Zerstörte Gebäude im syrischen Aleppo.
Aleppo: Trümmerhaufen mit hoher Symbolkraft / picture alliance

Eroberung von Aleppo - „Es geht darum, die Demografie des Landes zu verändern“

Das Assad-Regime hat die Schlacht um Aleppo gewonnen. Ein Ende des Krieges in Syrien ist damit aber längst nicht in Sicht, sagt Nahost-Experte Daniel Gerlach. Daran habe das Regime auch gar kein Interesse

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Herr Gerlach, ist mit der Eroberung Aleppos der Krieg in Syrien nun entschieden?
Der Krieg wird sicher weitergehen. Langfristig wird er aber niedrigschwelliger sein, also sich in einen wirklichen Guerilla-Krieg wandeln, der auch keine Fronten mehr kennt. Darauf hat sich das Regime auch eingerichtet, denn so ein „Krieg gegen den Terror“ lässt sich bei der Bevölkerung viel einfacher legitimieren. Mit so einem Kampf kennt sich das Regime auch besonders gut aus.

Wie wichtig ist die Eroberung Aleppos als Propagandaerfolg für Assad?
Sehr wichtig. Jetzt kann das Regime zeigen, dass es auch mal eine Schlacht gewinnen kann. Der Einmarsch der Truppen wirkt propagandistisch viel stärker als die ständigen Bombardements.

Wegen der Bombardements ist der Ostteil Aleppos ja, zynisch gesagt, ein ziemlicher Trümmerhaufen. Spielt die Stadt strategisch überhaupt noch eine Rolle?
Es ist immer noch eine sehr große Stadt und sie war ein wirtschaftliches Zentrum Syriens. Deswegen hat die Bevölkerung ja auch nicht gewollt, dass der Krieg dorthin kommt. Die Rebellen haben ihn gegen ihren Willen dorthin getragen. Man muss auch wissen, dass Macht in Syrien nicht in der Währung Territorium gemessen wird, sondern in Bevölkerung. Und Aleppo ist immer noch die zweitbevölkerungsreichste Stadt Syriens.

Daniel Gerlach
Daniel Gerlach

Wie meinen Sie das?
Wer die Bevölkerung kontrolliert, der hat die Legitimation zur Herrschaft. Deswegen geht es auch darum, die Demografie der Stadt zu ändern. Die Bevölkerungsteile, die man als nicht loyal erachtet, hauptsächlich Sunniten, sollen aus den Stadtzentren vertrieben werden, um diese neu zu besiedeln.

Müssen wir in Aleppo jetzt also vermehrt mit Vergeltungsaktionen rechnen? Es gibt Berichte über zahlreiche Hinrichtungen.
Man hat die Parole herausgegeben: Wer jetzt noch nicht weg ist, der ist selbst schuld. Aber man muss sich auch die Methoden der Assad-Milizien vergegenwärtigen. Man hat ja bewusst keine Angehörigen der syrischen Armee dort hineingeschickt, sondern ortsfremde Milizen. Und die zeichnen sich dadurch aus, dass sie keine Gefangenen machen. Es findet auch keine Gesinnungsprüfung statt, ob jemand den Rebellen angehört oder Zivilist ist.

Ist da nicht auch etwas dran, dass jemand, der jetzt noch in Aleppo ist, leicht in den Verdacht gerät, ein Rebell zu sein? Der Bevölkerung wurden zum Beispiel Fluchtkorridore angeboten.
Natürlich. Zwar nimmt das Regime viele Tote in Kauf, hat aber auch kein genuines Interesse daran, die gesamte Stadtbevölkerung umzubringen. Die Bevölkerung sollte ja in die Regime-Gebiete fliehen. Voneinander getrennt in Flüchtlingslagern ist sie viel einfacher zu kontrollieren.

