Schüler mit digitalen Schulbuch.
Der moderne Mensch des Post-Bildungs-Zeitalters darf kein eigenständiges Subjekt sein / picture alliance

PISA-Studie - Bildung im post-gebildeten Zeitalter

Kolumne: Grauzone. Früher wurde Bildung als Weg zur Selbstfindung verstanden. Ziel der Weltanschauungskrieger von OECD, IEA und der Bertelsmann-Stiftung ist jedoch die Heranzüchtung konformer Generationen

Autoreninfo

Alexander Grau ist promovierter Philosoph und arbeitet als freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist. Er veröffentlichte u.a. „Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung“. Zuletzt erschien „Vom Wald. Eine Philosophie der Freiheit“ bei Claudius.

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Diese Woche war es wieder mal so weit. Die OECD veröffentlichte ihre neue PISA-Studie. Und wie bei einem Pawlowschen Reflex wiederholte sich das alte, ermüdende Ritual: so genannte Bildungsexperten, Wirtschaftsvertreter, Politiker und Repräsentanten einschlägiger Verbände riefen den Bildungsnotstand aus und mahnten einmal mehr Bildungsoffensiven an.

In welche Richtung diese Reformen zu gehen haben, ist dabei auch schon klar: mehr Digitalisierung, mehr Ganztagsschulen, mehr frühkindliche „Bildung“, mehr Inklusion, mehr internationale Vergleichbarkeit, mehr internationale Standards – willkommen bei den Ideologen der schönen neuen Bildungswelt.

Mit Bildung hat das alles natürlich rein gar nichts zu tun. Bildung wäre sogar äußerst hinderlich bei dem Ziel, das eigentlich verfolgt wird. Denn nicht der gebildete Mensch soll am Ende dieser Bildungsbemühungen stehen, sondern der konforme, der nivellierte, der international und global verwertbare Mensch. Humboldt würde sich im Grabe umdrehen.

Emanzipation und Selbstbestimmung ausgeschlossen

Die OECD, man verdrängt es hierzulande geradezu systematisch, ist kein Verein feinsinniger Humanisten zum Erhalt abendländischer Bildungstraditionen, sondern die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

Nun spricht weder etwas gegen wirtschaftliche Zusammenarbeit noch gegen deren Entwicklung. Problematisch wird es aber dann, wenn diese zum alleinigen Kriterium schulischer Ausbildung gemacht werden und eine Bildungsideologie verbreitet wird, die unter dem Deckmäntelchen von Chancengleichheit und sozialer Mobilität nichts anderes hervorbringt als den für den internationalen Arbeitsmarkt genormten und weltanschaulich angepassten Schulabgänger.

Denn nicht um Emanzipation und Selbstbestimmung des Individuums geht es den Weltanschauungskriegern von IEA (International Association for the Evaluation of Educational Achievement), OECD oder Bertelsmann-Stiftung. Vielmehr sollen Generationen heranerzogen werden, die das billige Versprechen universaler beruflicher Verwertbarkeit als Freiheit fehldeuten und ihre Gefangenschaft in der Logik von Flexibilität und Assessment als Emanzipation.

Kulturell entwurzelte Funktionserfüller

Bildung, die ihren Namen verdient, ist dabei eindeutig hinderlich, denn sie könnte zu falschen Gedanken in den Augen der OECD verführen. Als Bildung noch Bildung war, wurde sie als Weg verstanden, mit dem das Individuum zu sich selbst findet. Der bürgerliche Bildungsroman erzählt davon. Doch genau um dieses freiheitliche und humanistische Ideal geht es den Netzwerkern und Lobbyisten einer angeblichen zeitgemäßen Bildungspolitik mitnichten.

Konsequenterweise wird Bildung uninterpretiert zum Beherrschen technischer Fähigkeiten und dem Erwerb nichtiger Kompetenzen. Bildung, die einmal gleichbedeutend mit historischem Wissen war, mit der umfangreichen Kenntnis literarischer, künstlerischer und philosophischer Traditionen, wird als nutzlos, ja schädlich wahrgenommen, weil sie den Menschen eine kulturelle Identität vermittelt, die seiner Verfügbarkeit auf einem globalisierten Markt austauschbarer Arbeitskräfte entgegensteht.

Der moderne Mensch des Post-Bildungs-Zeitalters darf kein eigenständiges Subjekt sein, das um die differenzierende Prägekraft unterschiedlicher Kulturen und Überlieferungen weiß. Gefragt ist vielmehr der historisch und kulturell entwurzelte Funktionserfüller, der kritiklos und begeistert fit ist für den Umgang mit den jeweils neuen Technologien, deren devote Beherrschung als lebenslanges Lernen schöngeredet wird.

Vom Aussterben des Bildungsbürgers

Bildung war einmal eine Waffe, die sich das aufstrebende Bürgertum im Kampf gegen die herrschenden Ideologien seiner Zeit, gegen Klerus und Adel schuf, weil sie den Geist frei machte und unabhängig, da sie einen kritischen Blick ermöglichte auf das Hier und Jetzt und seine angeblichen Alternativlosigkeiten.

Doch Bildung, das war einmal. Noch leben Menschen – erzogen und groß geworden in einem Schulsystem, das aus Sicht moderner Bildungsideologen rückständig und in jeder Hinsicht verwerflich war – die wirklich über Bildung verfügen.

Das Privileg unserer Generation ist es, dass wir solche Menschen noch kennen lernen durften. Aber selbst das wird bald vorbei sein. Welch ein enormer, welch ein trauriger Verlust. Doch keiner wird gebildet genug sein, um ihn zu bemerken. Auch das ist eine Lösung.

Zu diesem Artikel gibt es eine Umfrage
Cicero arbeitet mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Civey erstellt repräsentative Umfragen im Netz und basiert auf einer neu entwickelte statistischen Methode. Wie das genau funktioniert, kann man hier nachlesen. Sie können abstimmen, ohne sich vorher anzumelden.
Wenn Sie allerdings  direkt die repräsentativen Ergebnisse – inklusive Zeitverlauf und statistische Qualität – einsehen möchten, ist eine Anmeldung notwendig. Dabei werden Daten wie Geburtsjahr, Geschlecht, Nationalität, E-Mailadresse und Postleitzahl abgefragt. Diese Daten werden vertraulich behandelt, sie sind lediglich notwendig, um Repräsentativität zu gewährleisten. Civey arbeitet mit der Hochschule Rhein-Waal zusammen.

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Michael Bahr | Sa., 10. Dezember 2016 - 13:22

Doch kaum jemand in unserer Geselkschaft scheint davon berührt. Alle tragen dieses Denken mit. Selbst unter Lehrern werden PISA usw. nicht in Frage gestellt. An den Schulen herrscht gegenüber den von Grau beschriebenen Entwicklungen bereits weitgehende Konformität. Kompetenzorientierung wird ohne nennenswerte inhaltliche Diskussion umgesetzt. Die ideologischen Krieger haben längst gewonnen. Wohin man auch schaut: in die Medien, in die Politik, in die Wirtschaft - das Geschwafel aus Bertelsmann- und OECD-Kreisen wird als alternativloser Weg angesehen und längst nicht mehr breit in Frage gestellt.

