Der Verkehrsminister Alexander Dobrindt, der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (l-r, alle CSU), der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer und der Fraktionsvorsitzende Thomas Kreuzer sitzen am 27.09.2017 im bayerischen Landtag in München (Bayern) vor einer CSU-Fraktionssitzung auf ihren Plätzen.
CSU-Fraktionssitzung nach der Wahl: „Endlich wurden die Umfragen mit der Wirklichkeit konfrontiert“ / picture alliance

Demoskopie - „Die Parteien haben sich darin eingerichtet, Scheinriesen zu werden“

Warum schnitten CDU und CSU schlechter ab als von den Demoskopen erwartet, die Grünen aber besser? Der Chef des Meinungsforschungsinstituts Insa über die Lehren aus der Bundestagswahl

Autoreninfo

Christoph Schwennicke war bis 2020 Chefredakteur des Magazins Cicero.

So erreichen Sie Christoph Schwennicke:

Herr Binkert, Sie sind lange dafür kritisiert worden, dass Ihre Umfragewerte für die CDU/CSU zu niedrig und die der AfD zu hoch seien. Der Ausgang der Bundestagswahl hat Sie bestätigt. Empfinden Sie darüber Genugtuung?
Wir waren uns die ganze Zeit sicher, dass unsere Zahlen die Wirklichkeit spiegeln. Es geht bei Umfragen ja nicht darum, dass die Ergebnisse allen gefallen müssen, sondern dass sie stimmen. Aber natürlich gibt es Angenehmeres, als immer damit konfrontiert zu werden, dass man bei den Erhebungen teilweise zu signifikant andere Ergebnisse bekommt als die Mitbewerber. Ich habe mich nach diesen Bundestagswahlen gesehnt. Endlich wurden die Umfragen mit der Wirklichkeit konfrontiert.

Die Grünen haben Sie aber total falsch eingeschätzt. Viel zu tief. Wie erklären Sie sich das? Verstehe Sie im Osten nichts von den Grünen?
Es gab kein anderes Institut, das bei den Grünen näher dran war. Aber es gab andere, die deutlich weiter entfernt waren. In unserer Vorwahlumfrage kamen die Grünen auf 8 Prozent, beim amtlichen Endergebnis standen dann 8,9 Prozent. Das ist einerseits in der statistischen Fehlertoleranz drin und andererseits spiegeln wir – auch zwei Tage vor der Wahl – immer nur die Stimmung zum Zeitpunkt der Erhebung. Dass es noch Wähler gibt, die ursprünglich sagten, dass sie die Linke wählen, dann aber doch für die Grünen stimmen, oder potenzielle Unionswähler, die sich dann doch entscheiden, ihr Kreuz bei der FDP zu machen, wissen wir. Zu solchen Verschiebungen innerhalb eines Lagers kann es noch ganz kurzfristig kommen. An den großen Trends ändert das nichts.

Ist es vielleicht einfach nur Glück, dass Sie näher am Wahlergebnis lagen als die anderen? Ist Demoskopie am Ende eine Art Glücksspiel?
Wahlforschung ist weder Glücksspiel noch Zauberei, sondern eine Wissenschaft. Ich weiß nicht, ob es tatsächlich „Geheimformeln“ gibt. Am Ende kommen meist Ergebnisse raus, die so nah beieinander sind, dass selbst durch die statistische Fehlertoleranz größere Unterschiede sichtbar werden müssten. Mir scheint die Offenheit gegenüber mehreren Umfragemethoden sinnvoll. Die Fixierung darauf, entweder nur telefonisch oder nur online zu erheben, ist meiner Meinung nach falsch. Wir haben jeweils gut 1.000 Befragte telefonisch und online befragt. Dieser Methodenmix schafft einen echten Erkenntnisvorsprung.

Können Sie das genauer erklären?
Durch eine Online-Erhebung wissen wir, dass nur zwei Drittel der AfD-Wähler bereit sind, bei einer repräsentativen Telefonbefragung ihre wahre Wahlabsicht zu äußern. Es kommt sehr darauf an, die richtigen Fragen zu stellen und sowohl online als auch telefonisch zu erheben. Wir wissen, dass es Antworten gibt, die dem Interviewten „sozial erwünscht“ erscheinen, aber nicht seiner tatsächlichen Haltung entsprechen. Aber die „soziale Erwünschtheit“ hat bei Online-Umfragen grundsätzlich einen geringeren Einfluss. 