Es gab auch Berichte darüber, dass die Rebellen Zivilisten daran gehindert haben, zu fliehen.
Das kann ich nicht verifizieren, mir aber sehr gut vorstellen. Erst einmal ist da die zynische militärische Überlegung, in den Zivilisten menschliche Schutzschilder zu haben. Es geht aber auch darum, die Infrastruktur aufrechtzuerhalten. Wenn keine Zivilbevölkerung vorhanden ist, müssen die Rebellen alles selbst erledigen, vor allem die medizinische Versorgung und die Beschaffung von Lebensmitteln.

In diesem Krieg geht es auch immer um Begrifflichkeiten. Muss man eigentlich von Rebellen oder von Islamisten sprechen?
Das ist eine sehr asymmetrische Unterscheidung. Das eine beschreibt eine Handlung, das andere eine Gesinnung. Tonangebend bei den Rebellen sind aber ganz klar Leute, die eine islamistische Agenda haben. Da aber zwischen gemäßigt und radikal zu unterscheiden, finde ich aber angesichts der Brutalität der Regime-Truppen ziemlich heuchlerisch. Man muss eher zwischen den Zielen unterscheiden. Viele sind gegen Assad und kämpfen dafür, ihn loszuwerden. Viele, und dieser Teil wächst,  sind aber auch gegen alle Alawiten und sprechen ihnen ihr Existenzrecht als Bürger Syriens ab.

Der Extremismus wächst also auf allen Seiten?
Ja. Es gibt einfach keine unbeteiligten Zivilisten mehr nach dieser Logik. Auch Aufständische haben ganz gezielt Zivilisten angegriffen.

Die internationale Gemeinschaft scheint in Syrien nur noch ohnmächtig zuzuschauen. Was kann man dort noch tun?

Momentan ist der Karren sicherlich vor die Wand gefahren. Es gab aber durchaus Gelegenheiten, wo man etwas hätte tun können und müssen. Nicht indem man einen Regimewechsel herbeizuführen versucht hätte, aber indem man Assad durch gezielte militärische Aktionen gezwungen hätte, seine Taktik zu ändern und bereiter für Kompromisse zu sein. Außerdem hat die westliche Allianz fälschlich geglaubt, Assad würde sowieso vor dem Ende stehen. Dadurch wurde versäumt, den Teilen der Bevölkerung etwas anzubieten, die zwar loyal zu Assad sind, aber hauptsächlich aus Mangel an Alternativen. Nur auf den bewaffneten Arm der Opposition zu setzen, war ein großer Fehler.

In den USA gibt es nach den Präsidentschaftswahlen ein Machtvakuum. Liegt es auch daran, dass Aleppo jetzt erobert wurde?
Absolut. Ich bin mir aber auch nicht sicher, wie es wäre, wenn Obama noch ein Jahr zu regieren hätte. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Amerikaner und andere Staaten sich längst damit abgefunden haben, dass das Regime die Kontrolle gewinnt, weil sie hoffen, dass dieses Abschlachten aufhört.

Ist das denn realistisch?
Leider eher nicht. Die Intensität des Konflikts wird vielleicht nachlassen. Aber viele können sich ein friedliches Zusammenleben mit Angehörigen anderer Konfessionsgemeinschaften nicht mehr vorstellen. Viele Alawiten und Christen sind fest davon überzeugt, dass die sunnitische Mehrheit von 75 Prozent nur mit einem autokratischen Regime unter Kontrolle zu halten ist. Und für radikale Kräfte unter den Rebellen ist die Zeit definitiv vorbei, in der sich, aus ihrer Sicht, eine Minderheit das gelobte Land unter den Nagel reißen durfte. Genau auf diesen inneren Konflikt haben sich alle syrischen Sicherheitskräfte seit Jahren vorbereitet.

