Am Rande des G20 Gipfels werden Demonstranten mit Wasserwerfern beschossen. Sie strecken ihnen den Mittelfinger entgegen und werfen einen Korb.
Islamismus, Rechts- und Linksextremismus weisen viele Gemeinsamkeiten auf / picture alliance

Zerstrittene Gesellschaft - Das Märchen von der umzingelten Mitte

Kolumne: Schöne Aussicht. Die deutsche Gesellschaft scheint ständigen Bedrohungen von links, rechts und Islamisten ausgesetzt zu sein. Aber diese Denkweise ist überholt: Die Gefahr kommt aus der Mitte selbst

Matthias Heitmann

Autoreninfo

Matthias Heitmann ist freier Publizist und schreibt für verschiedene Medien. Kürzlich hat er das Buch „Entcoronialisiert Euch! Befreiungsschläge aus dem mentalen Lockdown“ veröffentlicht. Seine Website findet sich unter www.zeitgeisterjagd.de.

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Die deutsche Bedrohungsdebatte beschreibt ein auf den ersten Blick plausibel wirkendes Bild: Die Gesellschaft, genauer gesagt ihre friedliche Mitte, wird von verschiedenen außenstehenden Kräften eingekreist und angegriffen. Doch dieses Bild ist nicht nur stark vereinfachend, sondern auch fehlleitend. Die Gegner der freien Gesellschaft genießen erstaunlich viel Sympathie in der „Mitte“, die in Wirklichkeit alles andere als gemäßigt ist. Vor allen Dingen ist sie eines: politisch irritiert und zerrissen.

Wenn wir der gängigen Schilderung der Bedrohungslage folgen, dann liegt unsere Gesellschaft wie eine Insel der Friedfertigen inmitten eines aufgewühlten Ozeans des Hasses und der Niedertracht, immer Gefahr laufend, beim nächsten größeren Sturm von den Wellen der Wut überrollt zu werden. Die Fluten des Terrors und der Gewalt kommen aus unterschiedlichen Richtungen: mal aus der islamistischen Ecke, mal sind sie rechtsextremen und mal linksextremen Ursprungs. Doch alle brechen sich an der kleinen Insel und sorgen für Angst und Schrecken bei ihren Einwohnern. Verzweifelt rufen diese nach höheren Deichen, um die Unbilden der Natur abzuwehren und die eigene Insel zu schützen.

Dort der böse Ozean, hier die friedlichen Insulaner

Da politische Ereignisse heute gerne als über uns hereinbrechende Naturgewalten interpretiert werden, erzeugen solche Zustandsbeschreibungen spontanes Kopfnicken. Dennoch ist hier viel Wunschdenken dabei. Wir hätten die Wirklichkeit gerne so klipp und klar und übersichtlich: dort der böse Ozean, hier die friedlichen Insulaner. Und selbst wenn das beschriebene Dilemma wohl auch mit Deicherhöhungen immer nur kurzfristig zu lösen sein dürfte, so ist zumindest das Gefühl, auf der richtigen Seite zu stehen, irgendwie beruhigend.

Doch leider ist die Welt nicht so schwarz und weiß, wie man sie sich gelegentlich wünscht. Und gerade in aufgewühlten Zeiten helfen einfache Erklärungen häufig nicht weiter, in Zeiten der Bedrohung schon gar nicht. Das Bild von der Insel der Friedfertigen im wilden Ozean hängt extrem schief. Ein genauerer Blick hinter die offensichtliche Symbolik und Theatralik linker, rechter und islamistischer Radikalität offenbart erstaunlich viele Gemeinsamkeiten. Noch schockierender ist aber, wie viel diese Gemeinsamkeiten mit unserer Gesellschaft zu tun haben. Es zeigt sich: Die Vorstellung, das Grauen breche von außen auf uns herein, entspricht nicht der Realität.

Rechte und linke Radikale Hand in Hand mit Islamisten

Selbstverständlich kann es nicht darum gehen, so unterschiedliche Phänomene wie den islamistischen Terror, die Gewalt von rechts und die von links über einen Kamm zu scheren. Gleichwohl ist es für eine Gesellschaft, die auf diese Herausforderungen angemessen und effizient reagieren will, wichtig, den Kern der einzelnen Bedrohungen zu erkennen und hinter die Fassaden kultureller und politischer Selbstinszenierungen zu schauen. Tut man dies, zeigen sich erstaunliche Gemeinsamkeiten: Was alle drei eint, ist der Hass auf den „Westen“ und die „Moderne“. Sie gelten als destruktiv, als materialistisch sowie als sinn- und wertlos.

Eine zweite Schnittmenge der scheinbar so gegensätzlichen Orientierungen liegt im Gefühl des eigenen Abgehängtseins gegenüber der modernen Gesellschaft. Das Parteiergreifen für die Opfer des unmenschlichen Kapitalismus, der virulenten Fremden- und Islamfeindlichkeit, wie auch des entwurzelnden Kommunismus und der grassierenden Gottlosigkeit, verleitet die Radikalen all dieser Lager dazu, sich als die Speerspitze von Opferaufständen zu fühlen und zu gebärden. Ob Salafist, Autonomer oder Rechtsnationalist: Alle reklamieren die Opferrolle für sich und arbeiteten sie in ihren jeweiligen kulturellen Zusammenhang ein, in der Hoffnung, daraus eine hauptsächlich von frustrierten und wütenden Jugendlichen getragene Protestbewegung lostreten zu können.

Toleranz und Freiheit sind für Weicheier

Dass sich all diese Protestkulturen durch eine explizite Ablehnung von Freiheit und Toleranz auszeichnen, ist nicht überraschend. Werte wie diese beruhen auf einem aufgeklärten Menschenbild und haben daher in den gegenwärtigen Protestorientierungen keinen Platz. Es geht hier nicht um abstrakte Politik, sondern um das kompromisslose Ausdrücken und radikale Ausleben der eigenen Identität. Die Privatisierung des Politischen ist vollkommen und dementsprechend ist der Kampf um Wertvorstellungen nichts weniger als der eigene Überlebenskampf. Toleranz und die Freiheit Andersdenkender kann da nur als Feigenblatt der Angepassten, Verweichlichten und Ängstlichen gelten, die nicht Manns genug sind, entweder den Weg zur Revolution, den Verteidigungskampf gegen die Überfremdung oder aber den heiligen Krieg gegen den Unglauben anzunehmen.

Nicht zuletzt zeigt sich in allen drei Orientierungen ein ausgeprägter Hang zum Antisemitismus. Radikalen Islamisten gelten die Juden als Inkarnation der Gotteslästerung und der Staat Israel als Stachel im Fleisch eines großflächigen islamistischen Reiches. Im rechtspopulistischen Protestcamp ist der Judenhass Teil der historischen Denktradition und obendrein ein willkommenes Provokationsinstrument, um bei der „schuldbürgerlichen Gutmenschengesellschaft“ Schnappatmung auszulösen. Linksaußen gilt Israel hingegen als Inbegriff des kasinokapitalistischen, imperialistischen und islamfeindlichen Westens. Schon in der Vergangenheit gab es gerade in der Einstellung gegenüber Israel und dem jüdischen Leben im Allgemeinen fatale Übereinstimmungen und Bündnisse zwischen den nur oberflächlich so ungleichen Lagern.

