- Ihr aber sollt mich nicht betrauern. Ein Gänseblümchen möchte ich werden
Der Schauspieler Ben Becker über seine letzten 24 Stunden mit einem Banküberfall, einem Buch von Joseph Conrad und einem Joint am Strand sowie über seine Beerdigung mit Musik von Mozart und den Rolling Stones
Am besten stirbt es sich im September. Ich stehe in aller Früh auf und begebe mich in meine Nasszelle. Ich nehme ein ausgiebiges Duschbad, rasiere mich gründlich und mustere mich im Spiegel. Als Künstler habe ich mich auf eine gewisse Art und Weise mein ganzes Leben lang verschenkt, denn ich liebe es, dem Publikum etwas zu geben. Doch mein letzter Tag ist mein letzter Tag. Nicht euer letzter Tag. Dieser Tag gehört mir. Heute verschenke ich mich nur noch an jene Menschen, die ich wahrhaftig liebe. Ich würde mich sehr glücklich schätzen, sie an meiner Seite zu wissen.
In aller Kürze fahre ich meine Bibliothek ab und greife mir „Freya von den Sieben Inseln“ von Joseph Conrad. Nicht, um das Werk noch einmal zu lesen. Ich möchte es nur unter dem Arm haben.
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Ich liebe seine wunderbare Stimme und freue mich mich wenn er ab und in einem Film seinen
Beruf ausübt oder den Judas spielt in einer Kirche. Vielleicht möchte er auch noch mit seinen Enkeln spielen, steinalt werden und alt und Lebenssatt sterben ? Oder ist das spiessig ?Warum erleben wir immer wieder diese Todessehnsucht ? Es geht doch weiter nach dem Tod ?
Väter.
Wohl auch Mütter?
Ich bezeichne das Requiem gerne als die 6. große Oper, die Mozart schrieb, das Pendent zur Zauberflöte.
Die Zauberflöte als Huldigung an die Weisheit, die Liebe des Tages, das Requiem an die Liebe der Nacht.
Man kann es vlt. auch andersherum sehen, die Zauberflöte als taghelle Huldigung an die Königin der Nacht und das Requiem an die Umfassenheit Gottes?
Deshalb muss man Mozarts Überwindung der Königin der Nacht nicht überstrapazieren, denn auch Sarastro geht.
Mozart ist rund und da das eine nicht vom anderen geschieden ist...
Bei Herrn Becker sind beide Hälften gewissermassen sehr ausgeprägt, hier der Banküberfall, da das Meer in der Nacht?
Es hat mich schon wenige Male fast erwischt, ich komme gewissermassen nicht dazu, mir einen letzten Tag zu gestalten.
Es könnte jeder sein.
Wenn man dann JA sagen kann, hat man vielleicht gut gelebt. Goethe hatte dann doch auch seine Schwierigkeiten?
Immer wieder schön zu lesen diese Kolumne.