Und wie ist das mit den „richtigen“ Fragen?
Die unterschiedlichen Institute stellen nicht die gleiche Frage oder nutzen den gleichen Wortlaut. Auch die Antwortvorgaben sind wichtig. Welche Antwortoptionen werden vorgegeben, wie viele können bejaht werden oder ist es möglich, „offen“ zu antworten, ungefiltert das zu sagen, was man meint? Bei der Veröffentlichung der Ergebnisse scheint es aber häufig so, es handle sich um die gleiche Frage. Es gibt hier nicht zwingend ein Richtig oder Falsch, man muss aber um die Unterschiede wissen.

Können Sie ein Beispiel nennen?
Angela Merkel war 2013 die präsidiale Kanzlerin, die über alle Lager hinweg anerkannt war und auf Zustimmung stieß. 2017 war sie die Kanzlerin, an der sich die Geister schieden. Jeweils etwa 40 Prozent der Wähler wollten eine vierte Kanzlerschaft Merkels oder sie lehnten diese entschieden ab. Aber fünf von sieben Parteien – inklusive der CSU – sprachen sich mehr oder weniger klar für Angela Merkel als Kanzlerin aus. Wenn Sie nur fragen, wen man als Bundeskanzler „lieber“ hat – Merkel oder Schulz –, dann führt das zu Ergebnissen, die nicht wirklich weiterhelfen. Ein solches „entweder oder“ funktioniert nicht mehr. Keiner der beiden Kanzlerkandidaten hatte letztlich eine Mehrheit der Wähler hinter sich. Das „weder noch“ hat gefehlt. Wir haben es als Antwortoption mit abgefragt. Dass bei dieser gespaltenen Stimmung zur Kanzlerin nicht wieder 40 Prozent und mehr für die Union drin sind, war völlig klar.

Manche Institute erklären ihre Fehlprognose mit der Fehleinschätzung der Wahlbeteiligung. Überzeugt Sie das?
Nein. Zu einer guten Umfrage gehört es auch, die Wahlbeteiligung in etwa abschätzen zu können. Wir hatten mit einer Wahlbeteiligung zwischen 75 und 80 Prozent gerechnet und das auch öffentlich kommuniziert. Man hätte also nur auf uns hören müssen. Und natürlich war klar, wer von einer erhöhten Wahlbeteiligung profitiert. Das haben die Landtagswahlen des vergangenen Jahres und das hat auch der Aufruf von Minister Peter Altmaier – lieber nicht zu wählen, als aus seiner Sicht „falsch“ zu wählen – deutlich gemacht. Es ist bekannt, dass vor allem die AfD Stimmen der ehemaligen Nichtwähler bekommt. Die Parteien hatten sich darin eingerichtet, „Scheinriesen“ zu werden. Da die Wahlbeteiligung über mehrere Legislaturperioden immer weiter zurückging, täuschten die Wahlergebnisse einen Zuspruch vor, den es nicht mehr gab. Viele vergessen, dass Helmut Kohl bei seiner großen Wahlniederlage 1998 vergleichbar viele Wählerinnen und Wähler für die Union gewann, wie Angela Merkel bei ihrem großen Wahlsieg 2013.

 

Hermann Binkert
Hermann Binkert ist Geschäftsführer des Meinungsforschungsinstituts Insa.

 

 

 

 

 

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Christa Wallau | Mi., 4. Oktober 2017 - 17:36

Meines Erachtens sollten Umfragen vor einer Wahl spätestens zwei Wochen vorher verboten werden, ebenso wie alle Wahlkampfveranstaltungen
in den Medien. Die Parteien könnten ihren Wahlkampf im Lande individuell bis zum Schluß fortsetzen, und auch Fernseh-Wahlspots dürften weiterlaufen. Ansonsten sollte es still sein im Lande - abwartende Gelassenheit müßte herrschen. Die Berichterstattung durch die Medien über Auftritte von Kandidaten dürfte nur noch kurz, ausgewogen und sachlich-neutral und sein. Keine Kommentare mehr!
Die Bürger brauchen R u h e zum Nachdenken vor einer Wahl, und sie müssen sich unbeeinflußt
von Besserwissern entscheiden können.
Wenn ihnen beim täglichen Fernsehen immerzu
a n d e r e, die sich klüger dünken, das Denken abnehmen, darf man sich nicht wundern, daß die Wahl-Ergebnisse schließlich irgendwie "schief" bzw. "komisch" erscheinen.