Gemeinsame Wurzeln im Mainstream

Doch all diese Erkenntnisse liefern noch keinen wirklichen Grund dafür, das eingangs beschriebene Bild von der friedlichen Insel im gewalttätigen Ozean über Bord zu werden. Für sich betrachtet sind sie nicht dazu geeignet, eine bessere Strategie zur Verteidigung eigener Wertvorstellungen zu entwickeln. Im Gegenteil: Die Gemeinsamkeiten unterstreichen sogar die These vom finalen Endkampf zwischen Gut (wir) und Böse (die Anderen). Dies ändert sich erst, wenn man sich die beschriebenen Gemeinsamkeiten der sich so unterschiedlich gerierenden Feinde der modernen Gesellschaftsidee noch einmal vor Augen führt: Ablehnung von Aufklärung und Demokratie, ein wachsendes Gefühl der Entfremdung von der Gesellschaft, eine sich daraus speisende individuelle Opferperspektive, die in einen identitätssichernden Überlebenskampf mündet, der Null-Toleranz erfordert und einfache Sündenbock-Reflexe hervorruft, die sich in traditionellen Überlaufkanälen wie dem Antisemitismus Bahn brechen.

Was ist das Auffällige an diesen Gemeinsamkeiten? Auffällig ist, wie vertraut sie uns erscheinen. Sie einen nicht nur die erklärten Gegner der modernen Gesellschaft, sondern sie sind genauso zentrale Bestandteile des heutigen Zeitgeists. Wir haben es nicht mit Vorstellungen aus einer uns völlig fremden Welt zu tun. Im Gegenteil: Viele unserer Mitbürger teilen sie oder können sie zumindest bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehen. Das heute vorherrschende Denken ist charakterisiert durch die Abkehr von einem humanistisch geprägten Welt- und Menschenbild, durch eine um sich greifende Opfermentalität als Folge der Verlusts des Glaubens an die eigene Handlungsfähigkeit, durch die aus Ängstlichkeit resultierende Intoleranz und durch den Antisemitismus. Anders formuliert: Die Insel der Friedfertigen, wie sie im Bild der Einkesselung der Gesellschaft durch Extremisten als ideeller Gegenentwurf zum Ozean des Hasses skizziert wird, existiert in dieser Form nicht. Beide sind sich sogar weitaus ähnlicher und enger miteinander verknüpft, als sie meinen.

Die Gefahr kommt von innen

Daher ist die Sichtweise, dass die Bedrohungen, mit denen die westliche Welt konfrontiert ist, in erster Linie von außen kommen, überaus problematisch. Sie leugnet mehr oder weniger bewusst die tatsächlichen Ursprünge und Verstrickungen und sorgt für falsche Klarheit. Nicht nur links- und rechtsextreme Menschenfeinde stammen aus der Mitte der deutschen Gesellschaft, auch Islamisten werden hier zu solchen gemacht. Sie gedeihen in den Widersprüchen, in den Halbwahrheiten und Heucheleien unserer Alltagswelt, in den gebrochenen Versprechen, den nicht umgesetzten Idealen und in der offensichtlichen Doppelzüngigkeit der westlichen Zivilisation, die nicht nur den Glauben an den Fortschritt und an die eigene Optimierbarkeit verloren hat, sondern es sich in der Stagnation gemütlich gemacht und mit den eigenen Lebenslügen arrangiert hat.

Hier muss ein neues Denken ansetzen, wenn es zukunftsorientiert sein und nicht alten Überlieferungen, vermoderten Vorurteilen und überholten Wahrheiten hinterherlaufen und die Zeit zurückdrehen will. Warum werden Menschen wie Du und ich zu Terroristen, zu enthemmten Gewalttätern und zu gewaltbereiten Misanthropen? Auf Fragen wie diese gibt es viele Antworten. Nur einige davon sind im Wüstensand des Nahen Ostens vergraben, viele liegen auch zwischen Elbe und Isar: Sie sitzen in den Ritzen unserer gebrochenen und an ihren ungelösten Problemen und Widersprüchen langsam zugrundegehenden Moderne. Es wird Zeit, nicht nur nach vorne zu schauen, sondern auch unser Angst- und Grenzdenken zu überwinden. Es wird Zeit für eine neue, konsequente und selbstbewusste Moderne.

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Nicolas Wolf | So., 23. Juli 2017 - 10:33

Ja, dass die Basis der Extremisten in der Mitte der Gesellschaft liegt stimmt schon. Dennoch gibt es gerade hier gewaltige Unterschiede. Linke und islamische Gedanken sind nicht wirklich geächtet. Ein Horst Maler wird für den üblen Müll den er aus seinem Mund fließen lässt gejagt, während Sahara Wagenknecht im Bundestag sitzt. Linke Gedanken werden immer noch als irgendwie nett verstanden, auch wenn sie das eben nicht sind. Ähnliches Problem mit dem Islam, der Verfassungsschutz beobachtet die Milli Görus und die CDU flirtet mit eben diesen; https://www.welt.de/politik/deutschland/article139488301/Merkel-Vize-zu… . Die gesellschaftliche Ächtung von Gedanken der Nazis hat sehr gute Erfolge erzielt, nur scheint ihr im Moment jedes Maß abhanden gekommen zu sein. Dennoch scheint der Ansatz sinnvoll (mit mehr Augenmaß) und erfolgsversprechend. Daher sollte man diesen weiterverfolgen und eben auf andere Stömungen übertragen.

Grundlage des Extremismus

Die Basis des Extremismus ist es sich einen Sündenbock aufzubauen. Deshalb ist die Basis nicht die Mitte der Gesellschaft.
Es ist immer jemand Schuld für seine angebliche Benachteiligung.
Es sind die Christen, die Juden, die Kapitalisten, der Westen, es sind immer die anderen.

Gruppendefinition

Gruppen definieren sich in der Regel nicht aus sich selbst heraus, sondern aufgrund der Unterschiede zu anderen Gruppen. Je größer deren scheinbaren und tatsächlichen Unterschiede, um so stärker ist die Bindung der Gruppe.

Verfassungsschutz

Der Verfassungsschutz, er soll als politisches Instrument der „Streitbaren Demokratie“ dienen. Er kennt jeden Terroristen, egal ob islamistisch, rechts oder links, aber er beobachtet scheinbar nur.

Polizei

Es fehlt ein Ehrentag für die Polizei, die nur als Sündenbock herhalten soll, aber kaum rechte hat, anders als im Ausland.

Christa Maria Wallau | So., 23. Juli 2017 - 10:57

Was der Autor hier in - für mein Dafürhalten - in
etwas verkorkster Argumentation und mit fragwürdigem Lösungsansatz ausdrückt, ist nichts anderes als die simple Tatsache, daß "der" Mensch gestern wie heute derselbe ist und bleibt:
Körper, Geist und Seele des Menschen sind nicht - wie die Technik - stetem Fortschritt unterworfen, sondern bleiben verführ-, verwund- und zerstörbar durch den Wahn.

"Es wird Zeit für eine neue,konsequente und
selbstbewusste Moderne." - Aha.

Und wer soll diese "Moderne" definieren?
Woraus soll ihre Basis bestehen, die möglichst viele
Menschen unterschiedlichster Herkunft so überzeugt u. begeistert, daß sie bereit sind, sie zur Grundlage ihres Lebens zu machen? Jede Zivilisation hat viel Erzwungenes, Disziplinierendes, auch Verlogenes an sich, das erst einmal akzeptiert werden will.
Erst recht jede wahre Kultur braucht eine Bindung an übergeordnete, unabdingbare Wahrheiten (quasi Götter).

Woher sie heute - für alle verpflichtend - nehmen?

sondern darum, sich Vorhandenes, aber in den Hintergrund des Bewusstseins Geratenes wieder bewusst zu machen. Nehmen wir das Menschenbild vom freien, verantwortlichen Individuum. Es ist die Grundlage unserer Zivilisation. Diese Glaubensüberzeugung, diese Wertvorstellung teilen nicht alle Kulturen: Manche ordnen das Individuum dem Kollektiv unter statt über, betrachten es lediglich als Mittel zum Zweck, als Rädchen im Getriebe. Für die Grundüberzeugung vom Wert des Individuums dürften wir im Westen satte Mehrheiten haben. Und eine Wert ist ein Wert, ob er nun von einem religiösen oder einem areligiösen Narrativ begleitet ist, ob man also dieses Menschenbild aus dem Christentum ableitet oder humanistisch begründet.