Hat das Regime denn überhaupt ein Interesse daran, den Konflikt zu beenden?
Eigentlich schon. Aber der Preis, also die nötigen Kompromisse, wäre zu hoch. Und es braucht diesen Kampf vorerst noch, denn sonst werden andere Kämpfe aufkommen, vor allem um die Verteilung. Die Bevölkerung ist hoch frustriert, die Wirtschaft liegt am Boden. Mit dem Krieg kann man diese Zustände rechtfertigen. Deswegen wird das Regime den Krieg fortführen.

Welche Rolle spielt dabei der sogenannte Islamische Staat? Gerade hat der ja die Stadt Palmyra zurückerobert.

Der lacht sich momentan ins Fäustchen, denn zuletzt hat das Regime alle Truppen auf Aleppo konzentriert, und da kommt der Islamische Staat nicht vor. Entscheidend ist dabei die Rolle der Kurden. Bisher gab es eine unausgesprochene Allianz zwischen deren YPG-Truppen und jenen von Assad gegen andere bewaffnete Gruppen. Aber auch da gab es schon Zusammenstöße. Wenn die Regime-Truppen weiter voranschreiten und tatsächlich die Absicht haben, das gesamte Territorium zurückzuerobern, werden sie natürlich mit den Kurden in Konflikt geraten. Ich habe den Verdacht, dass es eine Absprache zwischen Assad, Russland und der Türkei gibt: dass die Türken ihre Unterstützung für die Rebellen reduzieren und Assad im Gegenzug verspricht, das Kurdenprojekt von einem eigenen Staat, Rojava, zu vereiteln.

Daniel Gerlach ist Mitherausgeber und Chefredakteur des Magazins „Zenith“, das sich mit der arabisch-islamischen Welt beschäftigt. Gerlach studierte Geschichte und Orientalistik in Hamburg und Paris.

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Marko Jäger | Mi., 14. Dezember 2016 - 17:25

Mich interessiert, woher Herr Gerlach seine Infos bezieht und, ob er sich persönlich vor Ort in Syrien einen Eindruck über die Lage verschafft hat ?

Danke und beste Grüße !

Marko Jäger

Lieber Herr Jäger, 

wenn Sie möchten, lesen Sie es hier nach

https://www.bpb.de/shop/buecher/schriftenreihe/212503/herrschaft-ueber-syrien

VG
Constantin Wißmann, Online-Redaktion

Sehr hgeehrter Herr Wißmann,
leider halte ich die Bundeszentrale für politische Bildung nicht als das Maß aller Dinge. Ich bitte darum eine weitere Quelle in Betracht zu ziehen.
Illegale Kriege: Wie die NATO-Länder die UNO sabotieren. Eine Chronik von Kuba bis Syrien
MfG

Mit Verlaub, aber die Pamphlete der Bundeszentrale für politische Bildung können wohl kaum als seriöse Quellen angeführt werden.

Michaela Diederichs | Mi., 14. Dezember 2016 - 17:30

"Außerdem hat die westliche Allianz fälschlich geglaubt, Assad würde sowieso vor dem Ende stehen." Inzwischen habe ich den Eindruck, die westliche Welt hat ein grundlegendes Problem mit der realistischer Einschätzung gleich welcher Situation. Ist das Arroganz, Ignoranz oder sind es die immer gleichen Denkmuster? Dadurch laufen immer mehr Krisen aus dem Ruder, die zu einem früheren Zeitpunkt vielleicht noch mit politischen Mitteln hätten eingedämmt werden können. Glaube ersetzt kein Wissen, kein Durchdenken, keine Strategie. Auch das Unmögliche, Undenkbare muss immer gedacht werden. Vielen Dank für dieses Interview, Herr Wißmann

Robert Müller | Mi., 14. Dezember 2016 - 17:40

Ich finde die Situation in Syrien sehr spannend. Das mögliche Abkommen zwischen Türkei, Assad, Iran und Russland wurde schon angesprochen. Interessant ist auch, dass der türkische Vorstoß auf el-Bab und der kurdische auf Rakka nicht weiter gehen. Auch bei Mossul geht es nicht wirklich vorwärts. Als ob alle auf etwas warten. Vielleicht auf Trump?