Dr. Lothar Sukstorf | Mi., 4. Oktober 2017 - 18:40

Antwort auf von Christa Wallau

Ich stimme Ihnen zu, nur zwei Wochen sind zu wenig. Vier Wochen wären besser.Die meisten Medien, die Wahlumfragen in Auftrag gegeben hatten, verfolgten klare politische Absichten... Merkel und gegen AfD...

Franz Schmid | Mi., 4. Oktober 2017 - 18:57

Antwort auf von Christa Wallau

Bitte vergessen Sie nicht,saß die Medien bis kurz vor 18h noch hetzen, ... Ähh ,... berichten. Nur rausgerutscht!

Cecilia Mohn | Do., 5. Oktober 2017 - 07:56

Antwort auf von Christa Wallau

Die Wähler haben trotz massiver Beeinflussung so entschieden, wie sie es für richtig hielten. Das ist doch nun wohl ganz klar zu sehen.

Cecilia Mohn

Christa Wallau | Do., 5. Oktober 2017 - 14:55

Antwort auf von Cecilia Mohn

Nein, Frau Mohn, dem kann ich nicht zustimmen. Viele Wähler haben auch
diesmal nicht entschieden, wie s i e es für richtig hielten, sondern wie sie
- gemessen an dem, was ihnen eingetrichtert wurde - noch glaubten verantworten zu können. D e s h a l b ist die FDP u. a. ( Der smarte Lindner hat natürlich auch seinen Teil dazu beigetragen) auf so hohe Prozentzahlen gekommen: Viele, die eigentlich das Programm der AfD vernünftig finden und sich damit identifizieren können, haben aus ihnen eingebleuter Angst heraus ihr Kreuz lieber bei der
vermeintlich "ungefährlichen" FDP gemacht.

Das mag sein, Frau wallau, aber schaun Sie: in einigen laendern waren fast alle afd-plakate zerstoert worden - und die waehler haben dort trotzdem 30 prozent afd gewaehlt. Cecilia mohn

Peter Lieser | Do., 5. Oktober 2017 - 09:36

Antwort auf von Christa Wallau

Besonders die Ö/R hochseriösen, unabhängigen Sender haben hervorgetan, mit Hofberichterstattung und einschlägigen Kommentaren selbsternannter Retter der Demokratie. Besonders auffällig, Herr Theveßen vom Spartensender ZDF. Da wäre dann noch die Frage, ob ich für die Finanzierung der Fernsehspots mit meinen Zwangsgebühren zuständig bin ? NEIN !

Heidemarie Heim | Mi., 4. Oktober 2017 - 18:31

Im Umgang mit ihrem nun "natürlichen Feind"namens INSA.Liebe Redaktion! Das Foto oben spricht derartig ganze Bände,daß man fast geneigt ist die Ausführungen Herr Binkerts als gutmeinendes Trostpflaster zu verwenden. Doch was fangen unsere Politiker mit stimmigen Umfragewerten wie von INSA an? Wenig bis nichts.
Man beschäftigt eigene Mathematikkünstler und
Statistiker,die im Brustton der Überzeugung behaupten,das 87% aller Wähler nicht AfD und somit sie selbst gewählt hätten. So geht Scheinriesentum in Vollendung!Und dies ganz ohne
Toleranzen +-0% ;). Entbehrliche Faktoren wie
Wahlbeteiligung und ähnliche Differenzierungen
stören da nur und sind somit vernachlässigbar.Ich wusste schließlich auch nie wie lang der Dreissigjährige Krieg dauerte! Interessant wäre eine Analyse von INSA zum Verhalten der, wie ich
sie nenne Kugelfischparteien,die sich gerade anschicken das Becken mit dem großen Hai zu teilen.Von der Größe her,selbst aufgeblasen,Appetithappen oder Pilotfische?? MfG

Holger Stockinger | Mi., 4. Oktober 2017 - 19:27

erklärt noch Nicht-NAZI-Wählern, wie eine Leiche in der Breisach unterzubringen wäre?

Rotrotgrüner Zynismus findet zwar viel Beifall, aber Schiller wußte es anders: Wer den Bürgerkrieg einladen tut - wird ihn auch bekommen ("Die Glocke") ...