Ich teile Ihre Begeisterung für das Menschenbild von einem freien, selbstbestimmten
und verantwortlichen Individuum, bin aber - offenbar im Gegensatz zu Ihnen -
nicht der Überzeugung, daß dieses Bild in allen Menschen des "Westens" tatsächlich
so verankert ist, daß sie dafür zu kämpfen bereit wären.
Die "satten Mehrheiten" für eine (quasi) passive Zustimmung reichen nicht, um ein Menschenbild zu verteidigen, das von j e d e m Einzelnen sehr viel verlangt.
Ich glaube, daß die Mehrheit der Menschen nicht über die geistigen
und moralischen Kräfte verfügt, das hohe Ideal des selbstbestimmten Menschen z. B. im Sinne Kants, zu erfüllen. Das lehrt mich unsere menschliche Geschichte.
Deshalb muß es m.E. immer noch zusätzlich ein andere, verbindende Erzählung geben, die eine Gesellschaft zusammenhält, und genau d i e s e fehlt eben heute. Und durch Migranten aus anderen Kulturkreisen wird es immer schwieriger, eine solche zu finden. D a s ist das Problem.

um aufopferungsvolle Begeisterung, sondern um schlichtes Bewusstsein hinsichtlich der Besonderheit und Einzigartigkeit der westlichen Zivilisation. Das scheint weiten Kreisen zu fehlen, weshalb diese dann auch nicht erkennen und beurteilen können, inwieweit andere Sichtweisen und Gesellschaftskonzepte die unseren fundamental in Frage stellen. Hier bin ich froh und dankbar für die gegenwärtigen Auseinandersetzungen um Links, Rechts und Islam, denn diese zwingen immer mehr zur Selbstreflektion und dazu, Farbe zu bekennen. Sodann setze ich - nein, nicht auf Idealismus - auf den ganz eigennützigen Wunsch, die Freiheit und die sonstigen Vorzüge unserer Zivilisation weiter genießen zu können, der andere Weltbilder und Gesellschaftskonzepte zur persönlichen Zumutung macht.

Markus Michaelis | So., 23. Juli 2017 - 11:32

Zum neuen Denken gehört auch, dass Toleranz und Aufklärung aus Stärke kommen. Wir träumen von absoluten Werten, die unabhängig von irdischen Wirrungen gelten, und wir als Teil und Vertreter dieser Werte. Außerdem verleiht eine ruhige, rationale Haltung (wie von Merkel) zumindest nach außen eine gewisse Aura und Stärke.

NUR: in der Realität ist das sehr eng an die "wirkliche" eigene Stärke geknüpft. Eine schwache, uneinige oder zerfallende Gesellschaft wird es nicht schaffen offen und tolerant zu bleiben. Damit muss man irgendwie realistisch umgehen.

In diesem Sinne und ich denke im Sinne des Artikels noch eine Bemerkung: Merkel hatte früher 40% Wähler als mittige Figur im Zentrum einer mittigen Gruppe (Insel). Merkel hat heute 40% als kleinstes Übel, das selber irrend frei zwischen zersprengten Gruppen aufgehängt ist. Insofern ist es heute mehr als früher eine Illusion einer Insel mit virtuellem Merkel-Kraftzentrum als zunehmend abstrakte Selbstvergewisserung.

und rationale Haltung MERKELs? Hää? Nichtstun und Aussitzen ist wohl die genauere Formulierung.

Jürgen Frankenbeger | So., 23. Juli 2017 - 11:58

Immerhin hat Gauck den obigen Artikel bereits vorab mit den Worten zusammengefasst:

Die Gefahr ist nicht die Elite, sondern die Bevölkerung!

Kommt immer auf den eigenen Standort an!

Henryke Zimmer | So., 23. Juli 2017 - 12:20

Das wahre Problem ist meiner persönlichen Meinung nach die undifferenzierte Anwendung des Begriffes "Rechts" durch Politiker und Medien.
Alles Radikale ist konsequent anzulehnen; allerdings wird ja inzwischen jeder "rechts" denkende Bürger der Mitte verbal den Radikalen zugeordnet.
Das ist der eigentliche Skandal und wer mehr Angst vor der AfD hat als vor der vorangetriebenen Spaltung unserer Gesellschaft, der wählt eben weiter brav die Union und macht damit weiterhin den Bock zum Gärtner!

Conny Haupt | So., 23. Juli 2017 - 12:33

Guter Beitrag! Das Problem ist zutreffend erkannt.
3 Amtszeiten Merkel haben dieses Land tief zerruettet. Vor allem die Mitte, die Herkunfsdeutschen. So viel Abneigung, so viel Fremdheit war noch nie. Viele Deutsche koennen sich gegenseitig nicht mehr riechen. Es ist aggressiv geworden. Der Ton hat sich veraendert. An mir selbst merke ich es. Es gibt Leute, mit denen rede ich kein einziges Wort mehr. Muss die nur anschauen, kurz zuhoeren, dann weiss ich, zu welcher Seite die gehoeren. Man hat sich dauerhaft entzweit. Heilung? Wohl kaum. In dieses mentale Pulverfass kommen jetzt noch Hunderttausende Fremde. Zusammenhalt der Gesellschaft? Ist lange schon zerstoert. Nur der Wohlstand der Mehrheitsgesellschaft haelt dieses Gebilde noch zusammen. Wenn er schwindet, wird es haesslich, richtig haesslich.

Christop Kuhlmann | So., 23. Juli 2017 - 13:10

Nun ist die Mitte schuld. Die Erkenntnis, dass die Radikalen nur die Spitze des Eisberges von, in der Mitte der Gesellschaft durchaus vorhandenen, Strömungen und Tendenzen ist, bietet wenig Neues. Die Forderung: "Es wird Zeit für eine neue, konsequente und selbstbewusste Moderne." halte ich jedoch für erklärungsbedürftig. Sind es doch gerade die Blind Spots und Dogmen der Gestrigen (nicht der ewig Gestrigen), welche die Postmoderne überwindet und korrigiert. Das Menschen dabei immer wieder auf bereits überwunden geglaubte Handlungsmuster und Denkschablonen zurückgreifen, darf uns nicht wundern, ist aber keineswegs zu begrüßen. Ich fürchte der Ruf nach den Idealen der 70er, die in Teilen der Gesellschaft ja erst in den 80ern und 90ern zum Mainstream wurden, wird ihre grundlegende Problematik nicht beseitigen. Die Beschränktheit menschlicher Reflexionsfähigkeit im Zusammenspiel mit dem natürlichen, genetisch bedingtem Egoismus, dem diese vertrackten Ideale einfach keine Rechnung tragen.

Michaela Diederichs | So., 23. Juli 2017 - 13:18

Die meisten Menschen tun sich schwer, an ihren persönlichen Ritualen etwas zu ändern. Es ist einfach zu ungemütlich und ungewohnt und ja, auch beängstigend. Das eigene Weltbild soll und muss in jedem Fall erhalten bleiben. Sehen wir es zerstört, sind wir in unseren Grundfesten erschüttert. Seit 2015 wird die persönliche Weltsicht vieler Menschen vollkommen aus den Angeln gehoben. Nach Ohnmacht, Zorn, Verzweiflung und der Abkehr von alten Gewohn- und Gewissheiten sollte nun eine kühle Auseinandersetzung mit dem Ist-Zustand erfolgen und eine Abrechnung. Allein der Abschied von den ÖR und MSM kommt einer ideologischen und seelischen Reinigung gleich. Man muss es nur ausprobieren und darf sich nicht länger aus Bequemlichkeit selbst täuschen.
"Und die Bürger reagieren wie gehabt: Viele sagen sich: Wenn alle im Fernsehen das Gleiche vorbeten, wird es wohl richtig sein. Nur eine kleine Minderheit lässt sich nicht täuschen." Aus TE.

