Wolfgang Kubicki
Wolfgang Kubicki / dpa

Pro und Contra: Nord Stream 2 doch noch öffnen? - Pro: Danke für die verbrannte Zunge

Damit Deutschland gut durch den Winter kommt, will FDP-Politiker Wolfgang Kubicki die Ostseepipeline Nord Stream 2 doch noch in Betrieb nehmen. Sein Vorstoß stieß auf Entrüstung - vor allem auch in der eigenen Partei. Doch liegt er wirklich so falsch? Vermutlich nicht, doch die Wahrheit wäre bitter – zumal aus dem Munde von Wolfgang Kubicki.

Ralf Hanselle / Antje Berghäuser

Autoreninfo

Ralf Hanselle ist stellvertretender Chefredakteur von Cicero. Im Verlag zu Klampen erschien von ihm zuletzt das Buch „Homo digitalis. Obdachlose im Cyberspace“.

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Gestern argumentierte Cicero-Redakteur Daniel Gräber an dieser Stelle: „Wolfgang Kubickis Tabubruch ist wichtig, aber führt in die Irre“.

Es steht gut um den Füllstand der deutschen Erdgasspeicher. Wobei „gut“ in Anbetracht der desolaten geopolitischen Situation wohl nur bedeutet, dass es nicht ganz so schlimm ist wie von den pessimistischen Auguren befürchtet. Der zum 1. September vorgeschriebene Füllstand von 75 Prozent jedenfalls ist bereits jetzt überschritten. Am Sonntagmorgen lag er bei 80,14 Prozent, wie laut dpa aus Daten der europäischen Gasspeicherbetreiber hervorgeht. „Wir kommen mit dem Einspeichern und Sparen gut voran“, so Martin Frank, Geschäftsführer der Trading Hub Europe gegenüber der Rheinischen Post. Er sei sehr zuversichtlich, dass die privaten Haushalte in diesem Winter nicht frieren müssen.

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Edgar Timm | Mi., 24. August 2022 - 11:34

Bei einem Embargo geht es doch nicht im das Transportmittel - hier NS1/NS2, sondern um das Handelsvolumen. Unter normalen Umständen hätte die Inbetriebnahme von NS2 zu einer Ausweitung des Volumens und damit zu Mehreinnahmen geführt. Das war politisch nicht gewollt.

Jetzt haben wir eine andere Situation: Durch NS1 fließen seit Wochen nur noch 20% der ursprünglich vereinbarten Menge. Um das vertraglich vereinbarte Volumen im diesem Jahr abnehmen zu können, ist es erforderlich, beide Röhren parallel zu betreiben. Ein Kompromiss könnte darin bestehen, NS1 teilweise still zu legen.

Ausserdem ist die Fixierung auf die Füllstände der Speicher unsinnig. Sinnvoll wäre es, die winterlichen Verbräuche möglichst gleichzeitig durch neue Lieferungen zu ersetzen.

Maria Arenz | Mi., 24. August 2022 - 11:37

die deutsche Wunschdenkerei i.S. Energie immer mehr an Stalins Planwirtschaft der 30er Jahre. Allerdings standen dem andere Mittel zur Verschleierung seiner grotesk unrealistischen Fehlplanungen zur Verfügung- NKWD, Schauprozesse, GULAG, Massenerschießungen und dergleichen mehr. Die Ampel wird sich b.a.W. mit der Beschimpfung und Verunglimpfung von Warmduschern und Thermostat- Überlistern als Saboteure und von Abstand verweigernden Demonstranten gegen all den Wahnsinn als rechte Staatsfeinde begnügen müssen. Aber Rettung ist in Sicht: Frau Faeser mit ihrem neu imaginierten Verbrechen der "Delegitimierung des Staates" ist auf einem guten Weg. Daß diese Erfindung -als Pendant zum schon von Lenin im Jahr 1922 eingeführten § 58 des Russischen StGB- noch in diesem Jahr geltendes deutsches Strafrecht wird, halte ich nicht mehr für ausgeschlossen und vor Harbarths famosem 1. Senat wir so ein Gummiparagraph allemal Bestand haben.