Michael Ludwig | Mi., 14. Dezember 2016 - 21:05

Herr Gerlach"Die Bevölkerungsteile, die man als nicht loyal erachtet, hauptsächlich Sunniten, sollen aus den Stadtzentren vertrieben werden, um diese neu zu besiedeln."

"73 % der Syrischen Bevölkerung sind Sunniten"Quwelle https://www.bpb.de
Einwohnerzahl Syrien rund 21 Mio,
d. h. rund 15 Mio der Syrer sind Sunniten
Wahlergebnisse Wahl Syrien 2014 (Quelle Wikipedia)
Abgegebene Stimmen für die Baath-Partei von Assad 10,3 Mio, 88,7 % der Wahlberechtigten.
Da die Sunniten lt. Herrn Gerlach nicht loyal sind,
wer hat den Herrn Assad denn gewählt?
Hat Herr Assad einen Blackout und vertreibt seine eigenen Wähler? Oder erzählt Herr Gerlach einen Schmarrn?
Kann mir das mal jemand erklären?

Lieber Herr Ludwig,

wenn Sie bei wikipedia weiterlesen, kommen Sie vielleicht auf eine Antwort: "in denjenigen Gebieten, die unter der Kontrolle von Aufständischen standen, fand die Wahl nicht statt"

VG

Constantin Wißmann, Online-Redaktion

Mal angenommen in der Ukraine würden morgen Wahlen sein, sind dann die Wahlen in der Ukraine eine "Farce" , lt. westlichen Werten, weil die prorussischen"Rebellen" im Donbass nicht mit gewählt haben?

Ich nehme mal an, in der Ukraine lassen wir das durchgehen weil es uns in den westlichen Kram passt.

Gibt es eigentlich einen Unterschied zwischen "gute Rebellen" wie in Syrien, oder "schlechten Rebellen" wie in der Ukraine?

Hallo Herr Wißmann,

ersteinmal: Respekt, dass Sie die Kommentare lesen und sich damit auseinander setzen; aber:

Was soll das? Also nach Herr Ludwigs Informationen 11,6 Mio. Syrer wahlberechtigt Wenn davon 73% nicht Sunniten sind,bedeutet das: es gibt 8,5 Mio. sunnitische und 3,1 Mio. nicht sunnitische Wähler. Somit müssen 7,2 Mio. Sunniten oder 85% von ihnen für Assad gestimmt haben (und alle anderen) um die von Herrn Ludwig angeführte Zahlen zu erklären. Ihr Verweis erklärt gar nichts, was mehr Bedeutung hat als ein chinesischer Sack Reis, oder haben 1,3 Mio. Sunniten nicht für Assad gestimmt, weil sie nicht durften? Mir ist klar, dass ich nur überschlägig und mit vereinfachenden Annahmen rechne, aber so weit weg von der Wahrheit werde ich basierend auf den Zahlen, die falsch sein mögen, nicht sein. Wahlen sind immer so eine Sache, insbesondere in solchen Strukturen, aber wäre es nicht denkbar, dass man Assad vielleicht schlechter macht als er ist (im Vergleich zu den anderen)?

Richtig die Menschen in den Rebellen Gebieten hatten keine Wahl sie hätten auch bei einem Sieg der Rebellengruppen keine Wahl gehabt. Oder gibt es in Gottesstaaten Wahlen? Die meisten Menschen wissen was sie verloren haben und dass sie sich für falsche Ziele geopfert haben.