Hanns Baum | Sa., 10. Dezember 2016 - 13:35

Eine Kommentar, der jedem Bildungspolitiker zur Pflicht-Lektüre und Herrn Schleicher wie auch anderen Pisa-Päpsten täglich vorgelesen gehört. Seit den 68-er Jahren wird aus ideologischen Gründen - leider teils mit gründlichem Erfolg-das humanistische Bildungs-Ideal geschleift. Solide Allgemeinbildung wie auch Persönlichkeitsbildung und philosophische Betrachtungsweisen wurden Zug um Zug zugunsten von "Kompetenzen", von der Fähigkeit sich oder Sachen gut zu verkaufen, dampfzuplaudern bzw. mediengewandt zu sein abgelöst. Entsprechend wurde der Leistungsgedanke daraufhin definiert, wie kompatibel die Kenntnisse der Schulabgänger mit dem Wirtschaftssystem sind.In diesem Gebäude haben dann auch bewährte Methoden wie der lehrerzentrierte Unterricht, das Aneignen historischer Fakten oder literarischer Werke keinen PLatz mehr. Der Lehrer als "Lern-Coach" und der schülerzentrierte Unterricht sollen es richten - gesellchaftstaugliche und-prägende Schüler-Persönlichkeiten werden so zur Rarität

Hanns Baum | Sa., 10. Dezember 2016 - 14:12

Antwort auf von Hanns Baum

...ergänze nach Pflichtlektüre "gemacht"

Michael Terodde | Sa., 10. Dezember 2016 - 20:58

Antwort auf von Hanns Baum

Sehr geehrter Herr Baum. So sehr Sie mit ihrer Kritik am Schwund humanistischer Bildungsideale richtig liegen, so sehr liegen Sie allerdings mit der Nennung der vermeindlichen Ursachen, die Sie in den politischen Bewegungen der 68er verorten, neben der historischen Warheit. Ich empfehle Ihnen in diesem Zusammenhang unter Anderem die Lektüre der einschlägigen Veröffentlichungen der Herren Heinz-Joachim Heydorn und Theodor W. Adorno zu diesem Thema. Bei näherem Hinsehen werden Sie, sehr wahrscheinlich, erkennen, dass die immer weiter fortschreitende Reduktion von Lehrinhalten auf unmittelbar wirtschaflich verwertbares Wissen, eher dem Wirken sogenannter konservativer und wirtschaftsnaher Kreise, zu verdanken ist.

Herr Schierling | Sa., 10. Dezember 2016 - 13:40

Ihr Abgesang ist noch viel zu milde formuliert.
In diesem Sinne: Anstatt die wichtigste Funktion des Gedächtnisses zu kultivieren, das Vergessen, wird auf Programmierung gesetzt.
Scheinbar glauben einige, dass mit Aufgeregtheiten und Arbeitsmarktzurichtung irgendein Kind in der Zukunft bestehen kann.
Noch dazu besagte Einige genau zu wissen scheinen, was in der Zukunft wichtig ist.

Isabelle d'Aguerre | Sa., 10. Dezember 2016 - 14:08

Hervorragend Herr Dr. Grau, endlich spricht einer das aus, was ich durch meine Arbeit in internationalen, u. A. auch "humanitären" Organisationen und Firmen beobachten konnte; in einem Unternehmen wurde über mich ausgesagt: "Sie ist hochgebildet"!!!! , als negatives Urteil. Die Sprach-, Geschichts- und Kulturvergessenheit zeigt sich schon grandios beim falschen Anwenden des Vokabels "human" ausgemacht werden: Man ist zu ungebildet, um zwischen "human", "humanitär" und "humanistisch" zu unterscheiden und vertauscht in symptomatischer "Newspeak"-Manier diese Begriffe, als seien sie Synonyme! Auch wenn es klar ist, dass der "abendländische" Bildungsbürger dem Untergang geweiht ist, und damit der Humanismus als typische Eigenschaft der westlichen Kultur als Weiterentwicklung des antiken/jüdischen Gedankengutes, tut es gut festzustellen, dass man mit dieser Wahrnehmung nicht alleine ist! Danke, Herr Grau!

Robert Polis | Sa., 10. Dezember 2016 - 14:48

Herr Grau,
Sie singen das Hohe Lied der Bildung und bedauern, daß "Bildung, die einmal gleichbedeutend mit historischem Wissen war, mit der umfangreichen Kenntnis literarischer, künstlerischer und philosophischer Traditionen" entschwindet.

Um dieses Entschwinden nicht weiter voranschreiten zu lassen, ist es doch zuallererst erforderlich, sich den elementaren Voraussetzungen dafür zuzuwenden: Lesen, Schreiben, Rechnen. Und wo soll das gelernt /gelehrt werden? Und wurde in den vergangenen Jahr(zehnt)en einmal der Verfall der Grundschul"bildung" auch nur beklagt? Warum wohl nicht? Oder ist das zu schlicht?

Michaela Diederichs | Sa., 10. Dezember 2016 - 14:50

Sie haben es mal wieder treffsicher formuliert. Bei mir ist inzwischen der Eindruck entstanden, dass Eltern ihren Erziehungsauftrag an Krippen, Kindergärten, Schulen abgeben (müssen), um finanziell über die Runden zu kommen oder um ihre Karriere nicht zu gefährden. Für die Chancengleichheit wird alles bereinigt und konform gemacht. Junge Menschen an Mathematik, Physik, Klassiker der Literaturgeschichte, Musik, Theater, Philosophie, Malerei und Religion heranzuführen und dafür zu begeistern, habe ich als meinen Erziehungsauftrag verstanden. Schule kann nicht alles leisten. Dass der Bildungsauftrag um Informatik ergänzt wird, sollte inzwischen selbstverständlich sein. Die Digitalisierung des Klassenzimmers als nötigen oder gar zwingenden Fortschritt zu formulieren, halte ich für einen ganz großen Nonsens. Das Bildungsniveau wird immer weiter abgesenkt, bis man den unkritischen, konsumierenden, beliebig verfügbaren Arbeitnehmer hat. Eigenständiges Denken war gestern.

ingid dietz | Sa., 10. Dezember 2016 - 15:01

föderale Flickenteppich !
Dazu kommt, dass in vielen Bundesländern alle Paar Jahre "das Rad neu erfunden" wird und die Schulen erneut "reformiert" werden !
Zusätzlich Inklusion und Integration !
Das kann auf die Dauer nicht gut gehen !

PS: Bundeswehr und BKA-Bewerber fallen bei Deutsch und Mathe durch ! Jetzt wird sogar über eine Herabsetzung der Bewerbungstest nachgedacht !

Albert Schabert | Sa., 10. Dezember 2016 - 15:12

Vor der Bildung kommt die Erziehung.In Augburg wurde eine Mutter zu 8 Monaten auf Bewährung und einer Geldstrafe verurteilt.Die 11 jährige Tochter hatte Unterschiften auf Mathearbeiten gefälscht und ihr war die Hand ausgerutscht.Für mich ist das eine Erziehungsmaßnahme. Wie findet heute die Erziehung der Kinder und Jugendlichen statt?Meiner Meinung nach gar nicht,ich seh es an meinen Enkeln.Wo sollen dann Tugenden wie Fleiß und Ausdauer herkommen? Kann man seinen Kinder noch vertrauen? Wenn der Staat alles übernimmt,haben wir Ihren beschworenen Einheitsbrei.Leute die selbst nicht mehr denken können und obrigkeitsabhängig sind.