W.D. Hohe | Mi., 24. August 2022 - 11:37

Ein Schelm der denkt, dass Kubicki`s Wortmeldung mit unmittelbar folgender Ankündigug Gasprom`s ".. neuer Reparaturen" zusammen hängen könnte.
Siehe Toyota: Nichts unmöglich

Helmut W. Hoffmann | Mi., 24. August 2022 - 11:50

"Ein Tabubruch also auf offener Strecke, und das mitten im Krieg".
Dieser Krieg ist nicht mein Krieg, und das strapazierte Vertrauen des Herrn Baum zu unseren sogenannten Freunden ist auch völlig egal; denn diese "Freunde" haben uns mit den aufgezwungenen Sanktionen gegen Russland enorm geschadet.
Herr Kubicki hat recht: NS2 sollte sofort in Betrieb genommen werden, hat schließlich auch milliarden Dollar/Euro gekostet. Dieser ideologische Krüppel im Wirtschaftsministerium kauft natürlich lieber russisches Gas aus Indien, von Waschlappen-Kretschmann oder das dumme Geschwätz einer Frau Strack-Zimmermann garnicht zu reden. Warten wir einmal Herbst und Winter ab, vielleicht wird diese rot-grüne Mischpoke endlich abserviert.

Christoph Kuhlmann | Mi., 24. August 2022 - 12:00

Russland verdient ja mit 20% des Gases mehr als mit den vertraglich vereinbarten 100%. Allerdings entfiele auf westlicher Seite das Argument der Kriegsfinanzierung. Das tun wir sowieso und zwar noch für mindestens drei Jahre. Es ist eine gute Möglichkeit Putin auf den Zahn zu fühlen. Aber wer wird Forderungen stellen. Zum Beispiel Technik zu Gas fördern Da wird die Sache problematisch. Denn damit wird er es nicht bewenden lassen. Die Sanktionen müssten gelockert werden und allgemeine Auflösungstendenzen vor dem Frühjahr ... man muss es ja nicht beschleunigen. Ganz abgesehen, von dem allgemeinen Germany Bashing, welches in EU und NATO ausbrechen und von der deutschen Presse lustvoll und unreflektiert verstärkt würde. Da wäre viel Heuchelei dabei, aber es mindert die Lebensqualität. Glücklicherweise lassen sich deutsche Politiker nicht dazu herab entsprechend zu Antworten.

Bernd Windisch | Mi., 24. August 2022 - 12:26

Putinversteher! Und Schluss!

Kubicki sollte sich gut überlegen, ob er sich und seine Partei durch den mittig aufgestellten Verfassungsschutz beobachtet sehen will. Wer so offensichtlich nicht auf Linie ist leistet nur dem Schlächter aus Moskau und den rechts- bzw. linksradikalen Kräften in unserem mittig aufgestellten Land willfährig Vorschub und muss mit dem entschlossenen Widerstand aller mittigen Demokraten rechnen. Exekutiv hat Nancy bereits vorgesorgt! „Wir sind vorbereitet, auch auf mögliche neue Protestgeschehen.“

Waffenlieferungen und Solidarität mit dem Regime in Kiew hat höchste Priorität für jeden klardenkenden Menschen der politischen Mitte. Das Hissen der weißen Fahne, nichts anderes stellt die Gasentnahme aus Nord Stream 2 dar (Habeck), sollte außerdem in unserem Lande unter schwere Strafe (z.B. bei der Melonenpartei mitmachen zu müssen) gestellt werden.

Gabriele Bondzio | Mi., 24. August 2022 - 12:28

Es gebe „keinen vernünftigen Grund, Nord Stream 2 nicht zu öffnen"...richtig, ob das Gas nun durch die Ukraine oder Polen fließt oder unter der Ostsee
ist dem Gas völlig egal.

Aber den Ukrainern oder Polen natürlich nicht. Sie würden finanzielle Nachteile erleiden-Durchleitungsgebüren ade.

Na und die US-Eliten werden erst sauer sein.
Erinnere mich allerdings nicht, dass sie DE mal gefragt haben, wenn sie Geschäfte zu ihrem Vorteil abschließen.

Und außerdem wäre dann, im Fall des Falles geklärt, ob Putin am Hebel dreht (sprich den Betrieb drosselt).

Sabine Jung | Mi., 24. August 2022 - 13:29

Es ist immer wieder verirrend, wie die Deutschen doch an der Nase herum geführt werden können und des auch noch glauben. Ist der Füllstand 100% reichen wir für ca.8 Wochen je nach Winterlage mit dem Gas, ohne dass nennenswertes dazu käme. Und viel ist da nicht in Aussicht, denn Norwegen ist schon am Ende mit dem Fördern, Katar war auch nur ein Bluff.
Also nur scheinbare Sicherheit, regional sehr unterschiedlich.
Röhre 2 auf oder weiter frieren und kalt duschen.

