Kim Jong-un hält eine Rede
Kim Jong-un hält eine Rede vor der koreanischen Arbeiterpartei / picture alliance

Kim Jong-un - Der Wolf von Pjöngjang

Im Westen wird Nordkoreas Machthaber meist als ein verrückter Diktator gesehen. Doch davon ist er weit entfernt. Im Gegenteil: Kim Jong-un gestaltet sein Land so konsequent um, wie man es sonst nur von Chefs großer Firmen kennt

Autoreninfo

David Kang ist Professor für Internationale Beziehungen und Direktor des Instituts für Koreastudien an der University of Southern California Dornsife in Los Angeles.

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Westliche Kommentatoren behandeln Nordkoreas Staatsoberhaupt Kim Jong-un oft als einen Witz. In privaten Gesprächen habe
ich gehört, wie Vertreter der US-Regierung und der militärischen Führung ihn gelegentlich als „fetten Jungen“, einen „jungen Playboy“ und als „Witzfigur“ bezeichneten. UN-Botschafterin Nikki Haley hat sogar öffentlich die Frage gestellt, ob er verrückt ist. Den nordkoreanischen Führer zu beleidigen, ist jedoch ein Fehler – nicht, weil es sich nicht gehört, sondern weil unterschätzt wird, wozu er fähig ist. Kim ist kein Clown. Ihn als einen solchen zu behandeln, bedeutet, die Bedrohung zu verkennen, die Nordkorea und dessen Machthaber darstellen.

Besser ist es, ihn wie eine Art neuen Geschäftsführer zu betrachten, der ein Unternehmen übernimmt. Das ermöglicht Beobachtern, Diskussionen über seine geistige Gesundheit (und die Fokussierung auf ihn als einen Diktator) zu vermeiden und stattdessen seine Qualitäten als Führungskraft zu untersuchen.

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Juliana Keppelen | Mo., 4. September 2017 - 18:11

Ja er ist für viele eine skurrile Erscheinung und ein Bilderbuch "Unsymphat" aber er hat eine Vision und die heißt sich und sein Land so weit wie möglich unangreifbar zu machen angesichts der vielen Manöver vor seiner Haustür von seinem "Todfeind" den USA. Er zeigt ganz rational nach innen und nach außen "seht her wir sind ziemlich giftig". Dass die Welt (wobei ich mich frage wirklich die ganze Welt) jetzt Schnappatmung bekommt nimmt Kim Jong un wahrscheinlich mit einer gewissen Befriedigung zur Kenntnis ob es ihn beeindruckt ist eine andere Frage. Allerdings kann ich mich gut an die französischen Atomtests erinnern auf dem Mururoa-Atoll (weit ab vom eigenen Land und der eigenen Bevölkerung zu lasten indigener Bevölkerung) da haben weltweite Proteste die Franzosen auch nicht gejuckt sie haben ihre Tests durch gezogen ohne Rücksicht auf Leib, Leben, Natur und Umwelt bis die Serie abgearbeitet war das gleiche auf dem Bikini-Atoll mit der USA.

wie können Sie dem Autor zustimmen?
Ihm dient doch die Klarstellung, es handele sich bei Kim Jong un nicht um einen Verrückten sondern um einem strategisch denkenden, knallhart handelnden Politiker, westliche Wachsamkeit gegenüber der Gefährlichkeit Nordkoreas anzumahnen. Es geht ihm - anders ausgedrückt - um die Aufforderung an den imperialen Westen, insbesondere die USA - Kim Jong nicht zu verharmlosen und geeignete Maßnahmen zur rechten Zeit zu ergreifen.
Welche Maßnahmen ggf. erforderlich sind, darüber läßt er sich nicht aus.
Es ist also keine Argumentation gegen westliche Interessenpolitik sondern der Kassandraruf ...

Dr. Roland Mock | Mo., 4. September 2017 - 18:55

als das betrachtet werden was er ist: Als Millionen Menschen brutal unterdrückender und den Rest der Welt (an die Linken: nicht nur Amerika) mit einem Atomkrieg bedrohender Staatsführer. Und nicht als "Geschäftsführer, der ein Unternehmen übernimmt". Verständnis für solch eine Figur, nur weil er in internen Machtkämpfen steckt und aus solchen heraus gar nicht anders handeln könne, kann ich nicht aufbringen. Nach dem Tod des Monsters Stalin öffneten sich für Millionen die Lagertore, und dies wurde veranlasst von einem Zirkel strammer Kommunisten, welche ebenfalls in einem tödlichen Machtkampf steckten. Ihr Anführer Chrustschow war gleichfalls ein Diktator und ein Kommunist wie aus dem Bilderbuch.Doch mit seiner (wenn auch halbherzigen) Entstalinisierung bewies er Mut und Menschlichkeit. Kim zum Einlenken zu bewegen, besser, ihn und sein System zu beseitigen, wird eine Herkulesaufgabe für die freies Welt sein. Aber durch Appeasement und Verständnis erreicht man es mit Sicherheit nicht..

bruno leutze | Di., 5. September 2017 - 13:48

Antwort auf von Dr. Roland Mock

geht Ihnen ja leicht über die Lippen. Sind ja weit geografisch genug davon entfernt.
Insofern sind auch nicht von einem Atomkrieg entfernt, den der Kim im Auge haben soll und die "freie Welt" (damit auch den Dr. Mock!) bedroht, was natürlich westlicher Propaganda gerecht die Wahrheit um Nord-Korea auf den Kopf stellt, betrachtet man sich die geschichtliche Entwicklung desKalten -Krieges. Die sollten Sie sich zur Gemüte führen.
Was das "Monster" Stalin angeht, haben sich die Kriegparteien im 2. Weltkrieg bedient, weil nützlich in der Bekämpfung des anderen Monsters. Vorherige moralische Bedenken gegen die beiden gab es nicht, solange sie nicht kriegerisch die Welt anders aufteilen wollten.
Und bei dem politischen Grundsatz, wer Millionen Menschen unterdrückt gehört militärisch "beseitigt", könnten Sie, Herr Dr. Mock, 3/4 der Welt gleich - stellvertretend für die "freie Welt" - mit vernichten.
Ich frage mich wer gefährlicher ist: SIE oder die Realpolitker?!