Syrien ist das Land der Nusairier -> der Alawiten.
Diese sind keine Shiiten wie die Iraner.
Wir haben evtl. die Ausformung Türkei/Sunniten, Iran Shiiten, Syrien/Alawiten/wahabitische Sunniten, Irak/Shiiten/wahabitische Sunniten.
Wahabitische Sunniten = IS
Der Schwerpunkt liegt bereits bei den syrischen und irakischen Sunniten mehr auf dem Wahabismus Saudi-Arabiens.
Zusammenleben war solange möglich, wie nicht seitens der wahabitischen - Gottesstaatorientiert? - "Sunniten" Hürden des Zusammenlebens aufgestellt wurden.
Das führte zum Bürgerkrieg und deshalb ist eine Teilung sinnvoll, wie auch in der Ukraine, evtl. Irak.
Ähnlich Preussen/Deutschland. Das funktionierte nur solange, wie Deutschland prussisch wurde.
Als es deutsch-national wurde, dominierte Deutschland das Baltikum, Polen, die Tschechei, die Slowakei, Völker, die es nicht gewohnt sind dominiert zu werden.
Die jetzige Teilung im Osten trägt dem Rechnung.
Prussen sind keine Deutschen, auch ich hier zurückhaltend.

Das ist falsch. Assad und dessen Vater haben über viele Jahrzehnte das Land mit Geheimdiensten im Griff gehabt. Allerdings gab es schon unter dessem Vater einen Aufstand der Muslimbrüder, die dieser mit Massentötungen beantwortete. Das heißt "wahabitisch" ist falsch. Die Assads selber verstehen sich als Vertreter der Baath-Partei, ähnlich wie Saddam im Irak, also eine Art linker Nationalismus. In der Realität war es wohl so, dass sie die Alawiten zu ihrer Machtbasis gemacht haben und damit die sunitische Mehrheit zu deren Todfeinden. Weitere Alawiten leben in der benachbarten Türkei. Auch darf nicht vergessen werden, dass Syrien das Transitland für iranische Waffen zur Hisbolah im Libanon war/ist. Was wohl die Fortsetzung des verlorenen Krieges gegen Israel darstellte. Hier ist wohl auch der Grund zu finden, weshalb der Westen sich weder für die Aufständigen, noch für Assad entschieden haben. Das mit den Kurden ist auch nur eine halbe Sache, weil die Türken das nicht wollen.

Tobias Werner | Mi., 14. Dezember 2016 - 22:39

wunderschön sogar, wie man hier sieht...

Immer mehr Rebellen kämpfen nicht nur gegen Assad, sondern auch gegen die Aleviten. Bei Hitler hat man ja auch gegen ganz Deutschland gekämpft... Auch d. Assad-Clan dürfte sich ja kaum selbst tragen können. Wie bei jedem Regime profitieren auch von u. mit ihm stets auch größere Bevölkerungsanteile - mitgegangen, mitgehangen, heißt es.

Die "Internationale Gemeinschaft" ist hier machtlos - Russland und Iran zählen hier offenbar nicht dazu - man definiert sich selbst....

Gut, der Westen sei ohnmächtig, so ist es ja gemeint. Nun, die EU hat ja keine militärische Kraft, selbstverschuldet, ist sehr abhängig v. den USA . Wo die Konflikte begannen, da war Fr. Merkel ja angeblich die mächtigste Frau der Welt - so die Mär unserer Leitmedien...

Der Schlüssel für die Zukunft sei (Schul-)Bildung, sagt man uns. In Syrien sollen die Leute recht gebildet sein....
Frau Merkel ist ja schulisch hochgebildet und zudem auch noch eingebildet...!

Arndt Reichstätter | Do., 15. Dezember 2016 - 00:29

Die europäische, die den Ruf Assads ruiniert hat, indem sie ihm den Einsatz von Giftgas in der Region Ghuta vorgeworfen hat, obwohl es in Wirklichkeit die Terroristen waren, wie Seymour Hersh damals schrieb? Jene europäische "Gemeinschaft", die Assad am Beispiel Gaddafi zeigte, dass man dieser Gemeinschaft nicht trauen kann?