Nur Hamanda | So., 23. Juli 2017 - 13:25

Der Satz sagt alles, mit einer kleinen Korrektur (es ist kein Phänomen der westlichen Zivilisation):

Sie gedeihen in den Widersprüchen, in den Halbwahrheiten und Heucheleien unserer Alltagswelt, in den gebrochenen Versprechen, den nicht umgesetzten Idealen und in der offensichtlichen Doppelzüngigkeit der westlichen Zivilisation, die nicht nur den Glauben an den Fortschritt und an die eigene Optimierbarkeit verloren hat, sondern es sich in der Stagnation gemütlich gemacht und mit den eigenen Lebenslügen arrangiert hat.
Passt!!

Beatrix Dechant | So., 23. Juli 2017 - 13:42

Eine Plattitüde!

Unsere Probleme kommen durch das Aufweichen von Recht und Gesetz! Das Übertreten von Gesetzen, beginnend bei unseren Politikern! Alles möglich, jeder tue was und wie er will, das meiste entschuldbar - zumindest aber verständlich! Täter- vor Opferschutz, Minderheiten Bevorzugung auf Kosten der Mehrheiten!

Was nicht passt wird eben passend gemacht! Generalisierte Manipulation, permanentes Mainstreaming durch die Politik mit breiter medialer Unterstützung!

Es fehlen dem Bürger Wahrhaftigkeit, Ehrlichkeit durch Politik und Medien, und der Glaube an erreichbare, einem selbst widerfahrende Gerechtigkeit!

Der Artikel ist aus- und umschweifend, dass er schlussendlich -wie im Gender-Mainstream alles medienwirksam- viele Aspekte in einen Artikel einpackt und allen -einigermassen- gerecht werden möchte!
Typische Art der heutigen Journalisten/Medien die viel -wie die Politiker- sagen und der Bürger allem und jedem recht geben sollte ohne eine Verbindlichkeit!
B. Dechant hat es in Kürze sehr gut formuliert.
Wenn man zuviele Politiker, Juristen und Intellektuelle hat die alle nur Kasse machen wollen und keine Verantwortung eingehen müssen/wollen, dann verliert die Gesellschaft wie die Führung (Politik/Wirtschaft) den Überblick.
"Back to the rooths" -oder zurück zu den Wurzeln- wäre sehr angebracht und dringend von Nöten, d.h. das christliche Abendland wieder leben und verlangen. d.h. auch zurück zu den 10 Geboten und wir können 90% aller Gesetze & Verordnungen sofort streichen!
Aber wer will denn das -überhaupt- noch hören? Heute?
veraltet? oder Zukunft?
Bürger überleg und wach auf!

recht, Herr von Reding. Die 1o Gebote täten es allemal, konsequent angewandt.

Aber stellen Sie sich mal das Heer der zusätzlichen Arbeitslosen vor. Heerscharen von Rechtsverdrehern, Steuerberatern, von den überflüssig gewordenen Beamten ganz zu schweigen.

Was ich damit sagen will? Wir haben deshalb soviele meist unnötige Gesetze - Stichwort: mehr als 15.ooo Gesetze, nur das Finanzwesen betreffend, dazu mehr als 9o.ooo Zusatzbestimmungen und Ausnahmeregelungen - weil die o.g. Personen damit ihre Daseinsberechtigung unter Beweis stellen können.

Und deshalb wird es nicht besser werden, sondern schlimmer.

Gerdi Franke | So., 23. Juli 2017 - 13:43

Das sind diejenigen, die vorhandenes erhalten wollen. Was gegen die Interessen dieser "Eliten" ist, die nur noch globalisiert alles grenzenlos vereinheitlicht sehen. Und auf der anderen Seite die Migranten, die amWohlstand der "Mitte" teilhaben wollen ohne je etwas dazu beigetragen zu haben! Ja, die Bedrohung kommt hauptsächlich von aussen und will der Mitte eine Zukunft verkaufen, die deren Interessen widerspricht. Und die Mitte muss sich stark machen! Und ihre Interessen bündeln!

Stefan Jess | So., 23. Juli 2017 - 13:47

"Warum werden Menschen wie Du und ich zu Terroristen, zu enthemmten Gewalttätern und zu gewaltbereiten Misanthropen?"

Ich empfehle das Buch "Der Tod ist mein Beruf" von Robert Merle. Ergänzt etvl. noch durch das eine oder andere Buch von Schmidt-Salomon.

Seit dem Lesen dieser Bücher sehe ich die Welt und meine Mitmenschen in einem anderen Licht.

Wir werden nicht "böse" geboren. Und nicht jeder der "böses" tut hat ein vernichtendes Urteil verdient.

Die Natur hat uns, und nur uns auf diesem Planeten, ein vernunftbegabtes Bewusstsein gegeben. Menschen können erkennen, erfahren und ihre Erfahrung kann das Handeln beeinflussen. Im besten Fall rational.

Gleichzeitig gibt es Faktoren die diese humane Freiheit einschränken. Armut, Dummheit, Agitation, Gier.

Dagegen anzukämpfen ist die Aufgabe derer die Freiheit, Wohlstand und Bildung geniessen.

Dieser Kampf kann unangenehm sein.

Und manchmal reicht es nicht, nur zu teilen was man hat...

Karin Zeitz | So., 23. Juli 2017 - 13:55

kann ich Herrn Heitmanns Argumenten nicht folgen. Natürlich gibt es auch in der Mitte der Gesellschaft Dummheit, Gutgläubigkeit und Dekadenz. Aber - wie Frau Merkel nach den Anschlägen von Paris u.d Brüssel - zu behaupten, dass auch die Deutschen Schuld tragen würden, weil die Terroristen in Deutschland aufgewachsen wären, ist abwegig und dient nur der Rechtfertigung der chaotischen deutschen Migrationspolitik. Leider wird die Regierungspolitik von Funk, Fernsehen und den meisten Zeitungen als “alternativlos“ dargestellt und Kritiker erhalten keine Chance, ihre Sichtweise objektiv darzustellen. Alternative Parteien und Bewegungen werden behindert und verunglimpft. Daraus resultieren auch der Glaube an die derzeitige Regierungspolitik und die guten Umfragewerte für die CDU. Der neue Versuch von Martin Schulz, die Flüchtlingspolitik zum Wahlkampfthema zu machen, scheitert, weil er 2015 die Migranten “wertvoller als Gold“ genannt hatte. Die SPD hat ihre Glaubwürdigkeit verspielt.

Beat Leutwyler | So., 23. Juli 2017 - 14:00

Theorie ist toll, Philosophie ist toll - aber in der Kombination ergeben sich solch weltfremde Artikel.

Es gibt kaum einen verwendeten Begriff, der definiert ist - jeder ist interpretierbar. D.h. jeder kann sich selbst etwas darunter vorstellen und hat schlicht recht. Kein einziger Anker an dem man sich festhalten kann und Punkt woran sich alle orientieren können.

Das fängt zum Beispiel schon bei "Deutsch" an.
Angela Merkel hat sinngemäss gemeint: "Zum Deutschen Volk gehört jeder, der hier wohnt." Ich bin mir sicher, da gibt es relevante Meinungsunterschiede.

Aber auch Links oder Rechts, ja sogar der Begriff "Demokratie" ist weltweit nicht definiert, sondern hat jedes Land für sich festgelegt.

Das nächste Mal bitte konkret und bindend, z.B: "Sind Sie für eine Obergrenze von 200'000 Asylsuchenden und vorläufig Aufgenommenen pro Jahr, beginnend ab dem Jahr 2019?"

Deutschland krankt an seiner hausgemachten Unverbindlichkeit, und jene die darüber berichten merken es nicht.

