Paulskirche
Soll die Paulskirche gleich aufgebaut werden – oder doch wieder ihrem klassizistischem Original nachempfunden werden? / picture alliance

Frankfurter Paulskirche - Helle Zeiten, dunkle Tage

Die Paulskirche ist in einem schlimmen Zustand. Wo das erste deutsche Parlament tagte, regiert heute die Tristesse. Sollte man die ehemalige Kirche historisch rekonstruieren? Darüber streitet man in Frankfurt verbissen

Autoreninfo

Daniel Gräber leitet das Ressort Kapital bei Cicero.

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Mit schwarz-rot-goldenen Flaggen, Glockengeläut und Kanonendonner wurden die ersten frei gewählten Volksvertreter 1848 in Frankfurt begrüßt. Sie zogen am 1. Mai in die Paulskirche ein, bildeten dort die Nationalversammlung, die Urzelle der deutschen Demokratie. Heute empfangen vergilbte Schautafeln im düsteren Erdgeschoss der Paulskirche Schulklassen und Touristen. Die meisten Besucher verbringen keine Viertelstunde in diesem abweisend trostlosen Nationaldenkmal. Nun muss es saniert werden, doch in Frankfurt haben noch nicht viele begriffen, welche Chance sich dadurch bietet.

An einem Sommervormittag steht Brigitte Krone vor dem Haupteingang der Paulskirche und wartet auf den Oberbürgermeister. Sie trägt ein türkisfarbenes Sommerkleid und ist dezent geschminkt. Zur Verstärkung hat sie ihren Neffen mitgebracht. Florian Schoelkens hat sein Hemd locker über der Hose hängen, die Baseballkappe falsch herum auf dem Kopf und interessiert sich sehr für historische Bauten. Der 29-Jährige hat gerade sein Studium der Kunstgeschichte abgeschlossen.

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Helmut Bachmann | So., 8. September 2019 - 19:09

Es ist m.E. mehr als armselig zu meinen, dass die Renovierung eines historischen Baus den 2.WK vergessen machen könnte. Hier geht es um mehr, hier soll die deutsche Geschichte ohne wenn und aber ins Dunkle gerückt werden. Autorassismus.

Ernst-Günther Konrad | Mo., 9. September 2019 - 08:22

Wer in seiner Gemeinde ein denkmalgeschütztes Haus bewohnt und nur neue Fenster einsetzen will, der erfährt via Baurecht ganz schnell, wo die Grenzen freiheitlichen und modernen Denkens ist. Zur Erhaltung von Kultur, Gedenken und alter Bausubstanz muss alles so hergerichtet werden, dass der ursprüngliche Charakter erhalten bleibt.
Wer Geschichte neu definieren will und unsere deutsche Geschichte auf 12 Jahre reduziert, der wird natürlich ein Gebäude, wie die ehem. Büßerkirche, jetzt Paulskirche so umgestalten, dass ein Volk, die Bewohner der Stadt und letztlich die Geschichtsbücher neue gesteuerte historische Betrachtungen vornimmt.
Die Stätte der Nationalversammlug, ein Ort wo die moderne Demokratie der Deutschen ihre Wiege hat, soll also durch moderne Elemente die Geschichte neu begründen. Das Gebäude gehört so wieder aufgebaut, wie es 1848 den Deutschen diente und muss zum gleichen Zweck erhalten bleiben, um dort vielleicht eine Nationalversammlung abhalten zu können. Wer weis?

Dorothee Sehrt-Irrek | Di., 10. September 2019 - 09:47

her beantworten.
Als ich vor dem Lutherdenkmal und den Trümmern ringsum stand, dachte ich, warum nicht ein Sprung in die Moderne.
Die Bürger der Stadt wollten es anders, jedoch mit sichtbaren Spuren des Vergangenen.
Dresden ist ein Juwel geworden, aber ich mochte es auch schon, als noch Bäume aus zerfallenden Häusern wuchsen.
Die Frankfurter Paulskirche, das deutsche Parlament ist keine Erfindung der Siegermächte und kann daran erinnern, auf welchem Weg das Deutsche Reich war.
Deshalb ist der 1. Weltkrieg und das 3. Reich für mich der Untergang einer großen Nation.
Das kann dennoch keine Rückwendung zum nationalen Gedanken nahelegen, denn die Weimarer/Bundes-Republik erhob sich noch bedeutender aus den Trümmern und zwar als moderne umfassende Demokratie, von der einige EU-Staaten, v. a. die konstitutionellen Monarchien m.E. noch Jahre entfernt sind.
Das macht - für mich das Grundgesetz - die Bedeutung der Bundesrepublik in der EU und weltweit aus als eingefasstes Juwel.
Nu?:)