Die amerikanische "Gemeinschaft", welche die sunnitischen Extremisten erst nach Syrien geschickt hat, nachdem sie durch den fehlgeschlagenen und völkerrechtswidrigen Irak Krieg dort vertrieben wurden?

Die saudi-arabische "Gemeinschaft", die nach wie vor im UN-Menschenrechtsrat geduldet wird, obwohl sie die Terroristen finanziert?

Die russische, die wahrscheinlich auch teilweise die Terroristen finanziert, um sich Syrien als künftige Schutzmacht aufdrängen zu können?

Für mich ist es kein Zufall, dass Assad höhere Zustimmungswerte als Obama hat.

peter hauser | Do., 15. Dezember 2016 - 05:09

Krieg hatte immer ein Motiv, das Leid zur Folge haben mußte, wer immer anderes glaubte ist naiv und ungebildet, ein historischer Ignorant.

Demographische veränderungen sind so banal wie zwangsläufig, Interessen sind hier Tenor der Berichterstatung........Wohlstand im Konsum und Leid im Schmerz bis zur Unerträglichkeit führen zur Agonie oder Langenweile, weil das präge Bild fiktionaler Unterhaltung, bis dekadente Banalität "Abartiges" als notwendige Synthesis vor und-verführt.

Aleppo steht doch nur für < politische Interessen >
Moral ist Luxus einer ohnmächtigen Neuzeit.
Und IS oder Formationen die sich ideologisch entsprechenden Grund geben, bleiben Menschen (Homo sapiens) ohne kulturelle Evolution. Es herrscht weiter der Wille zur Macht.

peter hauser | Do., 15. Dezember 2016 - 05:15

Überbebevölkerung wird systematisch ausgeblendet oder bagatellisiert !!!!

Der Mensch sollte sich in seiner Triebhaftigkeit endlich selbsterkennen.

Dorothee Sehrt-Irrek | Sa., 17. Dezember 2016 - 00:16

Antwort auf von peter hauser

Wenn ersteinmal "ein Rückwärtsgang eingelegt" wurde, kann es manchmal Jahrzehnte dauern eine "Fehlentwicklung" zu korrigieren.
Ich will nicht kleinreden, dass China seine Bevölkerungszahlen wohl im Griff hat, aber ich habe mich trotzdem immer über diese 1-Kind-Politik aufgeregt, weil zuviel damit verbunden ist.
Auch weil ich 2 Kinder habe.
Ich bin eher zu Hilfen bereit, als den Menschen ihre Kinder wegzuadoptieren oder sie zur Sterilisation zu bewegen.
Neues Leben ist das größte Wunder der Welt und das Alltäglichste.
Ich erinnere einen südkoreanischen Film, indem ein kleines Mädchen einer Drogenabhängigen von sich selbst als Abfall spricht.
Daraufhin ballert der Helfer alle, die ihr übel wollen, ab.
Ich hoffe, dass es Wege dazwischen gibt.
Nicht als Zwang
Nicht Menschen verachtend
Behutsam
Gemeinsam mit den Betroffenen.
Ich dachte Entwicklungspolitik geht so an Probleme heran, Lösungen zu finden, keine Entsorgungen.

peter hauser | Sa., 17. Dezember 2016 - 07:27

Antwort auf von peter hauser

Aus dem Wochenbett erwachsen, stammesbezogen als konditionierte Menschen, die keine kulturelle Erziehung ihrer "Brut" < optimal > fit fürs weitere Leben vorzubereiten versäumen wird, in welchen obscuren Lehren auch immer, geht dann der sozial bemäntelte Lebenskampf schon los.