Reiner Jornitz | So., 23. Juli 2017 - 14:03

Sehr geehrter Herr Heitmann, Ihre Denkweise versuche ich richtig zu deuten, aber die tatsächlichen Ängste der Bevölkerung geht von einer Regierung aus, die ideologische Seitensprünge macht wie eine Bergziege im Gebirge . Einmal Grün, einmal rot , aber nennt sich CDU. Schwarz, Konservativ. Es sind die zahllosen Fehlentscheidungen in der Politik und dem Handeln keine Konsequenz gegen rote Chaoten, Islamisten werden geduldet , aber gegen rechts wird hasserfüllt dagegen angegangen. Diese irrsinnige Regierung hat es geschafft in 3 Jahren aus Deutschland ein Tollhaus zu machen , wo immer mehr Freiheit der Totalüberwachung geopfert wird. Nein ihre Thesen kann ich nicht gelten lassen , da ich annehme , das sie viele Denkarten nicht fremd hinterfragt haben um wirkliche Objektivität zu erreichen mfg.

Manfred Steffan | So., 23. Juli 2017 - 14:24

neue, konsequente und selbstbewusste Moderne." Ich bin dabei. Die bürgerliche Gesellschaft (ich meine nicht Bourgeoisie, sondern Citizenship) ist das derzeitige Highlight der politischen Evolution. Die naturwissenschaftlich-technisch geprägte Zivilisation nimmt eine Sonderstellung unter allen bisherigen Zivilisationen ein. Ich will nicht hinter diesen Zustand zurück. Terroristen und Gewalttäter sind auch nur für den Einzelnen eine Gefahr, der das Pech hat in ihre Schusslinie zu geraten, nicht für die Gesamtgesellschaft. Eine wirkliche Gefahr für das Erreichte hingegen sind geschichtsvergessene Werterelativisten und Nihilisten aus dem Innern der Gesellschaft.

Sehr geehrter Steffan,

Übernachdenken Ihres Kommentars.
... Terroristen und Gewalttäter sind auch "nur" für den Einzelnen eine Gefahr, der
das "Pech hat in die Schußlinie zu geraten."
Zynismus pur!

Wer wird das nächste Opfer? Sie, ich, wir, die? Sind wir nicht die Gesamtgesell-
schaft? Wir alle Einzelpersonen bilden die Gesamtgesellschaft.

Axel Kreissl | So., 23. Juli 2017 - 14:26

Wirklichkeit: die Menschen aller Zeiten und Orte haben eine unendliche Tiefe. Das ist ihre unveränderliche Natur und macht ihre Würde aus. Der Mensch ist also ein Tiefenwesen, kein Breitenwesen. Die Gesellschaften des Westens, insbesondere die amerikanische basieren darauf, dass nur etwas gilt, wer sich ausbreitet. Das kann er nur auf Kosten anderer tun und dabei verletzt er auch die Tiefendimension seines Nächsten. Die Deutschen, ein Volk von geistiger Tiefe, wenn man ein paar Jahrhunderte zurückgeht, kopieren nun im Westen seit dem 2. Weltkrieg das amerikanische Modell, das nicht ihrer Natur entspricht. Das Modell vom sowjetischen Einheitsmenschen, das gescheitert ist, ist genauso realitätsfern und wurde den Deutschen im Osten anerzogen. Beides kann nicht funktionieren. Dem Deutschen kann man nur sagen, was mir ein Verwandter einmal sagte: LEBE NACH DEINEM WESEN! Sonst kommt es zu Sprengungen ungeahnten Ausmasses und die kommen aus der Mitte!

Torsten Knecht | So., 23. Juli 2017 - 16:11

... ist der Hass auf den Westen und die Moderne."

Der jeweilige Grundkonflikt muss einzeln betrachtet werden. Der Kapitalismus bleibt, wenn er viele Menschen im System profitieren u. partizipieren lässt u. das ist ein internes Problem. Kapitalismus ist nicht automatisch Demokratie. Mit einem externem Bedrohungsszenario lassen sich bekanntlich die eigenen Reihen schließen u. allerhand mehr ...

Michael Ludwig | So., 23. Juli 2017 - 16:24

Ich gebe dem Autor recht aber?
Wer soll denn die Angst überwinden?
Wo ist die 5. Gewalt bis heute, die den Finger in die
Wunde legen sollte?
Die Praxis ist schlimmer denn je. Belehren, Umerziehen in unerträglichen Ausmaß.
Die wenigen Blogger die die Angst überwunden haben werden massiv unter Druck gesetzt.
Und was sind denn bitte extreme Standpunkte.
Wenn CDU, SPD, FDP und Grüne eine Meinung artikulieren dann ist dies stets der heilige Kral. Wenn die gleichen Gedanken neue Parteien/Bürgerbewegungen vor Jahren äußerten
dann sind es Extremisten.
Sehr geehrter Herr Heitmann, solange Ihre Zunft die Macht die sie hat, an die Regierenden verkauft
wird sich nichts ändern. Aber es gibt auch Leuchttürme wie Cicero, Tichy, Epoche Times, aber
diese Namen haben 90% des Michels noch nie gehört. Also bitte was soll sich ändern?

Sepp Kneip | So., 23. Juli 2017 - 16:29

"Die Gegner der freien Gesellschaft genießen erstaunlich viel Sympathie in der „Mitte“, die in Wirklichkeit alles andere als gemäßigt ist. Vor allen Dingen ist sie eines: politisch irritiert und zerrissen."

Politisch irritiert und zerrissen. Ja das ist diese Gesellschaft. Sie ist irregeleitet durch die Berichterstattung unserer Mainstream-Medien, die in unterwürfigem Gehorsam die selbstherrliche und gesetzwidrige Regierungspolitik der Kanzlerin goutieren und transportieren. Sie ist hin und her gerissen zwischen einer Loyalität der Obrigkeit gegenüber und dem Empfinden, dass etwas nicht stimmt mit dem, was die da oben tun. Das Fehlen einer Opposition, also einer Alternative zu userem "Führungspersonal" verunsichert die Leute. Niemand zeigt den Regierenden auf, was sie falsch machen. Es entsteht Zukunftsangst. Angst vor falschen Weichenstellungen. Angst vor einem herbeigeführten Multikulturalsismus, der Identität, Kultur und Nation raubt. Angst vor der großen Unsicherheit danach.

Frank Bauer | So., 23. Juli 2017 - 18:25

Wo liegt die Mitte? Was lange Zeit als gesellschaftliche Mitte galt, wird heute meistens als rechtspopulistisch und in der Extrapolation dann als rechtsextremistisch bis nazistisch diffamiert. Immer wieder zu besichtigen in der Migrations- und Integrationsdebatte. Die wichtigsten gesellschaftlichen Institutionen sind weit nach "links" gerückt und drücken dank ihrer gesellschaftlichen Hegemonie den Großteil der Bürger in die übel beleumundete rechte Ecke. Es sind diese Kreise, die den Untergang der eigenen Gesellschaft geradezu jubelnd herbeiklatschen, das sichere Kennzeichen fortgeschrittener Dekadenz, wie sie aus der Geschichte vom Römischen Reich oder dem Frankreich kurz vor der Revolution bekannt ist. Publikationen wie der "Cicero" sind tatsächlich so etwas wie "Inseln der Mitte" in einem Meer von zerstörerischen Wellen, die mit allen Mitteln versuchen, die bisherigen Grundlagen der Gesellschaft und ihrer Werte hinwegzuspülen.

Martin Fischer | So., 23. Juli 2017 - 18:31

Leider wird der Prozess der Umgestaltung hin zu dieser "Moderne" sehr, sehr lange dauern. In Deutschland bestimmt doch eher die alte Generation wo es langgeht, insbesondere auf dem Wahlzettel und in den Chefetagen. Da ist kein Interesse für einen Systemwechsel vorhanden. Man hat sich eingerichtet und betrachtet Veränderungen als Bedrohung. Bis es zu spät ist. Und es wird irgendwann zu spät sin.
Aber auch das Bildungs-, oder besser Belohnungs- und Bestrafungssystem ist ein riesiges Problem. Hier wird die Lust am eigenen Gestalten und freiem Denken schon im Keim erstickt. Das sind nicht gerade die besten Voraussetzungen für einen konstruktiven und vor allem positiven gesellschaftlichen Wandel.

