Marco Wagner

Magazin Cicero im Juni - In Stahlwäldern

Das Magazin Cicero widmet sich in seiner Juni-Ausgabe der Windkraft. Diese Technik liefert zwar saubere Energie, verschandelt aber jahrhundertealte Kulturland­schaften. Chefredakteur Christoph Schwennicke stellt die Heftbeiträge vor

Autoreninfo

Christoph Schwennicke war bis 2020 Chefredakteur des Magazins Cicero.

So erreichen Sie Christoph Schwennicke:

Manchmal wird das Gute unheimlich. Wer durch Deutschlands Norden fährt, mit dem Auto oder mit der Bahn, der kommt inzwischen durch Landstriche, die aussehen, als hätten sich dort extraterrestrische Riesen mit ihren himmelhohen Bauten niedergelassen, die menschliche Siedlungen, Felder und Flure wie eine dystopische Modelleisenbahnkulisse aussehen lassen.

Die Energiewende der Kanzlerin, nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima vor fünf Jahren abrupt beschleunigt, lässt Stahlwälder wachsen, die einerseits sauberste Energie erzeu­gen, aber zugleich jahrhundertealte Kulturland­schaften verschandeln und Lebensräume ruinieren. „Eine brutalere Zerstörung der Landschaft, als sie mit Windkrafträdern zu spicken und zu verriegeln, hat zuvor keine Phase der Industrialisierung verursacht. Es ist die Auslöschung aller Dichterblicke der deutschen Literatur von Hölderlin bis Bobrowski“, befindet Botho Strauß, als hätte er unser Titelbild gekannt.

Am Beispiel Dithmarschens in Schleswig-Holstein, einem Schwerpunkt der neuen Riesenräder, beschreibt unser Autor Christoph Scheuring, wie sich nun der Widerstand gegen die Windparks formiert – dort, wo die Menschen unmittelbar im Schlagschatten der gigantischen Rotoren leben. Und er stellt die Frage, ob bei der Umsetzung der Energiewende etwas nicht kolossal aus dem Ruder läuft, weil Windenergie zwar einerseits „das Reine, Gute und Anständige“ sei, andererseits mit ihr wegen der immensen Subventionen „so unanständig viel Geld zu verdienen ist, dass sie das Schlechteste aus den Menschen kitzelt“.

Windige Geschäfte also, gut gemeinter Irrsinn? Im Interview mit Constantin Magnis prangert der Dirigent, Großgrundbesitzer und ehemalige Windkraftfreund Enoch zu Guttenberg eine große Geschäftemacherei im Deckmäntelchen des Guten an: „Bei der Windkraft werden Milliarden verschoben. Alle wollen kassieren. Kommunen durch Steuern, Bürgermeister und Lokalpolitiker als Geschäftsführer für Windparks, Umweltverbände durch Gutachteraufträge.“

Ein Filz, so grün und fest wie ein Lodenmantel.

 

Das Magazin Cicero (Juniausgabe) mit dem Titel „Flurschaden – Der Aufstand gegen die Windkraft“ erhalten Sie ab sofort am Kiosk oder in unserem Onlineshop. Die Titelgeschichte können Sie außerdem im Digitalkiosk Blendle lesen.

 

 

 

 

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

peter hauser | Sa., 18. Juni 2016 - 13:22

Es stimmt einen wirklich irritierend nachdenklich, wenn Politik irrational Vorgaben macht, die dem "gesunden" Menschenverstand widerspretchen.
Mit apodiktischer Gewißheit wird verordnet(befohlen), was sich dann als höchst problematisch erweist.
Wie sollen Wind und Sonne, verbunden mit monokultureller Ausbeutung der Natur, mittels so genannten regenerativen Projekten, den zukünftigen Energiebedarf decken ?
Politik sollte nicht "Visionen" als Inhalt haben, sondern realistisch/pragmatisch, tätig sein und Probleme erkennen, benennen und sichtbar mutig angehen.

"Energiewende" ist von Beginn an ein inhaltsleerer Begriff, der "sozialromantisch" instriumentalisiert wurde,damit Glaube mit Interesse etwas als möglich erscheinen läßt, was praktisch unmöglich ist.....eine heile Welt in der Zukunft durch Glaube an irgend einen Fortschritt, technisch oder menschlich....:-) ???

Harro Meyer | Mo., 20. Juni 2016 - 15:33

Das Deutsche Volk ist ein gutmütiges Volk, leider häufig hysterisch. Da werden Dinge gemacht, die andere Völker nur mit Kopfschütteln quittieren, die, auch wenn sie zum eigenen Nachteil oder undurchführbar sind, bis zum bitteren Ende mit Überzeugung durchgezogen, nach Freud liegt dann pathologisch ein Wahn vor.
Vom Hitlerwahn zum Klimawahn, das macht uns keiner nach.

