Wenige schätzen den Wohlstand in Europa. / Illustration: Martin Haake
Wenige schätzen den Wohlstand in Europa. / Illustration: Martin Haake

Ein Plädoyer für Europa - „Europa ist ein Paradies!“

Die Kaufkraft der Europäer ist in den vergangenen 25 Jahren fast kontinuierlich gewachsen – und das lässt sich fortsetzen. Der Wirtschaftswissenschaftler und Soziologe Alain Minc schreibt, warum es viele Gründe gibt, auf Europa stolz zu sein

Autoreninfo

Alain Minc ist ein französischer Bestsellerautor, Politikberater und Wirtschaftswissenschaftler. 2013 erschien sein letztes Buch "Vive L'Allemagne".

So erreichen Sie Alain Minc:

Eine Lobeshymne auf Europa? Das mag in Zeiten des Brexit anachronistisch anmuten. Aber gerade jetzt braucht es Europäer, die daran erinnern, was diesen Kontinent lebenswert macht und warum wir die Europäische Union brauchen. Bereits vor zwei Jahren veröffentlichte Cicero in seinem Jubiläumstitel die leidenschaftlichen Plädoyers zehn namhafter Autoren. Diese Texte aus unserem Archiv möchten wir in den kommenden zwei Wochen mit Ihnen teilen.
Für den dritten Teil unserer Europareihe schreibt Alain Minc, ehemaliger Berater von Nicolas Sarkozy, über den Wohlstand Europas.

Obwohl Europäer sich dessen nicht bewusst sind, leben sie in einem Fleckchen Paradies und hätten viele Gründe, stolz zu sein.
In der Eurokrise haben die Regierungschefs und die Europäische Zentralbank ihre Arbeit getan. Sie haben die notwendigen Maßnahmen ergriffen, selbst wenn dies für einige Länder mit schmerzhaften Reformen einherging. Lassen wir den Sonderfall Griechenland beiseite; dort müssten vor allem Steuern effizienter erhoben werden. Die Kaufkraft der Spanier und Portugiesen ist zwar gesunken. Doch gemessen an den Vorteilen, die diese Länder vom Beitritt zur Währungsunion haben, ist es ein wenig wie in der Bibel: Nach den sieben fetten Jahren des Überflusses kommen die mageren. Insgesamt hat sich Europa mit viel Können aus einer Krise herausgearbeitet, die aus den Vereinigten Staaten importiert worden war.
Wer hätte sich einst vorstellen können, dass Deutschland einen Mechanismus zur finanziellen Hilfe für EU-Mitgliedstaaten akzeptieren würde? 2008 hatte es in Amerika sechs Monate gedauert, bis ein Rettungsplan für die Banken bereitlag; 2011 stand der Staat am Rande der Zahlungsunfähigkeit. Die Mitgliedstaaten der Eurozone hingegen konnten Griechenland ihre Hilfe schnell zusichern. Europa kommt im Krebsgang voran, aber die Blockaden in Brüssel sind längst nicht so gravierend wie in Washington. Barack Obama skandiert „Yes we can“, aber er handelt nicht. Europa hat zwar kein Gesicht, aber es packt an.

Schwaches Wachstum ist kein Argument gegen Europa


Denjenigen, die das schwache Wachstum als Argument vorbringen, sage ich: Die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts pro Kopf ist relevanter. Die Kluft zwischen Europa und den USA fällt dabei viel kleiner aus. Mittel- und langfristig ist es uns gelungen, das Gleichgewicht zwischen Protektion und Wettbewerb zu wahren, das den Kern des europäischen Modells bildet. Um die deutsche Wirtschaft wieder anzukurbeln, hatte Gerhard Schröder den Sozialstaat zwar angetastet, ihn aber nicht grundsätzlich infrage gestellt. Auch in anderen Ländern können wir die soziale Marktwirtschaft rationaler gestalten, Verzerrungen korrigieren, ohne sie radikal umzukrempeln.