Zunächst möchte ich klarstellen, dass ich Ihre Position zum Schlagen von Kindern vehement ablehne. Ich verweise auf das Buch "The Origins of War in Child Abuse" von Lloyd deMause. Eine friedliche Erziehung ist vielleicht der wichtigste Schritt zum langfristigen Frieden. Schließlich ist der Staat nur ein Spiegel der Seelen.

Anschließend ist in Bezug auf staatliche Gewalt festzustellen, dass sich der Staat widerspricht, wenn er eine ohrfeigende Mutter verurteilt, während er entgegen dem Völkerrecht Miliärflugzeuge über Syrien kreisen lässt und Teil der NATO bleibt, die sich jener Verbrechen (Angriffskriege) schuldig macht, für welche die Nazis einst verurteilt wurden.

Der Staat soll uns Eltern größtenteils in Ruhe lassen.
Wir unsere Kinder allerdings auch.

Thomas Robert Rausch | Sa., 10. Dezember 2016 - 15:26

Ja der Autor sagt es wie es ist.Mit Bildung hat das alles nichts mehr zu tun. In einer Welt, die sich dem wirtschaftlichen Nutzen Denken ergeben hat, in der sich die Menschen verkaufen und gekauft werden, spielt Bildung nicht nur eine untergeordnete Rolle, sie ist gewissermaßen kontraproduktiv.
Der Mensch verkommen zur Ware, reiht sich ein in eine Produktpalette, für die er sich selbst krumm legt um sie zu kaufen.
Eine psychische Abhängigkeit vom Arbeitsfetisch ist entstanden, im Belohnungssystem konsumieren zu dürfen dann, wenn den Anforderungen, den Erwartungen genüge getan wird. Wer das durchschaut und auch das Durchschaute lebt, darf nicht belohnt werden. Deshalb wird er sanktioniert, ist letztlich gefährlich , unter miniert das Leistungsprinzip den Arbeitsfetisch. Nur ist das System eben am Ende und der Planet stöhnt schwer auf unter den Belastungen des Systems.Wenn echte Bildung als Gefahr gesehen wird, stimmt mit dem System was nicht!

Peter Voit | Sa., 10. Dezember 2016 - 15:42

Ja, die schöne neue Bildungswelt ist so, wie sie Herr Grau beschreibt: "Denn nicht der gebildete Mensch soll am Ende dieser Bildungsbemühungen stehen, sondern der konforme, der nivilierte, der international und global verwertbare Mensch."
Wie sich die schöne neue Bildungswelt und die weniger neue vor dem Amtsgericht einer Kleinstadt in Schwaben gegenüberstehen, lese ich gerade in einem Zeitungsartikel mit der Überschrift "Haßmail bringt Frau vor Gericht". Mit Beleidigungen habe eine 47-Jährige aus dem Landkreis auf einen Aufruf der Stadt reagiert, die freiwillige Helfer für die Asylarbeit suchte. "Gehirnamputierte Lebewesen" war eine der Formulierungen, die in einer Mail an die Sachbearbeiterin der Stadt gingen. Eine Beleidigung, ohne Zweifel. Ihr sei - aus bestimmten Gründen - der Kragen geplatzt. Dagegen nun das Plädoyer des Staatsanwalts, so eine Art Vertreter der neuen schönen Bildungswelt: "Mir wiird schlecht bei Leuten wie Ihnen, die Fremdenfeindlichkeit und Fremdenhaß schüren."

Christa Wallau | Sa., 10. Dezember 2016 - 15:43

So sieht es aus, g e n a u so, lieber Herr Grau.
Eine einzige Schande!
Wer den Niedergang des deutschen Bildungswesens hautnah miterlebt hat - so wie mein Mann und ich -, der weiß, wovon Sie reden.
Der letzte Abschnitt Ihres Artikels ist derart trostlos
wahr, daß einem das Herz im Leibe gefrieren könnte, wenn nicht natürliche Reflexe das verhinderten. Die Willfährigkeit deutscher sogenannter Bildungspolitiker und Pädagogikprofessoren, unreflektiert den Vorgaben der OECD zu folgen, kann man nur als erbärmlich bezeichnen. In D wurde ein Bildungssystem, um das uns viele Länder beneideten (z. B. England) zu Tode reformiert. Die Folgen sieht man bei jungen Leuten allenthalben: kein gemeinsamer Bildungskanon mehr, mangelhafte Grundkenntnisse, karriere-ausgerichtetes Denken, unkritischer Umgang mit den Medien usw.
"Kulturell entwurzelte Funktionserfüller" - diese Beschreibung trifft auf die meisten heutigen Abgänger von Schulen u. Unis zu.
S O will sie die globale Wirtschaft haben!!!

Robert Müller | Sa., 10. Dezember 2016 - 16:04

Sie wünschen sich den Bildungsbürger, wogegen wenig zu sagen ist, wenn das auf bestimmte Studiengänge beschränkt wäre. Ich dagegen habe ein Ingenieurstudium und mehr humanistische Bildung wäre da kein Gewinn. Ich hatte mein Vorlesungsverzeichnis mit dem einer US-Hochschule verglichen und daraufhin war mir klar warum DE in dieser Wirtschaftsbranche international abgehängt ist. Meiner Ansicht nach war das Problem in meinem Studium, dass die Fächer nicht genug auf das Thema zugeschnitten, sondern zu breit aufgestellt waren. In der Naturwissenschaft gibt es keine Universalgelehrten mehr, nur noch Experten. In der Ausbildung sollte man diesen Weg auch gehen. Das wird für Geisteswissenschaftler anders sein, zumindest da wo es kein festes Berufsbild gibt. Ausnahmen wären z.B. Juristen und BWler.

H. Joachim Luig | Sa., 10. Dezember 2016 - 16:42

Ein Großteil der gelesenen Kommentare aus der Online-Medien-Landschaft macht mich jetzt schon glauben, daß die erste Generation schon erfolgreich installiert wurde. Soviel Affirmation und Unreflektiertheit auf den Alltag des eigenen Tuns und Lassens, wie in den letzte zwei Jahren sind mir leserkommentarseits schon fast
unheimlich. Mehr als das Denken in gewohnten Bahnen ist vielen kaum bis gar nicht mehr möglich. Man wägt sich wohl im sicheren Fahrwasser. Die nächste Konjunkturflaute wird wohl manchen in einen üblen Alptraum schicken.