Armin Latell | Mo., 24. Juli 2017 - 20:25

Antwort auf von Martin Fischer

Bitte definieren Sie "moderne Gesellschaft", in der Sie lieber leben würden? Gibt es eine solche überhaupt auf diesem Planeten? Wer ist Ihrer Meinung nach "die alte Generation"? Möchten Sie modern das aktive Wahlrecht auf ein bestimmtes Maximalalter begrenzen? Was wird denn passieren, wenn es "zu spät" zum Systemwechsel ist? Bis vor 2015 war ich relativ zufrieden mit dem Zustand unserer Gesellschaft. Ein gesellschaftlicher Wandel hat doch seit 2015 massiv stattgefunden, meiner Meinung nach weder positiv noch konstruktiv. Unsere Gesellschaft ist doch nur noch eine tief gespaltene, auf politische Fehlentscheidungen reagierende, getriebene Bevölkerung.

Josef Garnweitner | Di., 25. Juli 2017 - 15:33

Antwort auf von Martin Fischer

ich kann Herrn Latell nur beipflichten. Was verstehen Sie und andere hier im Forum einschl. Herrn Heitmann unter "modern"?

Wie sieht diese "Moderne" denn aus? Was ist Ihrer Meinung nach eine moderne Gesellschaft? Niemand bisher hat dies definiert.

Vielleicht sind Sie ja so freundlich und geben uns Ihre Meinung dazu. Bitte nicht falsch verstehen, ich meine das keineswegs ironisch. Ich höre diesen Begriff "modern" nämlich immer wieder und keiner erklärt mir, was er darunter in Bezug auf eine Gesellschaft versteht. Auch der geforderte Systemwechsel. In welche Richtung soll der gehen mit welchem Resultat?

wolf wilhelmi | So., 23. Juli 2017 - 20:10

Heitmanns Verortungen der gesellschaftlichen Gefährungen müssen vertieft werden. Die "Mitte" der Gesellschaft ist ein Konstrukt, das immer wieder bemüht wird, aber nicht real existiert. Sie ist ein rhetorisches Stilmittel, um gemeinsame Werte etc. zu propagieren - nur, was sind diese Werte? Darüber gibt es keine Diskurskultur - schon seit 20 Jahren nicht. Aber was den Menschen wertvoll ist, oder als wertvoll vorgegaukelt wird, das ist seit mind. 20 Jahren in der 75% Gesellschaft deutlich sichtbar: Konsumismus und Hedonismus.
MaW: Der Euro wurde/wird gerettet und er rettet uns - das Leben ist zu geniessen, denn morgen sind wir tot. Diese Maxime verstärkt den Solipsismus und damit die Entsozialisierung und die Entpolitisierung. Die Gefahr ist größer als Heitmann vermutet.

Akira Ozawa | So., 23. Juli 2017 - 20:13

Die Metapher ist stimmig:
"" . . . unsere Gesellschaft wie eine Insel der Friedfertigen . . .
Die Fluten des Terrors und der Gewalt kommen aus unterschiedlichen Richtungen . . .
Doch alle brechen sich an der kleinen Insel und sorgen für Angst und Schrecken bei ihren Einwohnern.
Verzweifelt rufen diese nach höheren Deichen, . . .""

Warum höhere Deiche?
Die philosophisch breit an- und ausgelegten Thesen des Autors sind akademisch sicher sehr diskutabel, lösen aber die Alltagssorgen des gemeines Wahlvolkes nur sehr bedingt.
Die Löcher, aus denen sich diese drei beschriebenen politisch unsäglichen Tsunami-Aktivitäten speisen und ergießen, lassen sich mit gutem Willen der "Eliten der Repräsentativen Demokratie" und dem sich anzeigenden kumulierenden Aufbegehren der Bevölkerung (Sprachrohr dafür sind: Pack, Pöbel, . . . [Mir stehen leider nur 1000 Char zur Verfügung]) auch durch konsequent-überwachtes Zubetonieren ausmerzen.

Nicht Symptome - NEIN - DIE Ursachen sind zu bekämpfen!

Marcel Seiler | So., 23. Juli 2017 - 21:39

Autor Heitmann hat nach meiner Beobachtung Recht. Es sind nicht vornehmlich die Abgehängten, die dem anti-modernen, antidemokratischen und illiberalen Zeitgeist anhängen, sondern der saturierte und auch gebildete Mittelstand. Es sind unsere Abiturienten und Studenten, die sich vom Reichtum dieser Gesellschaft, den die Marktwirtschaft immer noch produziert, ihr Studium finanzieren lassen, die genau diese Marktwirtschaft und ihre Freiheit ablehnen und die ein tiefes Misstrauen gegenüber der Zivilisation des Westens haben, der sie (fast) alles verdanken, was sie sind und was sie haben.

Erklären kann ich dies nicht. Es macht aber den politischen Kampf gegen die fortschreitende Illiberalität sehr schwierig, fast aussichtslos: man weiß gar nicht, wo man anfangen soll.

Bernhard Jasper | Mo., 24. Juli 2017 - 08:47

Herr Heitmann, in einer funktional differenzierten Gesellschaft, fehlt sehr oft der richtige Schlüssel für den Kritik- und Analyseauftrag. Will man zum funktional wesentlichen Kern des „Zeitgeistes“ vordringen, hat man die Situation noch deutlicher in´s Auge zu fassen.

In Gellschaften hat man es auch immer mit Funktionsweisen zu tun, eine andere Ebene der Betrachtung. Details lenken davon zunächst nur ab.
Ausgangspunkt: Systeme müssen sozial stabil sein. Auch der einzelne Mensch versucht ja ebenso sich immer wieder in ein Gleichgewicht zu bringen- von Natur aus. Stabilität ist immer Ergebnis selbstorganisierter Ordnungsbildung, die ständig aktiv aufrechterhalten werden muss.

Bernhard Jasper | Mo., 24. Juli 2017 - 08:51

Vielfältige alltägliche Funktionsweisen (in Politik und Gesellschaft) weisen eine ständige Instabilität auf. Polemisch könnte man also formulieren, wir schaffen die Politik ab, dann geht es der Gesellschaft insgesamt besser. Oft hat man den Eindruck, Politik sollte ihre Tätigkeiten einfach unterlassen, nichts tun, das wäre oft besser für uns alle. Auf der anderen Seite verfällt sie in einen blinden Aktionismus- reagiert bloß auf Ereignisse.

Heute liegt ja der Akzent auf dem „Netz“. „Vernetzt“, ist alles miteinander verbunden. Nehmen wir das Bild des Netzes- eine durchaus stabile Konstruktion. Löst man jedoch nur einen „Knoten“, verändert sich das Netz sofort und kann instabil werden. Nichts bleibt von der ursprünglichen Funktion.

Soweit erst einmal. Vielleicht komme ich heute noch zur „Soziologischen Mitte“.

Ina Langer | Mo., 24. Juli 2017 - 08:52

allerdings teile ich keinesfalls Ihre zugespitzte Betrachtung, dass Islamisten durch unsere Gesellschaft gemacht werden. Selbst der latente Islamismus ist eine Folge mangelnder Integrationsbereitschaft in unsere demokratische Gesellschaft, die viele Freiheiten und Rechte garantiert. Ein Teil der Muslime verharrt in ihren mitgebrachten Werten und gibt diese an die nächste Generation weiter. Gleichzeitig fehlt die Bereitschaft die eigenen Interessen daran messen zu lassen, ob sie mit dem Gemeinschaftswohl verträglich sind. Diese Bürger akzeptieren keine Mehrheitsentscheidungen, es entstehen Parallelgesellschaften die den Nährboden für Extremismus und Kriminalität bilden. Natürlich war im Zuge linken Toleranzgebarens eine Integration in die europäische Kultur- und Wertgemeinschaft niemals Voraussetzung für die Aufnahme in unserem Kulturkreis. Man verlieh einfach Rechte ohne gleichzeitig Pflichten einzufordern, als notwendige Korrelate.

