenn welche, die auch noch Minimal Staatler sind.

Aber das wiederspricht meiner Definition von rechts.

Trump hat in seiner Amtszeit wenig durchgesetzt, was der rechten Seite langfristig etwas bringt.
Er hätte sie Medien nicht nur attackieren müssen, sondern viel stärker das Vorfeld (auch finanziell) und die alternativen Medien unterstützen.

Trump ist borniert und er denkt Politik funktioniere, wie Wirtschaft.

Aber in der Politik gibt es Krieg, was fast immer heutzutage unwirtschaftlich und dann versagen Menschen, wie Trump.

Die USA muss aufrüsten, genau wie Deutschland, dann muss Deutschland sich gegenüber dem USA emanzipieren und sich dann auf den Iran werfen, wenn das dann überhaupt noch geht.

Ich sträube mich dennoch immer ein bisschen Israel zu helfen, weil sie ihren Staat unbedingt in ein Gebiet legen mussten, dessen Einwohner Juden hassen.

Warum nicht Neufundland oder das unter mexikanische Kalifornien

"Juden mussten nicht ihren Staat dorthin legen wo die Einwohner sie hassen", sondern sie leben schlicht und vergreifend seit mehr als 3500Jahren dort. Mal mehr, mal weniger, aber die jüdische Präsenz war immer gegeben. Jerusalem z.B. war durchgehend immer überwiegend jüdisch. Römer. Araber, Kreuzritter, Osmanen und Briten gaben sich die Klinke in die Hand. Eine gewisse Konstante war nur die jüdische Bevölkerung.

"Ich sträube mich dennoch immer ein bisschen Israel zu helfen, weil sie ihren Staat unbedingt in ein Gebiet legen mussten, dessen Einwohner Juden hassen" In ähnlicher Weise haben die Nationalsozialisten damals auch argumentiert, warum müssen die Juden ausgerechnet in einem Land (damals Deutsches Reich) leben, dessen Einwohner die Juden hassen, sollen sie doch nach Palästina (was dem Hitler-Freund und Großmufti von Jerusalem, Al Husseini, aber nicht gepasst hat) ...

Bernhard Kaiser | Do., 10. Oktober 2024 - 19:19

"Es gäbe eine demilitarisierte Zone, und die Ukraine würde der Nato fernbleiben. Das ist im Wesentlichen auch Putins Position. Ein Wahlsieg Trumps wäre eine sehr schlechte Nachricht für die Ukraine" Das wäre zum jetzigen Zeitpunkt die mit Abstand beste Nachricht für die Ukraine, vor zwei Jahren war die Verhandlungsposition und das Ergebnis in Istanbul schon mal wesentlich besser, wurde aber dann von Boris Johnson im Auftrag von USA/EU/NATO wieder annulliert ! Die tatsächlich schlechteste Nachricht wäre, wenn Harris gewinnt, weiter Waffen geliefert werden und weiterhin täglich hunderte von ukrainischen jungen und alten Männern in diesem vollkommen sinnlosen Stellvertreterkrieg geopfert werden ...

Henri Lassalle | Do., 10. Oktober 2024 - 19:29

Persönlichkeit Trumps verschaffen will und Interesse für angewandte Psychologie hat, der betrachte aufmerksam die Signatur Trumps. Ich habe sie auf einigen offiziellen Dokumenten gesehen: Megalo pur, ein Ego, das alle Normen überschreitet. Könnte auch sein Enzephalogramm sein :-)

Albert Schultheis | Do., 10. Oktober 2024 - 21:09

Zweimal haben sie's versucht, einmal trafen Sie ihn am Ohr. Sie werden nicht von ihm ablassen. Er ist zu gefährlich geworden für ihre Gelddruckmaschinen.
Ich befürchte, der Mann war niemals so gefährdet wie gerade jetzt. Seine Chancen, bis zur Wahl zu überleben, stehen sehr schlecht.

Christoph Kuhlmann | Fr., 11. Oktober 2024 - 09:20

Es gibt Behauptungen, dass Trump mit einem 500 Milliarden Kredit für die Ukraine drohen will, falls Putin nicht einlenkt. Die Rohstoffe der Region würden es hergeben, könnte man sie fördern.

Europa ignoriert die Notwendigkeit einer glaubwürdigen atomaren Abschreckung konsequent. Da gibt es nichts zu leugnen; aber momentan reicht es nicht mal im konventionellen Bereich.