Facebook-Gründer Mark Zuckerberg schüttelt die Hand des Papstes während einer Privataudienz im August 2016
Mit Facebook-Gründer Zuckerberg hat der Papst gesprochen, über Donald Trump nicht. Bei Facebook stand es anders / picture alliance

Imagekampagne von Facebook - Für dumm verkauft

Facebook hat eine groß angelegte Imagekampagne gestartet, doch den wahren Problemen geht es aus dem Weg. In Zeiten von Hasskommentaren und Falschnachrichten entzieht sich der Konzern seiner Verantwortung

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So erreichen Sie Constantin Wißmann:

Lange Zeit hatte ich zu Facebook keine Meinung. Für mich war die Seite vor allem eine nützliche Möglichkeit, um mit meinen Freunden in aller Welt in Kontakt zu bleiben. Ja, ich muss zugeben, auch ich habe Dinge auf Facebook gepostet, um mir die billige Genugtuung möglichst vieler Gefällt-mir-Daumen zu holen, obwohl mir die Selbstdarstellung vieler auf die Nerven ging. Die Kritik daran wirkte auf mich in etwa wie die meiner gut situierten Bekannten, die in einen Szenebezirk zogen und sich fortan dort über die Gentrifizierung beklagten. Auch die Beschwerde darüber, dass Facebook fleißig die privaten Daten seiner Nutzer einsammelt, fand ich irgendwie lächerlich. Das ist nun einmal das Geschäftsmodell von Facebook, schließlich ist es ein Unternehmen, sogar eines der wertvollsten der Welt, und keine soziale Einrichtung. Niemand hat die Leute dazu gezwungen, dort ein Profil einzurichten. Wem die Bedingungen nicht gefallen, der soll es halt lassen. Dass mir dort „gezielte Werbung“ vorgesetzt wird, finde ich nicht schlimm. Besser als Werbung für Dinge, mit denen ich überhaupt nichts anfangen kann.

Auch in der realen Welt nicht mehr zu entkommen

Doch nun ist Facebook von der virtuellen in die reale Welt vorgedrungen, und das gefällt nicht. Einerseits hat die Firma eine groß angelegte Imagekampagne gestartet, die auch in den traditionellen Kanälen läuft, also im Fernsehen und auf Plakaten. Andererseits hat die Seite die Ausbreitung von Hasskommentaren und Falschmeldungen gefördert, wenn auch wohl nicht absichtlich. Das wirkt sich eventuell entscheidend auf das Wahlverhalten der Menschen aus und auf jeden Fall auf das gesellschaftliche Miteinander.

Die Probleme hängen miteinander zusammen. Auch wenn ich wollte, kann ich Facebook nicht mehr entkommen. Jeden Tag laufe ich nun an einer Anzeige an einer Bushaltestelle vorbei. Dort erzählt mir eine junge Frau, dass sie etwas gepostet hat, was sie nie, nie, nie (tatsächlich drei Mal) hätte teilen sollen. Darunter steht ein kurzer Text von Facebook, wie Inhalte gelöscht werden können. Überall in der Stadt sind  ähnliche Motive zu verwandten Themen zu finden: von einer besseren Kontrolle der Privatsphäre bis hin zur Löschung eines Kontos. Angeblich sind die Motive das Resultat von Gesprächen mit 850 Deutschen, mit denen Facebook gesprochen hat, um die „echten Fragen und Sorgen von Menschen aus Deutschland herauszufinden."

Echte Probleme ignoriert 

Ach ja? Sind die „echten Probleme“ der Deutschen die Löschung eines Posts oder eines Kontos bei Facebook, und nicht etwa Angst vor Terror, Extremismus und dem Kontrollverlust des Staates, wie es in der Ängste-Studie steht? Und selbst wenn, sind nicht die Löschungen von Posts in Wahrheit viel schwieriger und die eines Kontos mitsamt aller Daten so gut wie unmöglich, weil Facebook seine Privatsphäre-Einstellungen gerade im vergangenen Jahr immer weiter aufgeweicht hat, ohne darauf hinzuweisen?

Noch schwerer wiegt aber, dass Facebook die Probleme ignoriert, die derzeit am meisten im Zusammenhang mit Facebook diskutiert werden. Da ist einerseits die Sache mit den Hasskommentaren. Es gibt immer wieder Beschwerden, dass Facebook rechtlich fragwürdige oder sogar strafbare Posts gar nicht oder nicht schnell genug löscht. Und wenn deutsche Ermittler die Urheber jagen wollen, verweigert die Firma die Zusammenarbeit. Stattdessen entzieht sie sich immer wieder geschickt und mit beschwichtigen Worten deutschem Recht. Erst kürzlich hat Justizminister Heiko Maas wieder mit gesetzlichen Maßnahmen gedroht. In der Imagekampagne ist davon nichts zu sehen.