Andreas Auer | Mo., 24. Juli 2017 - 10:17

Ich wende mich entschieden gegen den Begriff "Opferrolle", der so etwas wie irreale Einbildung impliziert. Unverständlich auch der Gedanke, weltpolitische Ereignisse brächen nicht wie Naturgewalten über uns herein.

Ja was denn sonst? Bin ich etwas persönlich in den Irak oder Syrien einmarschiert oder habe ich wenigstens mein ok dazu gegeben? Habe ich etwa persönlich die sogenannte Eurorettung in Auftrag gegeben, die die EU als Ganzes in absehbarer Zeit atomisieren wird? Sicher nicht.

Was wir erleben, sind Auflösungserscheinungen eines bis ins Mark dekadenten "Wertesystems", das in die geäußerte Auffassung mündet, mit der Überwindung von "Angst- und Grenzdenken" werde schon alles gut. Im Gegenteil! Angst hat gute Gründe und nur Grenzen (in jeglichem Sinne) für überholt zu halten, zeugt von extremer Realitätsblindheit.

Im Übrigen: Wenn "Islamisten hier zu solchen gemacht" werden, können wir ja jederzeit in die blühenden Toleranzlandschaften von Iran und Saudi Arabien ausweichen.

Heidemarie Heim | Mo., 24. Juli 2017 - 11:21

Oder eine weitere Variante des "Ein Ruck muß durch Deutschland gehen"! von R.Herzog.Wieder ein Appell an die Handelnden aber insbesondere an die Nichthandelnden,die die "Ritzen" unserer Gesellschaft und was sich darin versteckt geflissentlich ignorieren?Eine neue Moderne setzt
aber m.E. voraus,das gerade diese Klientel von der
Machbarkeit argumentativ überzeugt werden kann.Was ist,wenn die in jüngster Vergangenheit
oft negativ konnotierten "Rückwärtsgewandten"
"schon länger hier Lebenden" schlicht nur ihre
"Lebensumstände" vergangener Zeiten nachtrauern und diese unbedingt wiederhaben
wollen?Mitsamt ihrem konservativen Wertindex
und dem Sicherheitsgefühl durch den Staat und seiner Organe,die diese vollumfänglich schützt.Wohin sind z.B.deren Vorbilder aus Politik&
Gesellschaft entschwunden?Diese "Nostalgien"
werden aktuell nicht nur vom extremen Seitenaus
artikuliert,sondern verfestigen sich mehr oder weniger auch bei der Mitte,die ihre Insel primär nach außen verteidigt.MfG

Lara Engelhardt | Mo., 24. Juli 2017 - 11:27

Der Inhalt Ihres Artikels erstaunt. setzt er doch offenbar islamische Terroristen mit denen aus der links- und rechtsextremen Szene gleich. Es mag zwar sein, dass allen zugrunde liegt, dass sie sich als Opfer fühlen, jedoch berufen sich zumindest die links- und rechtsextremen nicht auf ein höheres Wesen, das diese Taten von ihm verlangt. Auch die Rechtsextremen berufen sich kaum noch auf AHs Mein Kampf, eher noch die Linksextremen auf die Mao-Bibel.

Die Verortung des Judenhasses bei nur linksaußen halte ich allerdings für euphemistisch und falsch. Schon Jan Flieschhauer hat in seinem Buch "Unter Linken" nachgewiesen, dass Antisemitismus durchaus Bestandteil linker Ideologie ist und damit tief in die etablierten linken Parteien reicht, meist getarnt als antiisraelische Position im Palästina-Konflikt.
Wenn Opfer stets benachteiligt werden (Folge linker Ideologie, die immer den Täter als wahres Opfer sieht) muss man sich über die Gesamteinstellung der Gesellschaft nicht wundern!

Raimund Zoller | Mo., 24. Juli 2017 - 11:45

Die Mitte ist nicht umzingelt. Im Namen der Mitte umzingeln die Systemparteien die Gesellschaft, nehmen sie in Geiselhaft.

Armin Latell | Mo., 24. Juli 2017 - 12:27

Analog zu Ihrem Inselbild habe ich mir schon vor längerer Zeit ein eigenes Bild erstellt, nämlich
eine Schafherde (die Mitte), mit ihren Schäfern (Merkel, Gabriel) und Hunden (Maas, Schwesig, Stegner), umkreist von Wolfsrudeln (Radikale verschiedenster Couleur), die sich sukzessive ihre Beute aus der Herde holen (unsere Werte und Kultur). Zusätzlich unterstützt von den Schäferhunden, da sie ja dieselbe Abstammung haben. Im Gegensatz zu Ihnen halte ich dieses Bild für sehr real. In einem Punkt stimme ich Ihnen zu, das Unheil kommt auch von innen. Eine Definition dessen, was Sie unter „moderner Gesellschaft“ verstehen, fehlt mir aber. Sollten wirklich viele unserer Mitbürger diesem Extremismus zustimmen, dann doch nur solche vom Typus Hamburger Antifa. Diese kann ich wiederum nicht zu meinen Mitbürgern und schon gar nicht zur Mitte zählen, die sind nur schädigend in diesem Land anwesend.

Armin Latell | Mo., 24. Juli 2017 - 12:28

Und ob der heutige Zeitgeist nicht nur eine mediale Fata Morgana ist, wäre dabei auch noch eine Frage. So abenteuerlich wie zu erwarten ist Ihre
Behauptung (so interpretiere ich das jedenfalls), dass wir, die Mitte, auch noch schuldig an der Entstehung des Extremismus sind. Nein, es sind nicht die Widersprüche, Halbwahrheiten und Heucheleien unserer Alltagswelt, gebrochene Versprechen, nicht umgesetzten Ideale oder die offensichtliche Doppelzüngigkeit der westlichen
Zivilisation, es ist vielmehr die mittlerweile orientierungs-, regel-, werte- und grenzenlose, inkonsequente Beliebigkeit, mit der Politik, Medien und bestimmte gesellschaftliche Gruppen alle Bürger indoktrinieren und so der Kit zwischen den Gesellschaftsschichten, jeder Halt bewusst zerbröselt wird. Die von Ihnen geforderten
neue, selbstbewusste Moderne oder das, was Sie darunter verstehen, möchte ich lieber nicht erleben.

Wolfgang Tröbner | Mo., 24. Juli 2017 - 13:13

"Die deutsche Gesellschaft scheint ständigen Bedrohungen von links, rechts und Islamisten ausgesetzt zu sein. Aber ... : Die Gefahr kommt aus der Mitte selbst". Dass die Gesellschaft unterschiedlichsten Bedrohungen ausgesetzt ist, kann ich unterschreiben. Ich kann aber nicht unterschreiben, dass die eigentliche Gefahr aus der Mitte kommen soll. Ich gebe gern zu, dass die Mitte eine gewisse Schuld trägt. Beispielsweise dadurch, dass es sich diese Mitte gemütlich gemacht hat, ängstlich auf Besitzstandswahrung ausgerichtet und nach wie vor obrigkeitshörig ist. Das hat sich im Prinzip nie wirklich geändert. Was aber im Artikel vollständig ausgeblendet wird, ist, dass sich die "Eliten" diese Obrigkeitshörigkeit schamlos zunutze machen. Wie sonst ist zu erklären, dass die Parteien, die für die dramatische Zuspitzung der Lage in Deutschland primär verantwortlich sind, nach wie vor die höchsten Sympathien in Umfragen genießen, während die, die auf die Missstände hinweisen, verteufelt werden?