Yvonne Walden | Sa., 10. Dezember 2016 - 17:03

Der Pulitzer-Preisträger David Cay Johnston, Verfasser der Biografie "Die Akte Trump", erklärte in einem Interview mit der "Nordwest-Zeitung" (Oldenburg, 22.11.2016), die Bildung in den USA sei im 19. Jahrhundert stecken geblieben. Für 15 Prozent der jungen Leute ist die Ausbildung hervorragend. Die übrigen 85 Prozent werden nicht zum kritischen Denken erzogen. Das sei ein Desaster. Die allermeisten Menschen in den USA würden deshalb nicht verstehen, warum es in ihrem Leben bergab gehe, trotz des immensen Wohlstands um sie herum.
Eine solche Entwicklung vollzieht sich in Deutschland, in Europa und vermutlich weltweit.
Dies alles wird von finanzmächtigen Institutionen (Think-Tanks) gesteuert, die mit aller Kraft versuchen, das kapitalistische Gesellschafts- und Wirtschaftssystem zu verteidigen.
Nicht selten werden Systemabweichler mit hohen Geldzuwendungen dazu gebracht, "ihre Meinung zu ändern", damit eine Multiplikator-Wirkung verhindert wird.
Und das soll Demokratie sein?

Die USA sind keine Demokratie.

Im Gegenteil. Die Staaten wurden nach einem Modell erschaffen, die es sowohl für die Herrschenden als auch die Mehrheit unmöglich machen sollte, gegen individuelle Grundrechte zu verstoßen.

Die Geschichte hat gezeigt, dass man sich nicht einmal auf den Minimalstaat verlassen kann.

Welche Lösung sich hieraus ergibt, überlasse ich Ihrer Fantasie.

Yvonne Walden | Mo., 12. Dezember 2016 - 14:00

Antwort auf von Arndt Reichstätter

Der frühere US-Präsident George W. Bush hat immer wieder betont, die USA wolle mit ihren imperialistisch-kriegerischen Aktivitäten weltweit demokratische Verhältnisse schaffen, also "Demokratie" exportieren.
Dabei wußte er genau (wußte er dies wirklich?), daß sein Land von den Idealen einer echten Demokratie meilenweit entfernt ist.
Demokratie bedeutet verkürzt ausgedrückt "Volksherrschaft".
Die USA und auch alle übrigen mit ihr verbündeten Staaten wollen beileibe keine "Volksherrschaft", sondern oligarchische Verhältnisse, also die Herrschaft einer Clique von Superreichen über die weitgehend vermögenslosen Massen.
Als Bush jun. seine unhaltbare These von der "US-Demokratie" verkündete, wagte es keine Politikerin bzw. kein Politiker, ihn zu korrigieren. Warum eigentlich nicht?
Auch solche Begebenheiten verstärken die Verdrossenheit der Bürgerinnen und Bürger, die sich durch derartige Verlogenheiten nicht ernstgenommen fühlen.
Wann endlich dürfen wir auf mehr Ehrlichkeit hoffen?

Wir haben so etwas wie eine Potemkinsche Demokratie. Die Leute meinen wohl, Demokratie heisst den Stimmzettel in die Wahlurne stecken. In Wirklich haben Wirtrschaftslobbys dafür gesorgt, dass auch Hierzulande der angelsächsische Instrumentalismus/Utilitarismus installiert wurde: das Individuum hat nach den "Gesetzen" des Marktes zu funktionieren; alles andere ist unwichtig. Überflüssiger Luxus ist dabei auch die universale Bildung und Persönlichkeitsentwicklung. Wer dies anstrebt, muss sich zum Aussenseiter oder finanziell unabhängig machen.

Yvonne Walden | Mi., 14. Dezember 2016 - 10:59

Antwort auf von Dimitri Gales

Eine grundlegende Wahrheit, die Dimitri Gales hier auf den Punkt bringt.
Die Frage ist, wie lange sich die "schweigende Mehrheit" der Menschen, also der Wählerinnen und Wähler in den "Demokratischen Staaten" noch gefallen läßt?
Dürfen wir etwa von einer rot-grün-roten Bundesregierung "mehr wirkliche Demokratie", also Volksbestimmung, erwarten?
Etwa durch Volksabstimmungen oder ähnliche Instrumente direkter Demokratie?
Oder werden derartige Initiativen zu gegebener Zeit von interessierter Seite (Wirtschafts- und Finanzlobbyisten) so verwässert, daß Änderungen unseres politischen Systems schon im Vorfeld verhindert werden?
Ist es möglich, unser politisches System ohne wirkliche Klassenkämpfe zu reformieren?
Wir dürfen gespannt sein.

Günter K. Schlamp | Sa., 10. Dezember 2016 - 17:27

Seit 40 Jahren kommen die OECD-Forscher*Innen zum selben Ergebnis: Deutsches Schulwesen mangelhaft!
Man wundert sich, dass die deutsche Wirtschaft in dieser Zeit nicht kollabiert ist.

Wenn erst einmal, wie in Frankreich, 80% der Schüler studieren und auch Krankenschwestern, Pferdewirte und Forstgehilfen an Universitäten ausgebildet werden, schließt die Bundesrepublik zu den angeblich führenden Bildungsstaaten auf.

Dabei war von Anfang an klar, dass die aufeinanderfolgenden Tests kaum vergleichbar sind. (Jedes Mal andere Inhalte, 2015: alles musste am Computer erledigt werden, französ. Schüler werden ein Jahr früher eingeschult und vor allem: Jedes Mal andere Schüler!

Warum wir da immer noch mitmachen, aber schon immer gesagt wurde, dass die Daten keine Hilfe für Reformen sind, verstehe ich nicht.

Doch, eigentlich schon: die "PISA-Industrie" ist das Brot für viele, viele Doktoranden, Assistenten, Professoren und weiteres Personal in den Instituten und Hochschulen.

Frieda Schück | Sa., 10. Dezember 2016 - 17:51

Mein Sohn sagt, es bestünde keinerlei Veranlassung auf das im nächsten Jahr vollendete Abitur stolz zu sein. Denn auch Deppen könnten auswendig lernen und sie seien die eigentliche Zielgruppe. Was man hätte anders machen können, frage ich. "Vorne einen Lehrer hinstellen, der viel weiß und einigermaßen eloquent ist. Und wer nicht in der Lage ist zuzuhören, fliegt raus." Tja, hätte ich nicht vermutet, diese Sehnsucht nach Frontalunterricht, Gelehrsamkeit und Respekt. Das hat mich sozusagen umgedreht, verändert und all die Paradigmen, mit denen ich aufgewachsen bin, erschüttert.

Peter Pframmerer | Sa., 10. Dezember 2016 - 18:03

wird durch Soros, Merkel und Co. massiv umgebaut, wie sollte da unsere hergebrachte Bildung noch Bestand haben?

Bringt Cicero eigentlich auch mal Hintergrundberichte oder in erster Linie larmoyantes Jammern an der Oberfläche?

Nicolas Wolf | Sa., 10. Dezember 2016 - 18:09

Schwache Analyse.

In Island haben wir die älteste noch existierende Demokratie, die eine sehr lange Tradition für Freiheit ihrer Bewohner hat. Die Gründer waren die Wikinger, vielleicht nicht ungebildet für die Zeit, aber die griechische Philosophie war ihnen wohl eher fremd. Auch hat ein James Watt sicherlich mehr zur Befreiung der Massen beigetragen als ein Karl Marx, von daher welche Bildungs ist wichtig? Und die Fugger haben die Entwicklung des Bürgertums sicherlich auch mehr durch Handelsgeschick als durch Philosophie getrieben.

