- Eine Lösung für die Flüchtlingskrise: Au-pairs
Kolumne: Leicht gesagt. Manche Deutsche fühlen sich in ihrem Haus einsam oder überfordert. Zugleich droht vielen Flüchtlingen der Lagerkoller. Beide Probleme ließen sich klären: mit einem staatlich geförderten Au-pair-Programm
Tut mehr, Regierende! Das sagt sich leicht in diesen Flüchtlingswochen. Dabei tun sie ja jede Menge: Das Thema beherrscht Mittwoch für Mittwoch die Kabinettsrunde. Dennoch müsste nun zügig geklärt werden, wie die Deutschen einbezogen werden können bei dieser größten Aufgabe seit der deutschen Einheit.
Die Flüchtlinge brauchen drei Dinge: Unterkunft, Verdienst und deutsche Sprache. Dafür muss der Staat sorgen, wird es aber bei dieser Anzahl Kommender nur mehr schlecht als recht leisten können. Der Wohnraum wird für die meisten bloß eine Notunterkunft sein; die Versorgung wird aus dem Sozialetat des Staates finanziert werden wie auch das Erlernen der Sprache, wobei der Mangel an Sprachlehrern schon jetzt ein Problem ist.
Platz haben viele in ihrem Haus
Bei allen drei Dingen könnten viele Deutsche helfen, wenn der Staat dafür nun zügig den passenden Gesetzesrahmen zimmern würde. Die vielfach dargestellte demografische Krise Deutschlands wäre dazu eine große Hilfe.
Denn es gibt viele Menschen in Deutschland, die sich ganz konkret darum sorgen, wie lange sie noch bei schwindender Kraft in ihrer Wohnung oder in ihrem Haus leben können, nachdem die Kinder längst fort sind. Platz ist da bei vielen, gepaart mit der Sorge, der Übergröße der eigenen Räume und des Gartens nicht mehr Herr sein zu können.
Pflegekräfte aus Polen und Rumänien werden geholt, und sei es nur für die Haus- und Gartenarbeit. Sie sprechen kaum deutsch und lassen sich schwarz bezahlen. Es wird unter den 600.000 Flüchtlingen, die allein in diesem Jahr angekommen sind, etliche geben, die solche Arbeit leisten wollen und können – und die einen offiziellen Status bekommen sollten.
Auch junge Familien brauchen Hilfe; und holen sie von außen. Jährlich arbeiten etliche tausend Au-pairs in deutschen Haushalten. Sie kommen zu großen Teilen aus Visa-pflichtigen Staaten, um die deutsche Sprache zu lernen. Die Vorschriften sind streng: Mehr als 30 Stunden in der Woche dürfen sie nicht arbeiten, Putzen darf ihnen nur sehr bedingt zugetraut werden. Geregelt ist auch, dass ihnen ein eigenes Zimmer zur Verfügung steht. Sie dürfen mit geringen Sprachkenntnis kommen. Im Idealfall sind sie hoch motiviert. Das zumindest sind viele der nun Ankommenden mit Sicherheit auch.
Au-pair-Engagement sollte steuerlich absetzbar sein
Es ist doch verrückt: Als Au-pair könnte jemand aus Syrien ohne großen Aufwand in eine deutsche Familie kommen; als illegale Pflegekraft wahrscheinlich auch. Als Flüchtling jedoch soll es nur das Lager geben?
Es könnte also für einige Tausend Flüchtlinge die drei Dinge geben, die sie so dringend brauchen – Wohnraum, Verdienst und vor allem die deutsche Sprache. Denn die erlernen sie im Zusammenleben mit Deutschen viel schneller als in jedem Deutschkurs. Au-pair-Eltern sind übrigens gehalten, ihren Gästen einen Sprachkurs zu finanzieren.
Die zu schaffenden Gesetze müssten aber auch den Deutschen klare Erleichterungen bringen, quasi als Belohnung für das akute Mitmachen. Die Kosten für Wohnen, Essen und Arbeit des Gasts müssen steuerlich absetzbar sein für den Gastgeber. Zumindest auf dem Niveau, wie es heutzutage schon bei Au-pair-Verträgen möglich ist. Das muss auch für den Sprachkurs gelten, den der Gastgeber finanzieren muss.
Die Flüchtlinge müssen raus aus den Lagern
Es gäbe viele weitere Möglichkeiten, die Neuankömmlinge durch Service-Arbeit im Privaten erst einmal aufzufangen. Und um eines auch klar zu sagen: Au-pair heißt übersetzt: von gleich zu gleich. Früher sagte man Gasttochter oder Gastsohn. Flüchtlinge sollten eben nicht eine Art Dienerschaft der Deutschen werden. Wie bei Au-pair-Verträgen könnte ihre Zeit auf ein Jahr begrenzt sein, ähnlich könnte es bei privatem Pflegepersonal beginnen. In dieser Zeit würden sich diese Menschen in vielerlei Hinsicht integrieren – vor allem sprachlich.
Natürlich löste das nicht das Flüchtlingsproblem. Aber es wäre ein erster Ansatz für immerhin Tausende. Die müssen nun dringend raus aus den Lagern, denn die Temperaturen fallen nicht nur meteorologisch, sondern auch psychologisch. Für Tausende Deutsche wäre es zugleich ein Weg, ihre diffusen Ängste vor den zu uns strömenden Fremden zu verlieren.
Gegen Fluten kann man Dämme bauen und zuschauen, ob sie halten oder brechen. Klüger ist es, die Kraft des Wassers zu nutzen: Kanäle graben, um es auf eigene Mühlen zu leiten. Genau dafür sollten die Regierenden nun in Eilgesetzen und unbürokratischen Verordnungen sorgen.
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