- „Treibstoff“ – Podcast: „Das Fahrrad ist der Botschafter unserer Persönlichkeit"
Mit der Entwicklung einer neuen E-Bike-Generation im Premiumsegment will die Firma Möve die Zukunft der nachhaltigen Mobilität mitgestalten und hat dafür einen absoluten Star der deutschen Kreativ-Szene engagiert: den Designer Stefan Diez. In welche Richtung sich das E-Bike-Business entwickeln wird, darüber sprechen Diez und Möve-Geschäftsführer Tobias Spröte in der neuen Folge des „Cicero“-Podcasts „Treibstoff“.
Direkt zum Podcast gelangen Sie hier: Interview mit Stefan Diez und Tobias Spröte. Dieser Podcast wird ermöglicht durch Sponsoringpartner.
Kein geringeres Ziel als das perfekte E-Bike zu machen, hat sich die neu aufgestellte Traditionsfahrradmarke gesetzt. Auf dem Weg dorthin verbindet das Unternehmen innovative Technologien mit ausgewählten Materialien für langlebige, wartungsarme E-Bikes. Und setzt auf Handarbeit „made in Germany“: Denn Fahrradrahmen werden heute in den meisten Fällen in Asien produziert. Möve will den Bau dieses wichtigsten Elements eines Rades selbst in der Hand haben und stellt ausschließlich in Europa her, mit einem Partner für den Rahmenbau in Polen.
Im thüringischen Katharinenberg sitzen die Ingenieure, die Stefan Diez als einen Gestalter schätzen, „der das Ganze auch aus der Fertigungstechnik mitdenkt und dann aber auch diesen Schritt in Richtung funktionsintegriertes Design einfach weiterdenken kann“, so Geschäftsführer Tobias Spröte. Aus Sprötes Sicht entwickelt sich der Markt in eine Richtung, bei der neben den technischen Komponenten die Anwendungsbereiche des Rades immer mehr in den Fokus der Kundenbedürfnisse gerückt werden – und diese sind vielfältig: Letzte Meile, Trekkingrad, das leichte Stadtrad, das Lastenrad – die Funktion muss für jede Nische stimmen, aber zusätzlich so ausgestaltet sein, dass sie ästhetisch ist, um im Premium-Segment zu überzeugen.
Alles ist neu, alles ist möglich
Diez, der mehrfach preisgekrönte Designer, dessen Produkte weltweit gefragt sind, ist im Bereich Wohnen bekannt für vielfältige Kooperationen mit renommierten Marken: Seine Stehleuchte „Rope Trick“ für HAY wurde vom MoMA in die ständige Sammlung von Designobjekten aufgenommen, einen Namen gemacht hat er sich ansonsten vor allem mit Sitzmöbeln (u.a. Stühle für Thonet und Brunner).
Jetzt konzentriert Diez sich erstmals auf den Sattel als Sitzfläche. Dabei reizt ihn nicht in erster Linie die ästhetische Weiterentwicklung eines Fahrrads, sondern die Relevanz des Themas: „Die Fahrräder werden auf jeden Fall die zentrale Rolle bei der Mobilitätswende spielen“, sagt der Designer. Weiterhin sieht er eine seltene Chance in der Zusammenarbeit mit der in Bezug auf Elektromobilität noch sehr jungen Firma Möve. Alles ist neu, alles ist möglich: „Wir müssen nicht eine Fertigungsstraße irgendwie weiterbeschäftigen, die etabliert ist. Wir können, glaube ich, in der Konstellation wesentlich radikaler denken.“
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Den Menschen in den Mittelpunkt der Überlegungen zu stellen, die Individualisierungsmöglichkeiten einer Manufaktur zu nutzen, Innovationen durch technische Expertise voranzutreiben, das ist Stefan Diez und Möve wichtig – und Nachhaltigkeit. Diez hat einen Leitfaden für gutes Design in der Kreislaufwirtschaft entwickelt, wonach ein gutes Produkt u.a. lange nützlich bleibt und reparierbar ist.
Bei den neuen E-Bikes will er daher die Teile, die man eventuell einmal austauschen muss, leicht zugänglich machen und wünscht sich, dass die regelmäßige Wartung, wie wir sie beim Auto längst akzeptiert haben, auch in der Fahrradindustrie normal wird: „Es wird in der Zukunft nicht so schnell ein Fahrrad komplett ersetzt, sondern es wird einfach sehr viel stärker repariert und generalüberholt werden, so Dinge, die wir zum Beispiel vom Auto her kennen. (...) Und das sind Dinge, die man beim Fahrrad zum Teil auch schon gemacht hat. Aber ich glaube, da ist, gerade weil die Komplexität steigt und weil der Antrieb auch komplexer wird, sicherlich Potenzial“, so der Designer.
In Möve hat Stefan Diez einen Produzenten gefunden, der den Mut und die Voraussetzungen hat, seine Vorstellungen von nachhaltigem, zukunftsorientiertem Design umzusetzen. Mutig sein ist essentiell in diesen von der Globalisierung geprägten Zeiten, wenn man etwas verändern will, davon ist Diez überzeugt: „Das merken wir im ganzen Industriedesign-Bereich. Ob das jetzt die Stühle sind oder das Porzellan, das Geschirr, das Besteck, aber eben auch die Fahrräder. In den letzten 25 Jahre sind eigentlich ganz oft alte Ideen einfach nur wahnsinnig lang weitergeführt worden, weil man sie immer irgendwo noch billiger herstellen hat können. Und das hat dann einfach dazu geführt, dass man heute sehr, sehr billig etwas kriegen kann. Aber die Idee ist meistens 30 Jahre alt. Im Grunde genommen muss man jetzt einfach eine Idee auf den Tisch legen, die so gut ist, dass sie das Billige hinter sich lässt.“
Damit das gelingt, müsse die Idee schon sehr gut sein, glaubt der Designer – und will bei seiner E-Bike-Gestaltung auch greifbar machen, was die Leute bei einem Fahrrad ins Träumen kommen lässt. Denn wie Turnschuhe oder Kleidung habe das Fahrrad das Potenzial, viel über seinen Käufer aussagen zu können, eigne sich fantastisch als Botschafter einer Persönlichkeit.
Die Kooperation mit Stefan Diez ist langfristig angelegt. Der Möve-Geschäftsführer sieht für sein Unternehmen eine sehr gute Zukunft, „weil wir uns zum Einen durch die technologische Einzigartigkeit als auch durch die von Stefan schon genannte neue Designsprache und dieser Symbiose aus Design und Technologie einen Namen machen werden und dieser alten Traditionsmarke wieder den nötigen Auftrieb geben können.“
Ende Juni 2023 wollen Möve und Stefan Diez auf der internationalen Fahrradmesse „Eurobike“ in Frankfurt am Main die neuen Modelle aus ihrer Zusammenarbeit vorstellen.
Das Gespräch wurde am 28.11.2022 in der Neuen Sammlung der Pinakothek der Moderne in München aufgezeichnet.
Treibstoff – Der Podcast von Cicero über das, was die Wirtschaft antreibt, stellt in jeder Folge kreative und innovative Macher, Unternehmen und Entscheider vor, die mit ihren Ideen, Visionen und Innovationen die deutsche Wirtschaft antreiben und unsere Gesellschaft weiterbringen. Die einzelnen Folgen werden ermöglicht durch einen Sponsoringpartner.
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