Elke Halefeldt | Mo., 24. Juli 2017 - 13:35

Erinnert an die Mitte-Studien, die große Bevölkerungsteile als „menschenfeindlich“ ansehen. Stellt die, so gesehen: schuldbeladene, Mitte wirklich die Brüder und Schwestern im Geiste aller Extremisten und teilt mit diesen den „Hass auf den Westen/die Moderne“ und das Gefühl des „Abgehängtseins“? Niemand bestreitet, dass es zwischen der Mitte und den Rändern Schnittmengen gibt, trotzdem dürften der Mitte Aggressivität und ideologische Verblendung fremd sein. Selbst wenn radikale Personen ihr entstammen.
Zum Vorwurf des „wachsendes Gefühls der Entfremdung von der Gesellschaft“ und der „sich daraus speisenden individuellen Opferperspektive“: Sind diese „Zeitgeist“ oder beruhen sie angesichts von schwer kontrollierbaren Migrationsströmen, Verwerfungen der Globalisierung, prekären Jobs, gefährdeten Sozialsystemen nicht vielmehr auf objektiven Problemen? Die Gefahr kommt nicht aus der Mitte, sondern eher von sozialökonomischen Entwicklungen, die dem Humanismus das Leben schwer machen.

Ralf Vormbaum | Mo., 24. Juli 2017 - 14:00

Dem aufgeklärten Bewusstsein ist die Moderne, also die vermeintlich bessere Zeit, heute selbst bis in die Zukunftsperspektive hinein suspekt geworden, das merkt man wieder mal deutlich am Tenor dieses Artikels. Aus der Ratlosigkeit heraus, dass die Verheißungen der Aufklärung immer noch auf sich warten lassen, sucht man abstrakt eine Hoffnung zu verteidigen, die man konkret längst aufgegeben hat. Aus dieser Schizophrenie des Denkens heraus, einerseits eine technisierte Welt zu wollen, andererseits diese dann aber als Ursache des Untergangs der Menschheit anzusehen, entsteht eine Verengung des Denkens, die sofort ins Totalitäre umschlägt, wenn die ins Extreme gesteigerten Ängste die Oberhand gewinnen . Wer den Weltuntergang heraufziehen sieht, glaubt natürlich dagegen etwas Entschiedenes tun zu müssen. Dabei wird nicht zur Kenntnis genommen, dass es die Hybris der Aufklärung selbst ist, die das Unheil hervorbringt.

Juliana Keppelen | Mo., 24. Juli 2017 - 14:06

Wenn in der Mitte eine Unwucht herrscht dann entstehen zwangsläufig außen für die "Mitte" unliebsame Ränder. Auch die heute so gescholtenen "68" er waren Ausdruck einer gewaltigen Unwucht in der damaligen "Mitte".

Josef Garnweitner | Di., 25. Juli 2017 - 15:48

Antwort auf von Juliana Keppelen

einer Meinung, Frau Keppelen. Diesmal aber nicht. Die "68er" waren, zumindest überwiegend, verwöhnte und verzogene Sprößlinge wohlhabender Familien. Die hatten schlichtweg Langeweile. Jeder der sein Studium ernst nahm, gar noch nebenher arbeiten mußte, hatte nicht mal die Zeit darüber nachzudenken, wie man eine Gesellschaft zerstören könnte. Es gab keinen Grund dafür, kein "Warum".

Glauben Sie mir, ich habe diese Zeit hautnah erlebt und ich kannte eine ganze Reihe von diesen Gestalten.

Die "gewaltige Unwucht" müssen Sie mir erklären.

Torsten Knecht | Mo., 24. Juli 2017 - 15:13

... und die Bedrohung aus sich selbst heraus.

Da ist etwas dran, aber das hat m. E. eher ökonomische als politische Ursachen. Extremismus o. polit. Neubildungen an den Rändern sind die Folgen aber nicht die Ursache von gesell. Schieflagen.

Beim Artikel fehlen mir deshalb:

1) die Def. von "Mitte"
2) der sozioökonomischen Kontext der Mitte.

Der Autor schreibt von einer "Insel", Herr Armin Latell von einer "Schafsherde" in Begleitung. Kann es nicht auch sein, dass ein Teil der Mitte einfach nur Angst vor sozialem Abstieg hat?

Schaut man sich die Reallohnzuwächse der letzten 15 Jahre an u. vgl. das mit anderen europäischen Staaten ... o. a. gefragt: Ist der größte NL-Bereich in Europa nicht auch ein idealer Nährboden für Rattenfänger u. Extremismus?

Sicherlich kann man nicht alles nur ökonomisch erklären aber die vollständige Ausblendung darauf, was der Alltag für die meisten ist, ist m. E. an der Realität vorbei.

die "Eliten" haben es auch versäumt dem Bürger zu erklären, wie das kommt, daß der deutsche Durchschnittsbürger ziemlich alt aussieht, wenn man die Vermögen dieser Bürger mit denen der Griechen oder der Italiener vergleicht. Beide Länder wurden oder sollen noch mit Mrd. € gerettet werden, auch mit dem Geld unserer Bürger.

Glauben Sie nicht auch, daß so mancher Deutsche einen dicken Hals hat, wenn er hört, wie Merkel und Schäuble alternativlos mit Mrd. für andere Länder um sich werfen, in denen die Bürger mehr Vermögen haben, als der Deutsche, der sie finanziell retten soll.

Torsten Knecht | Mi., 26. Juli 2017 - 10:24

Antwort auf von Josef Garnweitner

... Herr Garnweitner, wir haben den größten Niedriglohnsektor UND den geringsten Bestand an Wohneigentum.

Merkel u. Schäuble wollen die "Südländer" in der EU m. E. aus zwei Gründen halten:

1) ohne Sie wäre das EU-Projekt futsch u. Merkel (siehe Migrationskrise) die Sargträgerin der EU.

2) D. braucht die Staaten, um dort seine Handelsüberschüsse los zu werden. Das häuft die Schulden der Staaten weiter an - da Import > Export. Würden die Südländer aus dem Euro aussteigen, würden die D. weit weit unter Wert verkaufen. Darum werden mit Steuergeld die Südländer im Euro gehalten. Das ist selbstredend eine Zeitbombe.

Der Ausweg kann nur sein, wenn D. höhere Löhne bezahlt. Der Binnenmarkt gleicht den Export aus u. die Südländer werden gegenüber D. konkurrenzfähiger. So gesehen ist unsere auf Export basierende Wirtschaft ein sehr zweischneidiges Schwert.

Bernhard Jasper | Mo., 24. Juli 2017 - 16:44

Unterschicht, Mittelschicht, Oberschicht - diese klassische Definition war noch stark durch Bildung und Ausbildung geprägt.

Heute spricht man von Einkommensschichten. Derzeit sollen 48 Prozent der Bundesbürger zur eng abgegrenzten Einkommensmittelschicht gehören. Nimmt man die einkommensschwache und die einkommensstarke Mitte hinzu, sind es sogar 80 Prozent.

Und diese Mitte differenziert sich durch die technologische Moderne immer weiter aus. Die Berufsgruppe der Journalisten etwa, sollen unter teils prekären Verhältnissen arbeiten müssen, ebenso wie andere Dienstleistungen.

Das ist aber nicht die ganze Erklärung der soziologischen Mitte. Auch im Habitus und etwa der Sittenstrenge gibt es klare Unterscheidungen, die die Mitte definieren. Sie ist zweifellos strukturell verwandt mit ethischen oder religiösen Systemen.

Dr. Lothar Sukstorf | Di., 25. Juli 2017 - 13:24

Auf die Mitte wirken Zentrifugalkraft und Zentripetalkraft. Unser aller Mitte ist MUTTI Merkel, die St. Angela der Wirbelstürme; sie trotzt jedem Hurricane, weil sie die Mitte, das AUGE ist. Irgendwann degeneriert ein Hurricane jedoch zu einem lauen Lüftchen, was macht sie dann?