Die europäische Gesellschaft ist recht egalitär


Innerhalb der westlichen Welt ist die europäische Gesellschaft recht egalitär. Der Anteil des 1 Prozents der Reichsten am Nationaleinkommen betrug vor 30 Jahren in den USA 8 Prozent. In Europa war es ähnlich. Heute repräsentiert dasselbe 1 Prozent ein Viertel des amerikanischen Nationaleinkommens, in Europa sind wir bei 8 bis 9 Prozent geblieben. Wenn wir ein gewisses Maß an Gleichheit für einen Grundwert halten, dann ziehe ich das europäische System bei weitem dem amerikanischen vor. Die Kaufkraft der Europäer ist außerdem in 25 Jahren fast kontinuierlich gewachsen. Auch die These, die Konkurrenz der Schwellenländer stelle ein Problem dar, ist ein Hirngespinst. Im Gegenteil. Diese Länder sind hervorragende Kunden, und der Export ist ein Beschäftigungsmotor.


Was wiederhergestellt werden muss, ist kein gutgläubiger Optimismus, sondern Vertrauen. Politiker neigen dazu, aus Europa einen Sündenbock für alles zu machen. Man muss damit rechnen, dass Populisten an Bedeutung gewinnen. Aber wir leben nicht im Jahr 1933! Europa hat alle Möglichkeiten, den Weg zu mehr Konjunktur und Stabilität zu finden.

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Gerdi Franke | Mi., 6. Juli 2016 - 10:20

Nun ja, als deutscher Rentner kann ich da etwas anderes erzählen. Und das "Paradies" Europa hat sicher nicht die EU geschaffen. Die EU hat ihre wirtschaftlichen Ziele verfehlt und findet heute keine Akzeptanz mehr. Heute wird nach Einsatz und Ertrag bewertet. Und das Europa, von dem in den Medien und bei der SPD noch geträumt wird als "Über-Staat" traue ich einfach diesen Eurokraten nicht zu. Also höchstens ein Europa als Staatenbund mit wenigen zentralisierten Aufgaben.

Arndt Reichstätter | Mi., 6. Juli 2016 - 10:21

Die Behauptung, eine bestimmte Politik sei "egalitär" ist kein Argument, dass diese erstens moralisch richtig und zweitens ökonomisch sinnvoll ist.

In einer freien Marktwirtschaft mag es zwar stets finanzielle Ungleichheit geben. Dennoch ist das System stabiler (was gerade für die Ärmsten sicherer ist) und effizienter (was gerade den Ärmsten langfristig einen höheren komparativen Vorteil verschafft).

Das Lob des Autors für den "Mechanismus zur finanziellen Hilfe für EU-Mitgliedstaaten" lässt auf zwei Dinge schließen:

1) hat er keine Ahnung von Ökonomie, denn gerettet wurde nicht die Wirtschaft sondern Misswirtschaft und Bürokratie.

2) hat er kein Respekt für bestehende Gesetze, denn diese (z.B. des Lissabon-Vertrag) wurde für den ESM gebrochen.

Politik fließt abwärts von Kultur. Was Politik sagt oder macht ist unwichtig. Langfristig wichtig sind die Werte im Volk. Die entwickeln sich nicht unbedingt zum Guten, wie sich an mittlerw. 35% unehelichen Kindern ablesen lässt.

Schabert Albert | Mi., 6. Juli 2016 - 10:43

Herr Alain Minc sieht die Zukunft der EU viel zu optimistisch.Die Wirtschaftsleistung an der EU festzumachen ist nicht nachzuvollziehen.Der Anfang der EU war die Montanunion.Bei der jeztigen Grösse von 28 Staaten haben die kleinen erhebliche Nachteile,weil ihre Industrie geschwächt wird und die Einkommen im Keller sind.In Ungarn sind die Preise für Lebensmittel, Strom und Benzin genauso hoch wir bei uns,der Stundenlohne liegt bei 2 Euro.Wie sollen Staaten wie Ungarn oder Griechenland wieder auf die Beine kommen.Dort wird es nicht besser,wegen der EU.
Albert Schabert

Hallo. Ich hörte von jungen Frauen in meiner Stadt, die einen Std.Lohn von 5 Euro haben. Hillary Clinton bekam für einen Vortrag bei der Deutschen Bank einige Millionen. Dahin geht das Geld. Neidisch ! schreien da einige, die von einer derartigen Politik profitieren. Nein, kein Neid nur Ärger auf Ungerechtigkeiten, was ein großer Unterschied ist.

Bernhard K. Kopp | Mi., 6. Juli 2016 - 11:15

Auch wenn man der Überschrift tendenziell zustimmt, dann ist es im Konkreten sehr schnell mit der Zustimmung zu Ende. Reminiszenzen eines Pariser Salon-Intellektuellen. Einfach grauenhaft.