"universaler beruflicher Verwertbarkeit als Freiheit" - ja was denn sonst? Meine Freiheit wird durch Leute eingeschränkt, die diesen Standard nicht genügen, denn die müssen auch durchgefüttert werden und dafür braucht es Steuergelder und Sozialabgaben. Mehr von der Sorte universal beruflich verwertbar bedeutet mehr Leute, die mehr Freiheiten haben, die für sich selbst sorgen und somit weniger staatliche Alimentierung also weniger Steuern brauchen.

Bernhard K. Kopp | Sa., 10. Dezember 2016 - 19:28

Bei aller Sympathie für den humanistischen Bildungsbegriff, aber den Analytikern geht es zuerst einmal um Schule, und um die Wissensvermittlung als Grundlage von Bildung.Wenn diese Wissensvermittlung dann individuell auch noch mit Erziehung verbunden ist, dann hat man Glück gehabt, und kann doch eine gute Bildung erreichen, selbst wenn die Schule nicht so gut, oder verwerflich, war. Ich fürchte, dass der Autor zu einseitig unterstellt, dass die 'Weltanschauungskrieger' nur die Verwertbarkeit als Ziel sehen. Die Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss, der Studienabbrecher, und die messbaren Schwächen in den MINT-Fächern sprechen eine deutliche Sprache. Die Humboldt's und Goethe waren reich bevor sie gebildet wurden. Das Leben ist aber anders.

Helmut Malente | Sa., 10. Dezember 2016 - 19:52

... steht konträr zum Fachidioten. Nur der FI ist nicht zwingend bildungsfern. Aber FI allein reicht nicht. Selbstdisziplinierung, Selbstaufopferung, Verzicht u. gleichzeitig ehrgeizig .... sind die Tugenden die Erfolg versprechen.

Erfolg statt Bildung ... ist der Heilsgrahl der Zeit. Auch hier schließt das eine das andere nicht aus. Der Bildungskanon hat sich geändert u. auch die Herangehensweisen. Smartphone programmieren ist wichtiger als ein Schiller-Gedicht auf sagen. Beides können ist besser.

Gut oder Schlecht? Keine Ahnung. Solange sich keiner industriell verwurstet fühlt o. ist, gibt es keine Revolution.

Karl Boyé | Sa., 10. Dezember 2016 - 20:27

Ihr Artikel ist absolut treffend und spiegelt meine Beobachtungen im Gymnasialdienst wider. Als Lehrer mit Vorstellungen von Niveau wurde ich sogar von Mitgliedern der Schulaufsicht zum Teil kriminell bekämpft. In einer Fernsehsendung wurde das übliche "ceterum censeo" im Hinblick auf die angeblich zu fordernden sozialpolitischen Fremdeingriffe in das Schulwesen vom gerade diensthabenden Moderator gläubig wiederholt. Nach 45 Jahren Vulgärachtundsechzigertum, das nicht nur den Djihad gegen die Leistung führte, sondern Bildung als "bourgeoise Privilegienkonservierung" ebenso wie das heute technisch längst anspruchsvolle Handwerk diffamierte und nicht zuletzt ja auch die Gattung homo sapiens auf eine rein ökonomische Dimension herunterredete ("historischer Materialismus"),
sollte klar sein, dass es damit den pauschal als 'neoliberal' geführten Denkungsarten erst den Boden bereitete. Scheinbare Feinde, in Wirklichkeit kongenial. - Wie lauten noch die Artikel 1 - 9 des Grundgesetzes...?

Dimitri Gales | Sa., 10. Dezember 2016 - 20:28

Das Ganze ist auf reint funktionale Aspekte ausgerichtet: gefragt werden in der Tat nicht Persönlichkeitsentwicklung, sondern das ökonomiekonforme Funktionieren des Individuums. Es stimmt, dass dies früher mal anders war, ich denke noch mit Nostalgie zurück. Ich hatte noch das Glück, so etwas wie ein Bildungsbrüger zu werden; aber manchmal komme ich mir "antik" vor - wenn ich die heutige Mentalität betrachte.

Hans von Massow | Sa., 10. Dezember 2016 - 21:34

Alexander Grau kann mit diesem Artikel einen neuerlichen Triumpf davontragen. Gerade weil er, bitte verzeihen Sie lieber Herr Schierling, so milde formuliert hat. Seine Botschaft bedarf m.E. keiner deftiger Formulierungen. Und alle, die sich von der Verökonomisierung der geistig befreiten Gesellschaften des Westens vereinnahmen ließen, werden seine Sprache schon verstehen. Oder vielleicht doch nicht mehr?
Aber auch alle, die wie ich gerne auf die Schattenseiten der auf Effizienz und Funktionalität getrimmten Ökonomie verweisen, sind nicht selten selbst Profiteure just dieser Umstände und bekennen sich dazu. Oder doch nicht?
Der Ausgleich zwischen diesen beiden Philosophien ist für mich daher Ausdruck lebendiger Bildung.

Cornelia Hartmann | Sa., 10. Dezember 2016 - 23:48

vorweihnachtlichen Zeit - Advent gleichbedeutend mit "sich nähern, ankommen".

Sehr geehrter Herr Grau,

es wird immer Menschen geben, die von Natur aus feingeistig und kulturell interessiert sind, auch wenn der heutige Zeitgeist mehr "technik-affin" ist.

Ich lese Ihre Beiträge immer gerne. Vielleicht schreiben Sie einmal etwas zur "besinnlichen Zeit zwischen den Jahren?"

Ich wünsche allen Lesern eine schöne Weihnachtszeit

Stefan Zotnik | So., 11. Dezember 2016 - 08:48

Lieber Herr Grau,

VIELEN DANK!

Sie sprechen mir aus der Seele. Ich bin selbst Politiklehrer.
Sie haben sowas von Recht.

Schauen Sie sich die Lehrpläne Deutschlands im Fach Politik an!
Besonders eklatant ist es in Bundesländern, in denen SPD oder linker das Bildungsressort übernommen haben.

Die Lehrpläne sind zu Indoktrinationsplänen verkommen.
Es ist erschreckend. Und, es mag nicht weiter überraschen, der Nachwuchs bemerkt das so gut wie nie.
Die von Ihnen kritisierte Strategie zur Produktion konformer und genormter Staatsbürger ist hochgradig erfolgreich.

Ich als Lehrer versuche gleichwohl diese Indoktrination so oft es geht zu entlarven.
Aber wieviele Lehrer machen dies nicht?

helmut armbruster | So., 11. Dezember 2016 - 08:51

"abendländische Bildungstradition" oder "feinsinnige Humanisten" usw...
Was hat das alles gebracht? Mit Schrecken denke ich heute noch an meine Gymnasiumszeit. Hunderte von Stunden wurden vergeudet für die Vermittlung von Stoff, den man nur als Unsinn bezeichnen kann und der im späteren Leben in keiner Weise zu gebrauchen war. So haben wir z.B. über 1 Jahr lang Goethe's Iphigenie auf Taurus "gelesen" und "interpretiert". Und das 5 Stunden jede Woche. "Gebildet" hat mich diese Tortur nicht.
Das ist nur ein Beispiel. Viele andere ließen sich finden. Ist leider hier nicht möglich, wo man sich auf 1000 Zeichen beschränken muss..