Andreas Ulbrich | Mi., 4. Oktober 2017 - 20:09

Sorry, das wörtliche Zitat am Ende des Interviews lautet "hatten" , und das macht auch mehr Sinn, denn damit ist es ja erst mal vorbei.

Mathias Trostdorf | Mi., 4. Oktober 2017 - 22:20

Ich bin eigentlich Wahlprognosen, da ja inzwischen bekannt ist, daß viele Wähler inzwischen taktisch- und oftmals so wählen, daß es eher um die Verhinderung ungewünschter Parteien oder Koalitionen als um den Wahlsieg einer Wunschpartei geht. Wenn man also vorher schon mitgeteilt kriegt, für welche Parteien es sich möglicherweise gar nicht zu entscheiden lohnt, bekommen die starken Parteien wahrscheinlich aus diesem Grunde mehr Stimmen.

Wolfgang Schuckmann | Mi., 4. Oktober 2017 - 23:32

Ganz kurz. Wahlkampf wird für die gemacht, die ab der Vereidigung der Regierung mehr oder weniger im Ruhe-, oder Entspanntmodus waren. Für mich ist Wahlkampf ab der Inthronisation der neuen Regierung. Wer ab da beweist, das er sein Tun seinem Amtseid gemäß ausübt, hat die besten Chancen bei mir, dass ich mich erinnere. Ansonsten: Viel Getöse, nichts konkretes. Nichtssagendes Geplärre. Denn merke: Was in der Legislatur nicht erledigt wurde ist entweder zu schwer, oder anders ausgedrückt: Da drückt der Schuh noch nicht genug.
W.Schuckmann

Torsten Knecht | Mi., 4. Oktober 2017 - 23:46

... was wir brauchen ist direkte Demokratie, Volksabstimmungen wie in der Schweiz.

Haben die Schweizer vor jeder ihrer Wahl Demoskopen als Orakel befragt?

Demoskopen beeinflussen die Wahlentscheidung mit sogenannten Expertenwissen u. dem Trick der selbsterfüllenden Prophezeiung. Bei Trump hat es nicht geklappt u. Angie sitzt der Schock immer noch in den Knochen.

Alexander Mazurek | Do., 5. Oktober 2017 - 00:28

... darüber mit meinen "aufgeklärten" grün-gelben Arbeitskollegen unterhalten, diese sind allesamt "gleichgeschaltet", dank Luther, Hobbes, Bismarck & Adolf, und sie "fühlen" sich echt gut dabei! Lt. G. K. Chesterton schwimmen aber "nur Müll und Aas mit dem Strom" ... Wahrlich kein zivilisatorischer "Fortschritt", oder was?!

... hängt auch mit dem technischen Fortschritt zusammen.

Eigentlich wäre es heute dank Digitalisierung einfacher demokratische Prozesse in Gang zu bringen. Aber ist das auch von den Politikern so gewollt? Man stelle sich mal vor, Merkel delegiert ihre ungebremste Zuwanderung an jedes Dorf, Stadtteil etc., die dann entscheiden, ob und wenn wie viele und wie lange aufgenommen werden.

Merkel hat nix mehr zu bestimmen sondern lediglich in der Außenpolitik eine Repräsentationsfunktion einzunehmen. Merkel wäre die Dienerin des deutschen Volkes, wie es der Amtseid vorgibt.

Stattdessen. Murks. Merkel. 12 Jahre + x

Cecilia Mohn | Do., 5. Oktober 2017 - 07:59

Gerade in den alten Bundesländern werden die Grünen total falsch eingeschätzt. Sie kümmern sich nämlich schon lange nicht mehr um den Naturschutz, sondern um abstruse politische Programme. Wenn es nach den neuen Bundesländern gegangen wäre, dann wären keine Grünen mehr im Bundestag - und das wäre gut so. Umweltpolitik wird inzwischen von allen Parteien gemacht. Teilweise bessere, als von den sogenannten Grünen.

Cecilia Mohn

Thomas Lotsch | Fr., 6. Oktober 2017 - 14:59

Antwort auf von Cecilia Mohn

Liebe Frau Mohn, Ihr Kommentar zeigt mir, daß Sie nur irgendwas Negatives rausposaunen wollen, aber in Wahrheit Null Ahnung haben! Wo sollen welche Parte bessere Umweltschutzmaßnahmen durchgeführt haben? Bitte mal Beweise, aber die haben Sie ja nicht! Ohne Grünen gehen auch wir rel. aufgeklärte Bürger nicht gegen Klimawandel und Umweltzerstörung vor! Nur die Grünen piesacken uns damit und das gefällt halt den meisten Wählern nicht. Muß aber sein, denn die meisten Wähler haben ja auch Kinder und Enkel, die noch 100 Jahre auf diesem Planeten sind!