Fatale Verbreitung von Falschmeldungen 

Ähnlich sieht es aus bei der Verbreitung von Falschmeldungen. Die meisten davon, etwa die Meldung, dass der Papst Donald Trump gelobt habe, werden von Betrügern in die Welt gesetzt, die einfach und schnell Geld verdienen wollen. Aber Facebook ermöglicht es, dass solche Meldungen innerhalb von Sekunden millionenfach geteilt werden können. Eine Blockierung ist viel mühsamer und langsamer, wenn sie überhaupt erfolgt. So kommt es dazu, dass laut einer Datenanalyse von BuzzFeed-News, die 20 Top-Falschmeldungen während der letzten drei Monate der Präsidentschafts-Kampagne in den USA  mehr Teilungen, Likes und Kommentare der Nutzer generierten als die 20 Top-Geschichten von seriösen Nachrichtenseiten.

Inwieweit das tatsächlich zum Wahlerfolg Donald Trumps beigetragen hat, darüber kann nur spekuliert werden. Unstrittig aber ist, dass Facebook mit seinen weltweit 1,8 Milliarden Nutzern eine besondere Verantwortung hat, die Verbreitung von Falschmeldungen zu stoppen. In Myanmar haben irreführende Internetinhalte angeblich zu ethnischer Gewalt beigetragen. Und sie haben die Wahlen in Indonesien, den Philippinen und anderswo beeinflusst. Social-Media-Seiten wurden auch benutzt, um Falschinformationen über den Volksentscheid zum Friedensvertrag in Kolumbien und Panik über Ebola in Westafrika zu streuen.

Facebook wehrt sich gegen den Vorwurf, die echten Probleme zu ignorieren. Die Kampagne stehe erst am Anfang. Natürlich hätten sie Hassrede, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus auf dem Schirm, nähmen das sehr ernst, stünden zu ihrer Verantwortung, heißt es aus dem Unternehmen. Nur sei das Thema „eben sehr komplex“. Ach nee. Das haben wirkliche Probleme eben so an sich. Das Löschen eines Posts hingegen bekommt wohl so ziemlich jeder hin, auch ohne Plakatanleitung. Bisher hat uns Facebook mit seiner Kampagne für dumm verkauft. 

Zu diesem Artikel gibt es eine Umfrage
Cicero arbeitet mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Civey erstellt repräsentative Umfragen im Netz und basiert auf einer neu entwickelte statistischen Methode. Wie das genau funktioniert, kann man hier nachlesen. Sie können abstimmen, ohne sich vorher anzumelden.
Wenn Sie allerdings  direkt die repräsentativen Ergebnisse – inklusive Zeitverlauf und statistische Qualität – einsehen möchten, ist eine Anmeldung notwendig. Dabei werden Daten wie Geburtsjahr, Geschlecht, Nationalität, E-Mailadresse und Postleitzahl abgefragt. Diese Daten werden vertraulich behandelt, sie sind lediglich notwendig, um Repräsentativität zu gewährleisten. Civey arbeitet mit der Hochschule Rhein-Waal zusammen.

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Arndt Reichstätter | Mo., 21. November 2016 - 16:02

Hasskommentare?

So wie Sigmar Gabriel, der Andersdenkende als "Pack" bezeichnet?

"Fake News"?

So wie Saddams Massenvernichtungswaffen?

Herr Wissmann, das richtige System ist ohnehin eine staatenlose Privatrechtsordnung. Wir müssen uns bemühen, den Politikern das Geld wegzunehmen, anstatt ihnen noch mehr Macht über Firmen zu geben.

Und während Ihr Anliegen ein redliches ist, so ist wohl die Geschichte hinter der Geschichte die Ermöglichung von ZENSUR.

Tomas Kuttich | Di., 22. November 2016 - 09:26

Antwort auf von Arndt Reichstätter

Gabriel hat nicht lediglich "Andersdenkende" als Pack bezeichnet. Diese Bezeichnung galt einer besoffenen Horde von Skins und Nazis, die Naziparolen grölend durch die Straßen gezogen sind. Da war Pack noch eine nette Bezeichnung...

Als Spitzenpolitiker sollte man sich besser im Griff haben. Da fällt mir auch noch der Stinkefinger ein. Ich möchte übrigen mit den beiden "Parteien" nix zu tun haben. Politiker + Demonstranten ohne Kultur !