Das Negótium der Alten (Friede) ist ein Geschenck "Gottes"......:-), im Alter als Gnade geschenkt, wenn er dann als Triebhafte Dominanz seine Macht verliert und nur noch kontrolliert erscheint, wenn gewollt.
Was will eigentlich der Mensch in seiner kurzen Lebensdauer bezwecken...... doch nur Nachfahren zeugen !( Immer weiter machen, solange es gerade noch geht)

Jürgen Lehmann | Do., 15. Dezember 2016 - 18:19

Natürlich können auch die Antworten von D. Gerlach nur das widerspiegeln was über alle möglichen KANÄLE durchsickert. Eine wirklichkeitsnahe Darstellung der Situation ist jedoch kaum denkbar.

Bei den Antworten vermisse ich auch eine bessere Darstellungen über das Verhalten des „WESTENS“ - allen voran die EU (hier vor allem Frankreich als früherer Kolonialist).

Außerdem gibt es genügend Nahostexperten, mit deren Wissen ein Konflikt in diesem Ausmaß hätte verhindert werden können:

P. Scholl-Latour (leider als bekanntester Nahostexperte verstorben),
J. Armbruster („Die Zerstörung Syriens und das Versagen des Westens“),
M.Lüders („Was westliche Politik im Orient anrichtet“), u.a.

Die Schuld der Katastrophe jetzt nur bei Assad zu suchen, lenkt nur ab von der Untauglichkeit westlicher Nahostpolitik.

Arndt Reichstätter | Fr., 16. Dezember 2016 - 14:12

Antwort auf von Jürgen Lehmann

Ich las gestern auf RECENTR den Artikel "Der Energiekrieg auf Syriens Rücken".

Dort erfahren Sie, dass alle derzeitigen Kriegsschauplätze auf der Linie liegen, welche die von Qatar gewollte Pipeline für Flüssig-Ergdas hätte. Daher unterstützt dieser islamische Golf-Staat den Islamischen Staat.

Da Russland mit Konkurrenz auf dem Energiemarkt sein stärksten Druckmittel auf Europa verlieren würde, schießt es dagegen. Und hätte Russland die Kontrolle in Syrien, fehlte nicht mehr viel für eine Landbrücke direkt zum Mittelmeer, ein Sprungbrett für größere Weltmachtsambitionen.

Der Mainstream hat mit seinen Anschuldigungen gegen Russland also Recht. Er unterlässt es nur aus politischen Gründen, die eigenen Kriegsverbrechen also solche zu benennen.

Christiane Bohm | Do., 22. Dezember 2016 - 22:50

Antwort auf von Arndt Reichstätter

Russland hat genauso Interesse daran, seinen militärischen Stützpunkt in Syrien zu behalten wie die Nato dort im Mittelmeer präsent ist und war schon länger die (kommunistische) Schutzmacht dort. Nicht nur der rote Stern in der Flagge haben das gezeigt, auch das innere System war wir im Ostblock aufgebaut und so weit wie möglich säkular. Wie auch Atatürk Kommunist war. In den 70 ern gab es noch Ausbildungslager für Terroristen in Palästina , die Kämpfer gegen die "Imperialisten" ausbildeten. In erster Linie ging es natürlich um den Besitz der Ölquellen. Es haben sich die Bezeichnungen der Kampfgruppen verändert und der Westen ist aggressiver geworden. Vielleicht, weil die Russen so schwach geworden sind. Im Hintergrund ist noch China dazugekommen, das sich mittlerweile weiter entwickelt hat.

Rudolf Bosse | Do., 15. Dezember 2016 - 18:31

Bei Henrik Broder habe ich gelernt, Nahost-Experte sei keine geschützte Bezeichnung.
Ich finde, Werr Wißmann, dessen Artikel ich immer gern lese, hat hier mit der Auswahl seines Interview-Partners keine gute Wahl getroffen.
Ohne auf Details einzugehen, mir fehlt darin ein Blick auf Geostrategie und auf Ursprung und jüngere Geschichte der Auseinandersetzungen. Alle, die Syrien als Hüter des Zusammenlebens verschiedener Konfessionen beschreiben, sind doch nicht alles Spinner!
Vielleicht hat Assad die Amis gebeten, ihn abzusetzen, damit die Sunniten vertrieben werden?
Könnte doch auch sein, Herr Gerlach?
Ich vertraue lieber Berichten, die jetzt öfters in Syrien sind!