Christa Wallau | Mi., 6. Juli 2016 - 11:15

Leider kann ich dem Autor nicht zustimmen.
W o , bitte, packt Europa (Er meint die EU!) denn an? Ich kann nur eines erkennen:
Mit immer mehr frisch gedrucktem Geld werden
tiefste Risse und Verwerfungen zugekleistert!
Von gemeinsamen Überzeugungen und
Einsatzbereitschaft für gemeinsame Projekte
keine Spur. Woher denn auch? Die Ansichten der viel zu vielen einzelnen Staaten sind doch äußerst unterschiedlich. Das ist ein FAKTUM und läßt sich auf Dauer nicht schönreden.

Für mich reiht sich dieser Essay ein in die Kette unzähliger Gesundbeter-Texte und EU-Preisgesänge, die wir seit Jahren von unseren deutschen Politikern und Journalisten kennen.
Vor zwei Jahren schrieb Herr Minc dieses positive EU-Resumee, jetzt wird er von der Realität eingeholt: Brexit ! Und die Schulden steigen!
Das gegenseitige "Vertrauen", das in diesem Artikel angesprochen wird, ist längst futsch, falls es jemals richtig da war. Das "Fleckchen Paradies" wird zur Steppe, wenn es so weitergeht...

Ronald Leutner | Mi., 6. Juli 2016 - 11:25

Was dieser Bestsellerautor, Absolvent zweier Elitehochschulen, Politikberater, Aufsichtsrat, Wirtschaftsberater und Sarkozy-Freund verschweigt ist die damalige Finanzierung der 1933-Populisten durch die internationale Hochfinanz (Nachzulesen bei Antony C. Sutton).
Die heutigen angeblichen Populisten (ein Wort, welches er nicht definiert, weswegen es inhaltlich wertlos bleibt) hingegen sind tatsächlich wenigstens ansatzweise eine ernstzunehmende Opposition zum Establishment (z.B. die Währungskritiker der AfD).
Der Autor, der es wahrscheinlich gut meint, gleicht allerdings dem entweder unfähigen oder korrupten Establishment, wenn er zwei, drei Fakten aus dem Zusammenhang reißt und meint, damit eine vollständige Rechtfertigung dieses derzeitigen politischen Europas geliefert zu haben.
Geliefert hat er gar nix. Es bleibt körperliche Arbeit, angesichts dieser Inhaltslosigkeit nicht in den Zynismus abzugleiten.
Wie war das noch: Der Weg zur Hölle ist gepflastert mit guten Absichten?

Barbara Kröger | Mi., 6. Juli 2016 - 11:33

Die kritischen Kommentare sind berechtigt. Die EU hat leider sehr wenig effektiv geregelt. Brüssel versucht, Probleme mit Geld zu überdecken, aber die Probleme bleiben bestehen. Die hohe Jugendarbeitslosigkeit in vielen Europäischen Ländern, obgleich es sich um qualifiziert ausgebildete junge Menschen handelt, ist ein Skandal! Die Infrastruktur in Deutschland hinkt. Die Bildungsmisere bei uns wird nicht zuletzt deutlich an den offensichtlich nicht mehr zu stemmenden Großprojekten. Frau Merkel öffnet die EU Grenzen, ohne sich vorher mit den EU Partnern zu besprechen. Von uns Bürgern ganz zu schweigen. Kriegseinsätze werden in aller Welt durchgeführt, ebenfalls ohne Zustimmung der Bevölkerung. Was ist denn das für eine Politik?

Herbert Trundelberg | Mi., 6. Juli 2016 - 11:35

ich Glaube dem Mann ist nicht zu helfen. Heute müssen 2 Personen arbeiten um einen Haushalt mit 1 oder 2 Kindern durch zu bringen. Mit 3 Kindern ist es schon ein Sozialfall. Aber die Einkommen sind kontinuierlich gestiegen. Richtig, wenn 2 Personen arbeiten anstatt einer stimmt das

Renato Collina | Mi., 6. Juli 2016 - 12:11

Dieser s.g. Wohlstand basiert auf Schulden, die nicht zurückbezahlt werden können.
Als ob da noch nicht genug wäre, übersteigen die Versprechungen auf die Zukunft die heutigen Schulden um mindestens das 2fache. Mir graust.