Alfons Kuchlbacher | So., 11. Dezember 2016 - 09:28

Auch ich Stimme inhaltlich fast völlig zu. Auch in Österreich ist die Situation ähnlich. Eines ist jedoch anzumerken: Die Ergebnisse deuten einen Schwund der grundlegenden Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen an. So verlässt in Österreich jedes fünfte Kind die Schulpflicht ohne ausreichnde Fähigkeiten in diesen Bereichen. Bemerkenswert ist ferner, dass dieser Prozentsatz in Wien bei rund 50!! liegt. (lt. NZZ.at). Wien hat bei weitem den größten Anteil an Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache. Leider ziehen unserer Poliker und Bildungsexperten anscheinend wieder die falschen Schlüsse. Schlussbemerkung: Österreich hat noch dazu eines der teuersten Schulsysteme.

Gabriele Bondzio | So., 11. Dezember 2016 - 11:15

"Gefragt ist vielmehr der historisch und kulturell entwurzelte Funktionserfüller, der kritiklos und begeistert fit ist."...so sehe ich es auch. Die Erziehung kommender Generationen soll in die Einbahnstraße grenzenlos, verwertbare Ressource Mensch gehen. Literarischer, künstlerischer und philosophischer Traditionen, bzw. der Mensch als individuell-denkendes Wesen sind hierbei nicht gefragt, sondern geradezu kontraproduktiv. In diesem sich anbahnenden Prozess der Algorithmisierung. Eine von Algorithmen gelenkte und beherrschte Menschheit ist eine der schlimmsten denkbaren Vorstellungen. Wenn Kreativität und emotionale Intelligenz aussterben würden.

Benno Pluder | So., 11. Dezember 2016 - 13:50

Neugier, Wissensdurst und Bildungshunger, mit ihnen wuchs ich auf, verspüre sie bis heute.
Geweckt, angeregt und gefördert im Elternhaus, gerichtet und teilweise gedeckt durch Schule, Studium und "das Leben".
Am Leben gehalten durch mich selbst. Wissen stand an erster Stelle. Ich wollte und will wissen. Aus umfänglichem Wissen erwuchs mir die Möglichkeit zu verknüpfen, zu analysieren und zu schlussfolgern. Das und eine humanistisch orientierte Erziehung, die Auseinandersetzung mit Werten, Glaubenssätzen, Erbe und möglicher Zukunft nenne ich Grundlage und damit Bestandteil von Bildung.
Wenn es also Schule nicht gelingt, Interesse an Wissen und Wissen zu vermitteln, Elternhäuser darin versagen, Neugier und daraus resultierenden Wissensdurst und Bildungshunger zu initiieren, welchen Vorwurf kann man dann "Smartphonegooglematen" machen? Kaum einen. Funktionserfüller sind dann schon ein echtes Ergebnis.
Als Nachhilfelehrer erlebe ich das allwöchentlich.
Traurig.

Sie haben einen entscheidenden Punkt getroffen, Herr Pluder. In den Elternhäusern, Schulen und Universitäten wird k e i n e Freude oder gar Begeisterung mehr für Wissen und Bildung in den jungen Menschen geweckt. Mir (* 1943) ist es dagegen wie Ihnen ergangen, und so geht es mir bis heute: Es gehört unbedingt zu meinem Leben, mir neue Erkenntnisse und Bildungserlebnisse zu verschaffen - und dies ganz ohne einen Zweck! Einfach nur deshalb, weil es mir Freude und innere Befriedigung verschafft.
Wenn meine Mitabiturientinnen und ich uns treffen, stellen wir fest, daß dies der Hauptunterschied zu viel Jüngeren ist: WIR lernten die Bildung als solche zu schätzen, SIE nehmen die Bildungsinhalte (fast) nur als Vehikel wahr, um damit zu Abschlüssen zu gelangen, die Zugänge zu profitreichen Jobs eröffnen. Daß ein vieseitig Gebildeter einen großen Wert an sich darstellt, auch wenn er wenig verdient, war UNS selbstverständlich. Heute gilt ein solcher Mensch als "Loser".
Ja, das ist traurig!

Lutz Pörnig | So., 11. Dezember 2016 - 15:31

Sehr geehrter Herr Grau,
wenn man die von Ihnen beschriebene Situation aus dem größeren historischen Kontext herauslöst, kann man Ihnen zunächst (mit Blick auf die nicht allzu ferne Vergangenheit) durchaus zustimmen. ABER: Ihr postuliertes Ideal stammt aus einer Zeit, als die höher zu Bildenden vielleicht 5% der Bevölkerung ausmachten. Die hatten Zeit zur bildungsmäßigen Selbstfindung, weil sie größtenteils nicht dem Zwang unterlagen, wie die übrigen 95% durch tägliche knochenharte Erwerbsarbeit reale Wertschöpfung zu betreiben (und diese Zeit hatten sie dank dieser "weniger gebildeten" 95%).
Stellen Sie sich doch einmal vor, alle jetzigen Abiturienten (ca. 50% der Altersgruppe)würden ihre Bildungszeit bis zum Eintritt ins Berufsleben nach Belieben verlängern. Wovon wollten Sie sich dann ernähren?
Haben Sie in Ihrem Leben neben Tätigkeiten wie der Absonderung von Artikeln schon mal echte Wertschöpfung betrieben?
Lernen sie vorsorglich schon mal, wie man Kartoffeln anbaut.

Frank Linnhoff | So., 11. Dezember 2016 - 16:15

ist immer Herzensbildung. Daran ändert auch Pisa nichts.

Gabriele Noack | So., 11. Dezember 2016 - 16:30

Der Artikel beschreibt punktgenau die Tatsachen. Danke dafür! Allerdings hatten etliche Lehrer und Universitätsprofessoren schon vor zehn Jahren die wahre Bedeutung von PISA erkannt und entsprechend gewarnt, doch nur wenige Medien haben darüber berichtet, und nur wenige Bürger schienen sich dafür zu interessieren. Jetzt liegt das Kind tief im Brunnen und seine Rettung ist fraglich. Aber nicht unmöglich - also: mehr solche Artikel!

Mathias Rée | So., 11. Dezember 2016 - 17:31

Es ist ja nicht so, daß eine gute Erziehung und ordentliche Schulbildung, Hineinwachsen in ein kulturell reiches Erwachsenenleben und die Möglichkeit zur vollständigen persönlichen Entfaltung nicht mehr vorhanden sind - aber eben nicht für alle: die "Idee" hinter der weltweiten prekarisierung und der Vernichtung des Bildungsbürgertums scheint der Erhalt der begehrten "Plätze an der Sonne" zu sein. Die sind augenscheinlich in der Menge begrenzt. Die "westlichen" Gesellschaften entwickeln sich so tendenziell zurück auf den Stand vor 1748 - je weniger Erziehung und persönlichkeitsbildung, um so funktioneller. Irgendwann kehrt sich der Trend dann ja vielleicht wieder um ...?

nikolaus wittmann | So., 11. Dezember 2016 - 17:43

Es sollte zuerst einmal geklärt werden was Bildung ist. Ist es nicht auch Bildung ein Auto, die WC-Spülung, die Elektrik im Haus und vieles mehr anzulegen und zu reparieren. Die Verengung auf "reine Geistesleistung" führt in die Irre. Eine funktionierende Wasserleitung ist deutlich wichtiger als viele Bildungsberufe. Die fehlende Wertschätzung arbeitender Berufe führt mit zur jetzigen politischen Situation.