Alexander Mazurek | Fr., 16. Dezember 2016 - 01:32

... hat Frau Merkel das größte Interesse daran, sich ein neues Volk ins Land zu holen, das willens ist, sie zu wählen. Das alte Volk, the deplorables, wird es, so Gott es will, inshallah, besrat'hashem, hoffentlich NIE wieder tun. Nur die dümmsten Kälber wählen ihre Metzger selber.

Christoph Kuhlmann | Fr., 16. Dezember 2016 - 15:22

"Ich habe den Verdacht, dass es eine Absprache zwischen Assad, Russland und der Türkei gibt: dass die Türken ihre Unterstützung für die Rebellen reduzieren und Assad im Gegenzug verspricht, das Kurdenprojekt von einem eigenen Staat, Rojava, zu vereiteln." Ich denke hier geraten wir in den Bereich der Verschwörungstheorie. So komplexe Bündnisstrategien setzen ein gegenseitiges Vertrauen voraus, das unter den Beteiligten wohl kaum erreichbar bzw. stabilisierbar ist. Die syrische Armee bzw. deren schiitische Milizen sind ohne Luftunterstützung nicht in der Lage wirkungsvoll gegen die Kurden vorzugehen. Russische Luftangriffe uns schiitische Offensiven auf die Kurdengebiete entlang der türkischen Grenze würden den Anspruch der Türkei als sunnitische Schutzmacht konterkarieren, vielmehr wird sie vermutlich ihre Politik fortsetzen und nach Möglichkeit weitere kurdische Grenzgebiete in Syrien besetzen und abwarten bis sich Russland zurückzieht um weiter sunnitische Gebiete zu kontrollieren.

Ruth Falk | Sa., 17. Dezember 2016 - 18:19

bitte achten Sie auf RICHTIGES Deutsch: es muss "menschliche Schutzschilde" heissen, hat mit Schildern nichts zu tun. Wenn schon Journalisten keine Rechtschreibung mehr beherrschen, wer dann?
Im Übrigen haben Sie Recht: im Islam scheint es allenthalben Mode zu sein, Zivilisten als Schilde zu benutzen, seis in Gaza, wo sie erschossen wurden, wenn sie in geschützte Gebiete fliehen wollten, Die Tunnel sind nur für die Hamas da. Oder in Südlibanon, wo die Hisbolla von Wohnhausdächern nach Israel schossen. Krankenhäuser, Schulen und Moscheen dienen als Munitionslager, Ambulanzen zum Transport von Raketen.
Nicht umsonst sagte Nasralla: der Unterschied zwischen Muslemen und anderen Religionen ist: ihr liebt das Leben, wir den Tod. (Aber sicher nur die Männer, die auf ihre 72 "Churis" hoffen!)

Eckart John | Di., 20. Dezember 2016 - 22:50

Es ist so schön, sich etwas vorzustellen, wovon man keine tiefere Ahnung hat. Es könnte, vielleicht aber auch nicht... Viel wichtiger als nach fremden Gräuel zu sehen wäre, sich selbst zu überlegen, ob wir mit unserem eigenen Verhalten nicht sehr viel zum Zustand in der Welt beitragen. Allein unser Vorbild der Habgier, bzw. der Toleranz der Habgier bewirkt so viel in der Welt. Der Islam liess im Mittelalter Fremdgläubige relativ ungeschoren, er hat es durch negative Erfahrungen verlernt. Vielleicht lernt er es durch positive wieder. Und das gilt auch bei Bemerkungen zu Merkel oder anderen Politikern. Argumente sind stets willkommen, platte Tiraden disqualifizieren nur den Urheber/die Urheberin.