Davina Dalmann | Do., 5. Oktober 2017 - 08:47

Ich hatte direkt nach Eingang der Wahlzettel per Briefwahl ca. 3 Wochen vor Termin gewählt.
Wie wurde "meine" Wahl eigentlich von den Instituten in den Umfragen "verbucht" und die Millionen anderer, die sich mit ca. 25 % für diese Form der Wahl entschieden haben. Es ist Kaffeesatzleserei und ähnlich wie der Wetterbericht !

Sebastian Weiler | Do., 5. Oktober 2017 - 09:15

Es ist doch bezeichnend, dass Medien, Politik und die Demokratie dieser Tage nach Umfrageergebnisse gieren, wie der Alkoholiker nach der Flasche Bier.
Woran mag das liegen? Früher brauchte man diesen Tanz doch auch nicht.
Vermutlich will man sich so nicht die Finger mit dem gemeinen Pöbel und dessen Sorgen schmutzig machen, sondern überlässt eine irgendwie errrechnete Statistik auf irgendwie datenschutzrechtlich anrüchigen verarbeiteten Daten lieber Dritten, die dann aber in den meisten Fällen doch irgend einer Partei nahe stehen (Insa wohl der CDU). Das passt zum Kampf der ehemaligen Volksparteien gegen mehr direkte Demokratie und das Einprügeln unter Zuhilfenahme all der anderen Nutznießer eines offenbar völlig maroden Politsystems. Mit der deutschen Parteiendemokratie geht es zu Ende, auch Dank dem wundervollen Abschneiden der AfD. Aber mehr noch wegen den nun zu erwartenden "Maßnahmen" gegen diese Partei, die das System damit ad absurdum führen werden.

Yvonne Walden | Do., 5. Oktober 2017 - 10:09

Für die großen Vorsitzenden der Parteien ist es im Grunde unwichtig, wie hoch die Wahlbeteiligung ist. Hauptsache, ihre Partei erhält eine Stimmenmehrheit, die regierungsfähig macht.
Diese Haltung spiegelt eine Mißachtung des Volkswillens wider, die am Ende zu der bekannten Parteienverdrossenheit geführt hat.
Jetzt erscheint am Horizont die Alternative für Deutschland (AfD).
Kein Wunder, daß eine Vielzahl frustrierter Wählerinnen und Wähler, aber auch viele bislang Enthaltsame dieser Partei ihre Stimme gaben.
Was not tut, sind glaubwürdige Vertreterinnen und Vertreter der verschiedenen politischen Richtungen, die nicht Wasser predigen, um selbst Wein zu trinken, sondern Wahl-Versprechen auch einlösen.
Insbesondere die SPD steht ja auch deshalb sozusagen am politischen Abgrund, weil ein Bundeskanzler namens Gerhard Schröder den Ruf dieser Partei fast ruiniert hat und ein Kanzlerkandidat namens Martin Schulz es nicht schaffte, sich klar vom Schröder`schen Kurs zu distanzieren.

... und der SPD rate ich, sich von Schulz, Gabriel, Schröder, Steinmeyer, Nahles und all denen zu trennen, die sich durch die A2010 Gesetzgebung von der Sozialdemokratie verabschiedet haben.

Neue Köpfe und zurück zu den Wurzeln. 8 Mio. an der Armutsgrenze sind potentielle Stimmen, sind Eure Wähler wenn ihr es richtig anpackt.

Ansonsten politischer Tod und den Nachruf hält dann die heimliche Schwesterpartei CDU.

Karin Zeitz | Do., 5. Oktober 2017 - 11:01

haben in Sachsen gerade mal 2,3% der Wählerstimmen erhalten. Die große Zustimmung gibt es dagegen in den Bundesländern, in denen grüne Realpolitiker wie Kretschmann die Landesregierungen stellen.
Realpolitiker haben jedoch keine große Unterstützung in ihrer Partei der bunten Träume auf Bundesebene.