Jacqueline Gafner | Mi., 6. Juli 2016 - 13:49

"Obwohl Europäer sich dessen nicht bewusst sind, leben sie in einem Fleckchen Paradies und hätten viele Gründe, stolz zu sein."
Wer mit einer Fehleinschätzung beginnt, muss schon Glück haben, um am Ende doch noch zu einem valablen Fazit zu kommen. Im Gegenteil, Herr Minc, die auf dem europäischen Halbkontinent ansässige Bevölkerung weiss genau, was sie an Europa hat, das nicht kein Gesicht hat, wie Sie meinen, sondern auf relativ begrenztem Raum viele verschiedene Gesichter: klimatisch, landschaftlich, historisch, kulturell, mentalitätsmässig, politisch und wirtschaftlich. Darauf sind die Menschen stolz und das wollen und werden sie sich nicht nehmen lassen. Dass man miteinander in Europa (und darüber hinaus) kreuz und quer Handel treibt, ist überdies keine Erfindung der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts; und daran wird sich auch nichts ändern, sollte die EU in ihrer aktuellen Form untergehen. Einheitsbrei zum Einheitstarif ist definitiv keine Option, nicht einmal für "US-Phobiker".

Martin Wienand | Mi., 6. Juli 2016 - 13:54

Das werden die etwa 30 Millionen arbeitslosen jungen Europäer (viele mit guter Ausbildung) wohl anders sehen. Und zwölf Millionen Menschen allein in Deutschland in prekären Lebensverhältnissen ebenso. Von astronomischen Staatsverschuldungen will ich hier gar nicht sprechen. Herr Minc war ein Berater von Sarkozy? Kein Wunder, dass dieser krachend gescheitert ist.

Frank Goller | Mi., 6. Juli 2016 - 14:03

Europa mag geografisch ein Paradies sein, die EU ist es nicht. Die EU ist ein Pflegefall und steht kurz vor der letzten Ölung, die Bestatter warten schon !

Herbert Trundelberg | Mi., 6. Juli 2016 - 14:42

Antwort auf von Frank Goller

Sie haben Recht. Klimatisch ist die EU gegenüber Sibirien und der Sahara und der Wüste Gobi ein Paradies. Aber schon Süd Spanien ist es nicht mehr. Der Gute hat sich auch noch nicht in seinem Lande umgeschaut was die Menschen dort von seinem Paradies halten.

Petra Wilhelmi | Mi., 6. Juli 2016 - 14:40

Nun, ich weiß nicht, in welchem Deutschland Sie wohnen. In meinem Deutschland hat sich die Kaufkraft der Menschen mitnichten erhöht. In meinem Deutschland klauben Menschen Flaschen aus dem Müll und sammeln Papier, um ein paar Euros extra haben zu können. In meinem Deutschland müssen Tausende (oder schon Millionen) von Menschen durch Steuergelder subventioniert werden, damit sie überhaupt jeden Tag Essen auf den Tisch haben können, ihre Miete und die Energie bezahlen können. In meinem Deutschland gibt es immer mehr Energieabschaltungen wegen Geldmangels. In meinem Deutschland gibt es immer mehr Sozialkaufhäuser und Tafeln. In meinem Deutschland ist ab Monatsmitte in den meisten Läden Ebbe und der Andrang an den Geldautomaten der Banken am Anfang des Monats legendär. Ihr Deutschland mag ein Paradies sein. Mein Deutschland verarmt.

Gerd Risse | Mi., 6. Juli 2016 - 16:21

Europa hat ein Gesicht nämlich das von Merkel und dieses Gesicht ist das Grauen und packt nix an ! Ihre Beitrag Herr Minc ist der übliche verordnete Jubel und das Schönreden, nach dem Brexit. Österreich und Ungarn sind am 2.Okt. dran......dann sehen wir weiter.

Bianca Schmitt | Mi., 6. Juli 2016 - 17:01

Europa ist ein Kontinent und schön, aber keine funktionierende Wirtschaftsgemeinschaft und das wird sie auch nie werden. Die EU ist ein dubioses Konstrukt einfältiger Politiker und von Grund auf falsch konstruiert. Ich wohne + arbeite in Finnland. EG war die richtige Lösung.