Ingo frank | Mi., 24. August 2022 - 14:08

Topf- Schlagen …. Ein altes Kinderspiel welches nichts kostete.
Ein alter Topf wurde verkehrt herum auf eine Stelle im Raum hingelegt. Ein Kind wurde ausgezählt dann die Augen verbunden und gedreht damit die Orientierung verloren geht in der Hand einen Knüppel und versucht den Topf zu treffen. Mei manchen ging’s schnell und sie trafen den Topf. Andere trafen den Topf nie. Und heute ist’s genau so. Von den Spielern, der Regierung, habe ich noch keinen Treffer vernommen weil die Orientierung völlig
abhanden gekommen ist unabhängig der Farben rot, grün, und gelb.
Mit freundlichen Grüßen aus der Erfurter Republik

Gunther Freiherr von Künsberg | Mi., 24. August 2022 - 16:18

Auch würde Nord Stream 2 in Betrieb genommen liegt es ausschließlich an Putin darüber zu bestimmen wie viel Gas durch die beiden Pipelines fließt. Eine Öffnung von Nord Stream 2 ist nicht geeignet Putins Absicht, in der demokratischen westlichen Welt Unruhe zu erzeugen, zu verhindern. Der Vorschlag Nord Stream 2 in Betrieb zu nehmen dient somit ausschließlich dem Zweck Publicity zu erhaschen, mehr nicht

Gerhard Lenz | Mi., 24. August 2022 - 16:24

wandelt offensichtlich auf den Spuren von Alexander Gauland.

"Ich bin dagegen" scheint das Leitmotiv seines Handelns zu sein. Und das immer öfter entlang der Grenzen rechten Populismus', hinter denen die rechtsextreme AfD ihr Unwesen treibt - und Kubicki immer öfter zustimmt.

Natürlich hat Kubicki keine stichhaltigen Argumente - es sei denn, man wertet Katzbuckeln vor dem gefährlichsten Diktator, den die menschliche Rasse momentan im Angebot hat, als Interesse des deutschen Volkes. Aber Kubicki hat solche Argumente auch gar nicht mehr nötig - er ersetzt sie durch Lautstärke, gefüttert durch zunehmende Altersradikalisierung und stetig wachsenden Altersstarrsinn. Damit wird er für die Teile seiner Partei, die vernunftbezogene, demokratische Auseinandersetzung Stammtischparolen vorzieht, zur Belastung.

Time to say goodbye to Politics, Mr Kubicki?

Oder: Weiter so. Auch die FDP bekommt jetzt ihren Sarrazin.

Ernst-Günther Konrad | Mi., 24. August 2022 - 17:33

Gestern kommentierte ich bereits beim Artikel Ihres Kollegen Gräber, dass ich davon ausgehe, das Kubicki umfallen wird, so wie seine FDP-Artgenossen inzwischen reagiert haben. Ewig den liberalen Querdenker geben, obwohl ich ihm in seinen Argumenten durchaus rechts gebe ist mir doch sehr auffällig. Mir scheint es so zu sein, als sei er derjenige in der FDP, der immer mal einen Testballon starten darf, um die Reaktionen darauf zu provozieren, damit man sich ggfls. anpassen oder aber auch distanzieren kann. Während Sie beiden in ihren Artikeln wenigstens inhaltlich Argumente gegenüberstellen, wird Kubicki wieder einmal, zum wievielten Male schon? medial niedergeschrieben. Gut, das ist ihm egal. Er ist BT-Vize und Teilhaber einer RA-Kanzlei, der braucht sich keine Gedanken machen. Man ist ja schon dabei, ihm alte Sachen auszugraben von wegen besondere Nähe zu Putin, weil er mit seiner Kanzlei in Strafsachen Leute aus dem Umfeld von NS2 vertreten haben soll. Diskussion unerwünscht.

Thorwald Franke | Mi., 24. August 2022 - 17:43

In diesem PRO-Artikel sehe ich nirgends ein Argument für die Öffnung von Nordstream 2. Wenn wir Nordstream 2 öffnen, und Putin dort auch kein Gas fließen lässt, was dann? Wo ist der Unterschied zu Nordstream 1? Es gibt keinen.

Kubicki hätte fordern sollen: Atomkraft! Fracking in Norddeutschland! Noch mehr Kohle ans Netz! Das allein haben wir selbst und sicher in der Hand. Also sollten wir DAS tun, und nicht Nordstream 2 aufmachen, nur um dann festzustellen, dass wir da auch nur in die Röhre schauen.