Wäre Deutschland wirklich von rechtsextremer Gewalt bedroht, würde Gabriel dann Teil einer Administration sein, die Millionen von Ausländern ins Land lässt?
Und wieso sind "Grölende" für ihn "Pack", während die mordende NATO-Führung anscheinend seriöse Vertreter der westlichen Wertegemeinschaft sind?
Was ist das für ein Doppel-Pack-Standard?

Frederik Richter | Mo., 21. November 2016 - 16:41

Verglichen mit der Liste von falschaussagenden Journalisten, die nach Wikileaks direkt mit der Clinton-Kampagne kooperiert haben, halte ich diese Fake News für fast noch harmlos:

http://www.ronpaullibertyreport.com/archives/revealed-the-real-fake-new…

Der menschengemachte Klimawandel ist gelogen, laut der 9/11 Kommission war die eigene Ermittlung "kompromittiert", der Mark Doutrux Skandal ist noch nicht aufgedeckt und das inflationäre Zentralbanksystem ist noch nicht als einzige Ursache der Finanzkrise aufgedeckt. Darans sieht man, dass auch die angebliche Qualitätspresse sehr gut im "dumm verkaufen" ist.

Susanne Lepper | Mo., 21. November 2016 - 17:29

Und was bitte sagt es über die Glaubwürdigkeit „seriöser Nachrichtenseiten“ aus, dass Falschmeldungen häufiger geteilt werden?
Wenn ich mir die, laut der hier verlinkten BuzzFeed-Seite, "TOP 5 Mainstream Election Facebook Stories“ ansehe, dann sind das alles persönliche Wertungen, keine neutralen Nachrichten.
Dass die Administration unter Obama und Clinton ISIS finanziert, muss hingegen geprüft werden.
Schließlich ist es die erklärte Politik des amerikanischen Verteidungsministeriums, die „syrische Opposition zu verteidigen, wobei die Möglichkeit eines salafistischen Kalifats in Ostsyrien besteht“:
http://www.judicialwatch.org/document-archive/pgs-287-293-291-jw-v-dod-…

Gerhard Hellriegel | Mo., 21. November 2016 - 18:04

dass facebook schlicht recht hat. Es ist nicht die Aufgabe einer Firma, über die Strafwürdigkeit eines Kommentars zu entscheiden. In einem Rechtsstaat ist das die Aufgabe der Gerichte. Macht das der Server-Eigentümer, so ist der politischen Manipulation Tür und Tor geöffnet: siehe SPIEGEL Online. Es ist allerdings die Aufgabe des Staates, zu gewährleisten, dass man den Urheber identifizieren kann. Ich verstehe nicht, warum da der Justizminister nicht Nägel mit Köpfen macht. Besser gesagt, ich verstehe es sehr wohl, denn möglicherweise sind damit die total veralteten Justizstrukturen überlastet. Noch weniger verstehe ich die Aufregung über falsche Nachrichten. Als würden die sich von alleine millionenfach verbreiten. Die sind zunächst einmal nicht verboten. Berühren sie Rechte anderer, dann können die ja klagen. Ja, haben die Leute einen Raum der Meinungsfreiheit, dann müssen und werden sie lernen, damit umzugehen. Das ist doch mit jedem neuen Medium so.

Nicolas Wolf | Mo., 21. November 2016 - 18:06

3 Anmerkungen:

1. der Text ist voller unbewiesener Anschuldigungen, "immer wieder Beschwerden ... fragwürdige oder sogar strafbare Posts", wobei fragwürdig nicht einmal strafrelevant ist und Lügen, "verweigert die Firma die Zusammenarbeit", es sind schon Leute für Posts zu Gefängnis verurteilt wurden.

2. 800 oder mehr sind aus D nach Syrien zum Morden gezogen und in Frankreich herrscht seid einem Jahr Ausnahmezustand. Wessen Schuld ist das und wessen Hass ist hier ein denn wirklich ein Problem? Was sind das nur für Prioritäten?

3. Hasskommentare bedeuten gar nichts, es gibt geltendes Recht auf freie Meinungsäußerung und Rechte, die dies, zu recht, einschränken. Hasskommentare gibt es im deutschen Recht nicht! Hier wird nach meinem Ermessen bewusst mit unscharfen Begriffen gearbeitet. In Kombination mit meinem Punkten 1 und 2 komme ich daher zu dem Schluss, dass dieser Artikel nur billige Hetze gegen die geltende Rechtslage ist, also Cicero hierfür darf man sich echt schämen!