Karola Schramm | Mi., 6. Juli 2016 - 17:25

Ätzend oder schön einen Bericht aus dem Wolkenkuckusheim eines ehem. Beraters von Nicolas Sarkozy zu lesen ?
Alle wirtschaftlichen Behauptungen kann man ruck zuck widerlegen.
Man braucht nur in den Städten, in die Jobcenter zu gehen - auch ein treffender Name für Arbeit, die nicht mehr ein Leben lang Sinn stiften soll, sondern nur vorübergehend - als Job eben. Wie die Arbeitssklaven, die morgens an irgendeiner einer Stelle in irgendeiner Großstadt warten, um angeheuert zu werden um ein paar Cents für den Tag zu verdienen.
Oder die überzogenen Mieten, die keine normale Familie bezahlen kann und schon die Kinder arbeiten müssen. Ja ich weiß, früher haben die Kinder auf dem Land auch geholfen...
Dass wir dahin zurückkehren - wer hätte das gedacht ? Kinder sind die Zukunft und viele verkommen wie die Schulen, weil der Staat, u.v.a., die Privatschulen auch mitfinanziert - da fehlt dann das Geld - Gewinner sind die anderen.
Das Abbauen der Sozialstaaten war Ziel und
ist es noch.

Ruth Falk | Mi., 6. Juli 2016 - 17:29

Der Verfasser dieses Geschreibsels stammt sicher aus reichem Hause, vom Normalbürger hat er NULL Ahnung. Mich wunderts, dass Cicero dem eine Bühne gibt.

Karola Schramm | Mi., 6. Juli 2016 - 17:31

Ätzend oder schön einen Bericht aus dem Wolkenkuckusheim eines ehem. Beraters von Nicolas Sarkozy zu lesen ?
Alle wirtschaftlichen Behauptungen kann man ruck zuck widerlegen.
Man braucht nur in den Städten, in die Jobcenter zu gehen - auch ein treffender Name für Arbeit, die nicht mehr ein Leben lang Sinn stiften soll, sondern nur vorübergehend - als Job eben. Wie die Arbeitssklaven, die morgens an irgendeiner einer Stelle in einer Großstadt in DE warten, um angeheuert zu werden um ein paar Cents für den Tag zu verdienen.
Oder die überzogenen Mieten, die keine normale Familie bezahlen kann und schon die Kinder arbeiten müssen. Ja ich weiß, früher haben die Kinder auf dem Land auch geholfen...
Dass wir dahin zurückkehren - wer hätte das gedacht ? Kinder sind die Zukunft und viele verkommen wie die Schulen, weil der Staat, u.v.a., die Privatschulen auch mitfinanziert - da fehlt dann das Geld - Gewinner sind die anderen.
Das Abbauen der Sozialstaaten war Ziel und
ist es noch.

hermann klein | Mi., 6. Juli 2016 - 18:34

Die EU ist nur auf Pump gebaut und wird in weniger Jahren in Armut versinken.
Der ehemalige Kommissionspräsident J. Delors träumte einmal von einer Europäischen Wirtschaftsregierung, die eine gemeinsame Währung stärken und eine Wirtschaft ankurbeln sollte. Dazu kam es bekanntlich nie. Mit der Aufnahme von noch mehr Staaten – 28 - in der EU endete der Traum von der wirtschaftlichen und politischen Einheit von Europa und wurde so zum Alptraum. Das ganze Gebilde Europas verwechseln die Volksvertreter mit einer goldenen Kuh, in dem jeder einzelne Staat mehr herauszuholen, als tatsächlich Milch darin ist. Vor diesem Europa kann nur gewarnt werden. Es wird so keine Zukunft haben. Und über allen, als Majestäten thronend: die Staats- und Regierungschefs - die jeweiligen exklusiven Festbankette bei noch so unbedeutenden Anlässen und die anschließenden wichtigtuerischen Ergebnisse beweisen es.

Dimitri Gales | Mi., 6. Juli 2016 - 21:50

Minc ist ein ultraliberaler Konservativer, jedenfalls ist er als solcher in Frankreich bekannt. Sein Artikel klingt auch danach. Was er über Frankreich geschrieben hat und schreibt, leuchtet meistens ein: das Regierungssystem ist nicht mehr realitätsangepasst, es ist sogar anachronistisch, aber Minc glänzt dennoch mit Einseitigkeit. Sicher geht es den meisten Europäier gemessen an Bangladesch oder dem Tschad sehr gut. Das ist ja auch nicht das Problem. Das Poblem besteht in der wachsenden Kluft, der wie es der ehemalige Präsident Jacques Chirac öffentlich unterstrichen hat, "la fracture sociale". Das Ziel, an dem die EU-Administration fleissig mitarbeitet ist doch eine schleichende "Amerikanisierung" der Wirtschaft und des sozialen Europas, das schliesst auch die Aussenpolitik mit ein.
Auch deshalb wächst das Lager der Euroskeptiker.