Dr. Martin Keil | Di., 21. Juni 2016 - 22:33

Mit dem homo sapiens hat eine spezies die Welt betreten, die schon auf Grund ihrer Anzahl ihre Spuren hinterlässt. Es ist deshalb eine Illusion zu glauben, Natur und Kulturlandschaften könnten unverändert weiterexistieren, vor allem auch, weil es mit dem "sapiens" nicht weit her ist. Botho Strauß irrt allerdings, wenn er meint, eine brutalere Zerstörung der Landschaft hätte es bisher nie gegeben. Er sollte z. B. in die Lausitz fahren, wo durch den Braunkohlentagebau Dörfer und Landschaften einfach verschwunden sind und immer noch verschwinden. Soviel ich weiß, haben wegen der Windkraftanlagen noch keine Menschen ihre Heimat verloren.

Reinhard Seidel | Do., 30. Juni 2016 - 15:35

Antwort auf von Dr. Martin Keil

in der Lausitz sind zwar Dörfer durch den Braunkohleabbau verschwunden, aber im
nachhinein entstehen wunderbare Badeseen, die den Tourismus in dieser Gegend
ankurbeln. Das kann man nach dem Verschwinden der Windräder in Schleswig-Holstein nicht behaupten. Die Heimat verlieren können die Menschen in SH auch,
wenn sie den Wald der Windräder aus gesundheitlichen oder ästhetischen Gründen
nicht mehr ertragen können.

Sonny Flash | Do., 23. Juni 2016 - 14:46

Der Beitrag ist polemisch, daher möchte ich polemisch antworten. Ich wohne an einer Hauptverkehrsstrasse, hier hört man bei offenem Fenster in der Tat sein eigenes Wort nicht.90% der Anwohner und ich inkl. haben kein Auto und können sich ein Haus mit Blick auf einen blinkenden Windpark gar nicht erst leisten. Nachweislich gesundheitliche Schäden gibts hier. Wenn die Schutzzone für den Menschen eingefordert wird, bestehe ich aber auch auf autofreie Städte oder den Verbot anderer Lärm- und Lichtquellen!

Kurz gesagt ich halte einen Windpark in 600m Entfernung für hinnehmbar. Windparks laut wie ein "Heavy-Metal Konzert" hab ich noch nicht Ansatzweise gehört !? Jedem wird man es bei Projekten wie der Energiewende nicht recht machen können. Sinnvolle Kompromisse sollte man suchen und finden aber da hilft Polemik wie von mir oder Ihnen nicht weiter.

Prof. Dr. Hans-Lothar Fischer | Mo., 27. Juni 2016 - 11:43

Dem Leser wird empfohlen, sich auf der Internetseite (https://energy-charts.de/power_de.htm) von Fraunhofer die Solar/Wind-Energieoutputs für den gesamten Monat Juni 2016 anzuschauen. Dann erkennt er, dass ein stabiles und sicheres Energieangebot aus diesen Quellen nicht zu erwarten ist. Kann eine wie auch immer geartete Speichertechnologie das für eine moderne Industriegesellschaft wichtige Grundlast-Energieangebot schaffen? Beim Füllen und Leeren der Speicher treten natürlich Verluste auf. Nehmen wir jeweils 50% Wirkungsgrad an, dann ist der Gesamtwirkungsgrad der Speicherung 0,5 * 0,5 = 0,25. Um also ein angenommenes tägliches Defizit von 100 GW aus Speichern bedienen zu können, muss man also vorher insgesamt 400 GW gespeichert haben. Nun kann man überlegen, ob höhere Wirkungsgrade durch bessere Technik zu erreichen sind. Selbst bei je 70% Wirkungsgrad muss man immer noch vorher etwa 200 GW vorher irgendwo/wann speichern. Die Energiewende kann also nicht funktionieren.

hans jürgen laumann | Sa., 2. Juli 2016 - 16:30

was soll gewendet werden ?
wir bauen immer neue Anlagen, um immer mehr
Energie zu erzeugen und verbrauchen zu können .
Richtig wäre - wir - ein jeder - müssen weniger Energie verbrauchen..........
Die Autoindustrie "bastelt" seit Jahren an immer größeren Fahrzeugen(z.B. SUV),
mit immer kleineren Verbräuchen ( per Chip) ........
Die Städte sind Tag und Nacht erleuchtet .............
Die Geräte werden nicht mehr ausgeschalten sondern sondern per stand by immer startklar
gehalten .................