Yvonne Walden | Do., 5. Oktober 2017 - 12:56

Antwort auf von Karin Zeitz

Liebe Karin Zeitz, wie unterscheidet sich das politische Agieren eines Winfried Kretschmann von früheren CDU-Ministerpräsidenten in Baden-Württemberg? Kretschmann "liebkost" die Auto-Industriellen und sagt dem Branchenriesen Daimler-Benz nur im Flüsterton, daß es so wie bisher nicht weiter gehen kann.
Er hat auch keine "grüne" Vision über eine wirklich ökologische Politik über das Jahr 2020 hinaus und pflegt weiterhin den Habitus eines Gymnasiallehrers.
Die sogenannten "Fundamentalisten" innerhalb der Partei DIE GRÜNEN dagegen versuchen zumindest, "über den Tag hinaus zu denken".
Da mag vieles überzogen sein und illusorisch klingen, aber mit dem "weiter so" der Bundeskanzlerin Angela Merkel ist diese bekanntlich selbst gescheitert.
Es führt nun einmal kein Weg daran vorbei: wir brauchen eine andere Politik, um unsere Zukunft zu gestalten und nicht als Ewig-Gestrige am Ende zu scheitern.
Insoweit kann uns da auch eine AfD vermutlich nicht weiter helfen, im Gegenteil.

helfen nicht, wenn sie die objektive Realität negieren. Dazu gehört auch anzuerkennen, dass die Erfolge der deutschen Volkswirtschaft vor allem durch die Autoindustrie erreicht worden sind. Ihre Schwächung führt dazu, dass sowohl Arbeitsplätze als auch Staatseinnahmen in großem Umfang wegbrechen. Die frei werdenden Absatzmärkte werden dann von internationalen Konkurrenten besetzt, so dass eine Verbesserung im Umweltschutz nicht eintreten würde. Außerdem muss man fragen, wovon beim Niedergang der deutschen Wirtschaft die Wünsche der Grünen nach Aufnahme von noch mehr schutz- und hilfsbedürftigen Menschen finanziert werden? Realistische Einschätzungen sind die Voraussetzungen zum “über den Tag hinaus denken“, weil der Weg ansonsten direkt in die Katastrophe führen würde.

... Vor den Grünen allerdings muss man sich in Acht nehmen, das hat bereits ihre Kumpanei mit dem lupenreinen Sozialdemokraten Schröder bei A2010 gezeigt. Grüne halten sich für die Moralinstanz schlechthin, deren Politiker (Beck) nehmen Drogen, Beschimpfen (Roth) D. als Nation u. machen weiter als wäre nix gewesen.

Solche Volksvertreter will doch keiner wirklich haben in der Politik!

haben sie im Bundesdurchschnitt immerhin 9% erreicht, wodurch sie im Rahmen einer Jamaika-Koalition sogar einen Teil ihrer verqueren Auffassungen durchsetzen könnten.

Achim Scharelmann | Fr., 6. Oktober 2017 - 11:05

Die handeln eben nach dem Gesetz der Trägheit, genau wie manche Redaktionen, die einen Kommentar viel zu spät zum Artikel erscheinen lassen. Wenn über Nacht der dritte Weltkrieg ausbricht bewegen die Leser andere Dinge und dann ist das Geschwätz zu einem Thema von gestern überflüssig und außerdem, was soll eigentlich eine Zensur, die Bemerkungen hat doch jeder selbst zu verantworten, denn beide, Zeitung und Leser bewegen sich im öffentlichen Raum und stellen eine Symbiose dar, denn ohne Leser keine Zeitung, aber ohne Zeitung auch keine Leser und deshalb wäre doch der alte Hinweis auf die persönliche Haftung völlig ausreichend, denn jeder muß für sich selbst erkennen, wo er mit dem Gesetz in Konflikt kommen kann oder auch nicht. Die Zensur beschneidet die Meinungsfreiheit und dieses Gut ist höher anzusetzen als persönliche Empfindlichkeiten, die man so oder so sehen kann.

Juliana Keppelen | Fr., 6. Oktober 2017 - 18:50

Denn gewonnen haben die größten Parteispender bekommen sie doch jetzt ihre Wunschkoalition. Sie können sich die Hände reiben der Einsatz hat sich gelohnt. Die "Grünen" sind nur (lästiger) Beifang und evtl. kann man sie noch als Buhmann gebrauchen wenn's nicht so läuft wie erhofft. Aber gaaaanz wichtig Mutti und Lindner sitzen am Ruder.