Karl Lied | Do., 7. Juli 2016 - 08:03

Die Bürger der 28 Länder sollten selbst entscheiden, mit wem sie zusammen leben, handeln und arbeiten wollen. Aktuell ist es eine Zwangsmitgliedschaft, ähnlich wie bei ZDF + ARD, ich gucke diese Sender nicht, muss sie aber zahlen. Schönes Wochende, endlich mal mit Sonne !

Christa Wallau | Do., 7. Juli 2016 - 11:14

Antwort auf von Karl Lied

Ja, Herr Lied, ich lehne Zwangsmitgliedschaften auch ab und finde es
unerträglich, daß ich für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und das
Fernsehen Zwangsgebühren entrichten muß. Dafür darf man sich dann,
falls man die Sender nicht boykottiert, die abgeschliffenen Mainstream-Gedanken der Kommentatoren und die Betroffenheitsgesichter bzw.
das hämische Grinsen der Nachrichtensprecher und Moderatoren an den immer gleichen Stellen anhören bzw. anschauen.

Danke für Ihre guten Wünsche! Sie scheinen schon in Erfüllung zu gehen:
Draußen lacht die Sonne!

Jürgen Winzig | Do., 7. Juli 2016 - 11:44

die Einkommen sind in Europa gestiegen....
Fragt sich nur welche Einkommen von welchen Leuten. Die Reallöhne in Deutschland sind es jedenfalls nicht; ausser im obersten Lohnsegment.
Im unteren sind sie sogar gefallen.Von den horrenden Steuererhöhungen ( Umsatz-,Grunderwerbs-, Strom-steuer, usw.) ganz zu schweigen.
Ja, die Wohlstandswährung Euro zusammen mit der neofeudalen Politik der herrschenden Kaste haben ganze Arbeit geleistet.

Walter Wust | Do., 7. Juli 2016 - 14:20

Dieser Artikel liest sich wie ein Resümee der ÖR. Leider stimmt aber auch nicht das Geringste mit der Realität überein. Schlimmer noch, Alles was der Autor so hochjubelt geht zu Lasten zukünftiger Generationen und belastet jetzt schon in großen Teilen Europas das Zusammenleben. Allerdings würde ein Vortrag dieses Artikels im Plenum des deutschen Bundestags alle Fraktionen zu Dauerklatschen motivieren.

Markus Blum | So., 10. Juli 2016 - 12:13

Wie wäre es, wenn jeder der Kommentatoren auch eine einzige Sache, ein einziges Gefühl, einen Moment nicht nur gegen den Autor, sondern f ü r Europa schreibt, was ihn oder sie bewegt, in Europa zu leben und zu wohnen und zu arbeiten? Auch ich finde das "Plädoyer" des Autors überhaupt nicht leidenschaftlich und auch sachlich nicht korrekt. Die steten negativen Diskussionen um den vermaledeiten Euro verstellen aber den Blick auf das Ganze und das Gute, was darin steckt. Oder gibt es da nichts? Wo sind denn die wirklich leidenschaftlichen Kommentare, lieber hier als in China, oder in Russland oder Zentralafrika oder Mexiko ... zu leben.

Andreas Müller | Di., 12. Juli 2016 - 15:25

Dieser Artikel ist eine grobe Irreführung der Öffentlichkeit über die dramatische wirtschaftliche und ökonomische Gesamtlage Europas. Die Leute, die solche Propagandastücke noch kurz vor dem Zusammenbruch geschrieben haben werden, werden sich womöglich sehr bald sehr warm anziehen müssen, wenn das Ausmaß des Desasters bei einer Mehrheit der EU-Bürger auch in Frankreich und Deutschland ankommt.
Alain Minc gilt schon heute bei der französischen Opposition (von der Linken über unabhängige Gaullisten bis zum Front National) als unverbesserlicher Elitist und weltfremder Propagandist. Seine Äußerungen über die Brexit-Wähler gelten als Paradebeispiele einer elitären Arroganz, deren Tage gezählt sind. Was er hier schreibt, erinnert fatal an Marie-Antoinettes Frage, warum die Leute denn keine Schneckennudeln essen, wenn sie doch kein Brot haben. Ancien Régime!