Christian Beran | So., 11. Dezember 2016 - 18:04

Für unsere Bildungspolitiker, egal welcher Couleur,
gilt der alte Spruch:
"Wo die Sonne der Kultur tief am Himmel steht,
da werfen auch Zwerge lange Schatten!"

Martin Wienand | So., 11. Dezember 2016 - 23:38

Sie beschreiben in präzisen Worten, was mir nur so vage durch den Kopf geht.

Franz Platz | Mo., 12. Dezember 2016 - 09:58

Bei der ganzen Diskussion wird vergessen, dass Bildung auch anstrengend ist und der gebildete Mensch erkennen "muss", dass Freiheit mit Verantwortung gekoppelt ist. Aber so weit soll Freiheit ja nicht gehen!

Fabian Petersen | Mo., 12. Dezember 2016 - 12:03

Ich bin Jahrgang 93 und sehe hier also die Qualität meiner Bildung kritisiert.

Ich bin tatsächlich zu einem gewissen Grad "kulturell entwurzelt".
Das ist aus meiner Sicht aber auch der Tatsache geschuldet, dass ich gerade nicht kritiklos bin, sondern auch Teile meiner Kultur zwanglos als überkommen betrachten kann (z.B. Religion).

Sehr treffend finde ich den Teil des Beitrags von Frau Diederichs, der kritisiert, dass die Eltern zunehmend den Erziehungsauftrag an andere Institutionen abgeben (müssen?).

Der Artikel scheint mir doch wieder von einer starken Schwarzmalerei geprägt zu sein, sodass mich auch die kritikfreie (!) Kommentarspalte überrascht hat.

Mein Allgemeinwissen mag nicht an das heranreichen, welches meinem Vater vor mehr als 40 Jahren vermittelt wurde.
Ich habe durch geschulte Medienkompetenz aber keinerlei Probleme mir jegliches Wissen innerhalb weniger Minuten anzueignen.

Auch Mathematiker, Philosophen und Physiker gibt es noch in meiner Generation.

Mein Kind gehört zu Ihrer Generation und den Mathematikern und Physikern mit 1er Note. Ich habe sie für ALLE Fächer begeistern können. Es ist - genauso wie Sie - zu einem kritischen, wachsamen Geist herangereift. Aber das hängt eben von zu vielen Faktoren ab und bleibt immer öfter die Ausnahme, zu der sicherlich auch Sie gehören. Ich glaube, dass ist die Sorge, die Herrn Grau und viele andere umtreibt.

Fabian Petersen | Di., 13. Dezember 2016 - 14:54

Antwort auf von Michaela Diederichs

Ich möchte Sie hiermit von ganzem Herzen beglückwünschen und hoffe, dass mir dies später auch mit meinen Kindern gelingt.

Tatsächlich glaube ich auch, dass die Beschäftigung mit sich selbst und dem eigenen Reifungsprozess zunehmend in den Hintergrund tritt, da die Ablenkungen (Videospiele, Serien etc.) kombiniert mit den beruflichen Anforderungen hierfür manchem keine Zeit mehr lassen.

Ich bleibe hoffnungsvoll. :)

Lieber Herr Petersen,

Sie schreiben, dass Sie sich jegliches Wissen in ein paar Minuten aufgrund Ihrer Medienkompetenz aneignen könnten und setzen dies mit dem fundierten Allgemeinwissen Ihres Vaters gleich. Ich fürchte, Sie sitzen einem Trugschluss auf. In wenigen Minuten eignen Sie sich kein echtes Wissen an, Sie können noch nicht einmal die relevanten Fakten zu einem bestimmten Thema nach so kurzer Zeit wiedergeben. Die Aneignung echten Wissens zu Fachgebieten benötigt Zeit und echtes Wissen ist es auch nur dann, wenn Sie es wirklich verinnerlicht haben, wenn Sie also nicht auf irgendwelche Hilfsmittel zurückgreifen müssen. Wie wollen Sie je an einer politischen Diskussion, an einem von echter Fachlichkeit geprägten Gespräch unter gebildeten Menschen teilnehmen, wenn Sie vor jedem Ihrer Redebeiträge erst mal kurz ins Netz müssen, um sich von irgendwoher irgendwelche Fakten zu besorgen, die Sie dann noch nicht einmal richtig durchdacht haben können?

Fabian Petersen | Di., 13. Dezember 2016 - 14:51

Antwort auf von Michael Bahr

Sehr geehrter Herr Bahr,

Sie haben mich falsch verstanden. Ich setzte das recherchierte Wissen nicht mit einem umfänglichen Allgemeinwissen gleich.

Gleichwohl halte ich es persönlich auch nicht für notwendig Bundespräsidenten auswendig aufsagen zu können oder präzise bestimmte historische Daten zu kennen.
Solches Wissen kann m.E. sehr rasch nachgeschaut werden.

Wirkliches Verständnis und Querbezüge entstehen natürlich erst durch das zeitintensive Durchdenken.

Auch das kann aus meiner Sicht aber recherchegestützt erfolgen, sodass man nicht alles auswendig können muss.

Wichtig ist vorallem, die richtigen Lehren aus der Geschichte zu ziehen und sich diese dann zu merken.

Natürlich haben Sie Recht, dass ich einiges an "Schlagfertigkeit" in einer direkten Diskussion einbüßen muss. Diese wird aber auch von vielen "gebildeten" Herrschaften nur gekonnt vorgetäuscht.. Auch diese sollten sich manchmal nicht zu sehr auf ihr Gedächtnis verlassen..

Michael Bahr | Di., 13. Dezember 2016 - 21:59

Antwort auf von Fabian Petersen

Die genaue Kenntnis von zum Beispiel historischen Fakten ist aber als Grundgerüst notwendig, um sich sicher auf einer übergeordneten Ebene bewegen zu können, um große Zusammenhänge zu erkennen, um die eigene Lebenswelt in Bezug zu geschichtlichen Entwicklungen setzen zu können, um Vergleiche ziehen zu können.
Wenn man dann auf der Faktenebene verunsichert ist, trübt das das Urteilsvermögen kräftig. Auch das Durchdenken von fachlichen Zusammenhängen leidet zwangsläufig unter nicht gesichertem Faktenwissen. Die auswendig gelernte Jahreszahl ist kein Selbstzweck, sie ist nicht das Endziel, sie ist aber ein unerlässlicher Baustein für das Entstehen eines souveränen Geschichtsbildes.

Michaela Diederichs | Mo., 12. Dezember 2016 - 12:35

http://www.faz.net/aktuell/beruf-chance/lehrerverband-beklagt-inflation…
Ich finde leider die im SPIEGEL veröffentlichte Statistik nicht wieder, wonach Thüringen die meisten 1er Kandidaten, Niedersachsen die wenigsten 1er Kandidaten beim Abitur hervorbringt. Wird das Niveau an den Grundschulen weiter abgesenkt, weil jedes 3. Kind Migrationshintergrund hat wie z. B. in NRW, werden die Begabten auf der Strecke bleiben. Konsequenterweise werden Eltern, so sie es finanziell können, ihr Kind auf eine Privatschule schicken. Auch hier geht die Spaltung voran.
https://www.it.nrw.de/statistik/querschnittsveroeffentlichungen/Statist…

Petra Müller | Di., 13. Dezember 2016 - 14:09

Da ich selbst noch eine sogenannte klassische Bildung erhalten habe, denke ich heute, mit einem Abstand von ca 50 Jahren, dass die Beschäftigung mit Werken der Literatur oder der Philosophie junge Menschen vor ihrem 20. Geburtstag bei weitem überfordert: Es fehlt einfach an Lebenserfahrung, um die Themen, die da behandelt werden, nachvollziehen und begutachten zu können. So blieb - auch im Hinblick auf gute Abschlussnoten - keine andere Wahl, als die vom Lehrer vorgegebenen Interpretationen zu akzeptieren und wiederzukäuen. Selbständiges Denken wurde damit auch nur bedingt gefördert.

Thomas Steiger | Di., 13. Dezember 2016 - 14:39

Vielen Dank für diesen Artikel. Als ehemaliger Lehrer kenn ich nur zu gut die Fokussierung auf Verwertbarkeit und das Desinteresse am Erkennen von Zusammenhängen.
Der Kommentar von Fabian Petersen spricht Bände: Zugriff auf Wikipedia wird als Wissen verstanden.
Darüberhinaus wird Religion als überkommen betrachtet; dabei ist gerade die Beschäftigung mit dem jüdisch-christlichen Erbe ungemein bildend und führt aus der Banalität des Komsumenten und Computerbedieners heraus und weg vom weltanschaulich genormten Schulabgänger. Ein ernsthafter Christ ist heutzutage Non-Konformist (Benedikt XVI. ist ein Leuchtturm der wirklichen Bildung!). Dies erkennt aber auch Herr Grau nicht.

Ich habe in keinster Weise die Beschäftigung mit dem jüdisch-christlichen Erbe als überkommen angesehen.
Ich sehe sie als wertvollen Teil der Formung eines eigenen Wertesystems.
Ich muss mir dazu nur keine Heiligenbilder aufstellen oder Kirchenlieder singen.
Zudem sehe ich es nicht als absolute Wahrheit, sondern öffne mich lieber einer modernen Ethik, die unbefangen nach einer aktuellen Fassung eines der Welt zuträglichem Verhaltenskodexes forscht, der naturwissenschaftlichen Entdeckungen Rechnung trägt und ohne Wunder/Erscheinungen und ähnlichem Tamtam auskommt.

Es liegt aber in der Natur der Sache, dass ich es mit meinem Kommentar hier nicht jedem Recht machen kann und das ist wohl auch gut so.

Ich halte mich nämlich auch für einen Non-Konformisten und freue mich daher über jeden, der seine eigene(!) Meinung (auch gegen mich) vertritt.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen schönen Abend!

Konrad Schomerus | Di., 13. Dezember 2016 - 17:09

Als ich in den 50 - er Jahren in ein humanistisches Gymnasium ging, hat man uns folgendes gesagt: Das, was ihr hier lernt, in Mathe, Latein Griechisch etc. braucht ihr nicht für euren Beruf. Was ihr dazu braucht, lernt ihr später in der Berufsausbildung. Hier werden mithilfe dieser Fächer Denkfähigkeiten aufgebaut und trainiert. Die Schule soll euch bilden, nicht ausbilden.
Damals in Karlsruhe hat die damalige TH lieber humanistische Abiturienten genommen, als die von den naturwissenschaftlichen Gymnasien. Denn die Humanisten lernten schneller und leichter und konnten größere Zusammenhänge schneller sehen. Dann kam die sogen. "Bildungskatastrophe" und damit das Bildungsverständnis, das Sie mit Recht kritisieren. Nur vergessen Sie eins: Keine Schule kann gegen das Elternhaus anerziehen. Kinder aus "altmodisch" gebildeten Elternhäusern werden also auch etwas von dieser Bildung abbekommen und dadurch einen wichtigen Vorteil haben. Ganz so dramatisch wird es deshalb wohl nicht werden.

Arne Bruhn | Di., 13. Dezember 2016 - 17:17

bürgers, verehrter Herr Dr. Grau, erinnerte mich an eine Tafel im Wald der schönen Steiermark "Mit jedem alten Menschen stirbt eine ganze Bibliothek!" Wie wahr! Wissen, Können und das beides verbindende Denken, wo sind sie alle hin? Der "Bildungsexperte" Schleicher meint, man könne ja alles im Internet finden. 1. nicht alles, 2. muss man das Suchen und vor allem richtiges Einordnen gelernt haben! Wenn es da schon mit dem verstehenden Lesen nicht klappt.....

Wolfgang Weber | Mi., 14. Dezember 2016 - 11:19

In Deutschland hat jedes Bundesland ein eigenes Bildungssystem. Die Pisastudie zeigt deutliche Unterschiede, ob jemand in Bayern oder Sachsen in die Schule geht oder in den Stadtstaaten Hamburg, Berlin und Bremen. Der Unterschied beträgt fast 50 Punkte, im Klartext zwei Schulklassen. Schüler aus Bayern oder Sachsen gehören in Mathematik oder Rechtschreibung zu den besten Europas, was gerne verschwiegen wird. Ein einheitliches Abitur in Deutschland wäre dringend erforderlich, ansonsten ist ein Berliner Abitur bald nicht mal mehr das Papier wert. Die Gesamtschule, die sich bereits in vielen Bundesländern etabliert hat, fördert nicht die begabten Schüler, sondern hat die Gleichheit der Schüler als Ziel. Man muss als Schüler nicht unbedingt Goethe und Schiller zitieren können, aber man sollte zumindest wissen, um wen es sich handelt. Ich habe gerade mit diesem Kommentar aus dem Stegreif, den Rechtschreibtest des BKA bestanden, es wurden dabei 70 Wörter mittels Lückentext getestet.

Gunter Lange | So., 18. Dezember 2016 - 20:37

Phantastisch! Ich bin immer wieder begeistert von Ihren Artikeln, Herr Alexander Grau.
Ihre mit dem Mut der Verzweiflung abgeschossenen Pfeile gallebitterer Ironie, die aus dem Köcher Ihrer messerscharfen Analyse und wirklicher Bildung stammen, treffen durch die ideologische Tarnung hindurch voll ins Schwarze, bzw. in die Archillesferse der Weltanschauungs-krieger. Solange solche freien Journalisten bei Cicero nachwachsen, ist Deutschland noch nicht verloren.
Richtig ist natürlich sicher auch, dass das digitale Zeitalter der Vermittlung informationstechnischer und naturwissenschaftlicher Kenntnisse bedarf. Aber ohne die Vermittlung von allg.Bildung und kulturgeschichtlicher Zusammenhänge im klassischen Sinne, drohen die geschilderten Gefahren.
Folglich brauchen wir keine im Niveau abgesenkte Einheitsbildung für alle, sondern ein in alle Richtungen durchlässiges, differenziertes und gestuftes Bildungssystem. Ohne differenziert gebildete Menschen kein funktionierender Staat.