Clara Schwarze | Mo., 21. November 2016 - 19:15

Als wenn wir in den etablierten Medien keine "Fake-News" hätten, die teilweise auch schlimmste Folgen haben, wie zB die berühmten "Massenvernichtungswaffen". Dagegen ist es relativ harmlos, wenn jemand behauptet, der Papst hätte Trump gelobt. Auch ist es eine Illusion, dass davon ernsthaft Wahlen beeinflusst werden. Dafür muss einiges mehr dazu kommen.

Josef Garnweitner | Di., 22. November 2016 - 07:38

Antwort auf von Clara Schwarze

so stehen lassen Frau Schwarze. Woher kommt denn der Ausdruck "Lügenmedien"?

Weil immer schon verschwiegen, geschönt, verharmlost, geleugnet, Halbwahrheiten verbreitet und somit manipuliert wurde. Ich habe zwar mit Facebook absolut nichts am Hut, aber das alles hat Facebook nicht erfunden. Es macht es nur digital und erreicht somit unvorstellbare Mengen an Menschen in kürzester Zeit.

Schon vor Jahrzehnten wurden mit einer Überschrift Existenzen vernichtet, obwohl die Menschen unschuldig waren. Zu der Zeit hat noch kein Mensch an Facebook gedacht.

Was ich viel mehr verurteile ist, wenn Menschen z.B. den Staat der Sammelwut bezichtigen, aber ganz ungeniert in sog. "sozialen" Medien - übrigens was ist daran sozial - ihr intimstes Privatleben ausbreiten, für Milliarden Menschen einsehbar. Auch für den Personalchef.

Es weiß doch wohl mittlerweile jeder, was einmal im Netz ist, bleibt im Netz. Vermeintlich gelöscht oder nicht.

Holger Wirth | Di., 22. November 2016 - 14:58

Antwort auf von Josef Garnweitner

Das Wort sozial bedeutet im Englischen etwas anderes als im Deutschen. Gemeint ist damit so was ähnliches wie gemeinschaftlich/gesellschaftlich.

Herr Wirth, im deutschsprachingen Raum wird aber von sozialen Medien gesprochen. Ich bin sicher, daß die meisten Leute nicht wissen, daß "social" etwas anderes bedeutet. Ziemlich typisch, daß Begriffe übernommen werden, ohne die wirkliche Bedeutung zu kennen. Nicht das erste Mal.

Dirk Badtke | Mo., 21. November 2016 - 21:07

Mehr muss zu Rattenfänger nicht sagen.

Michaela Diederichs | Mo., 21. November 2016 - 21:38

Was ist an einem Unternehmen, das nichts produziert, wertvoll? Das erschließt sich mir einfach nicht. Es gibt geistige und kulturelle Werte. Die findet man bestimmt nicht auf Facebook. Und Produkte, die Menschen brauchen, finde ich da auch nicht. Also Werte sehe ich da nicht. Facebook ist nur für einen Menschen wertvoll - für Herrn Zuckerberg.

Joachim Rybol | Fr., 30. Dezember 2016 - 20:55

Antwort auf von Michaela Diederichs

also Facebook und googl sind für mich schon wertvoll, weil sie für mich von großem Nutzen sind. Diese beiden Unternehmen haben mir mehr Nutzen gebracht als so mancher Hersteller von irgendwelchen Gegenständen, die ich nicht brauche oder nicht will und mehr als so manche Behörde oder Institution, für die teuer bezahlt werden muss. Der Nutzen schafft und bestimmt den Wert !

Cornelius Angermann | Mo., 21. November 2016 - 22:09

geht es nicht um die Verfolgung von Straftaten, sondern um MACHTERHALT! Es nervt die machthabenden Politiker tierisch, dass es da ein Medium mit großer Streuwirkung gibt, das ihre Lügen und Betrügerein aufdeckt, und zwar mit Lichtgeschwindigkeit! Es mag Hasskommentare geben, ja, aber die werden auch von den Systemmedien gegen Merkelkritiker verbreitet. Da hat noch keiner geschrien, dass das unterbunden werden muss, ganz im Gegenteil Maas und Schwesig unterstützen das mit Steuergeldern!

Und wieso ist es problematisch, wenn behauptet wird, der Papst hätte Trump gelobt? Uns wird vorgemacht, eine Mehrheit der Deutschen wolle Merkels Politik, während Umfragen bei n-tv und anderen genau das Gegenteil zutage bringen!

Die politischen Lügner regen sich über Lügen auf, wenn diese Lügen ihnen nicht nützen! Ansonsten finden sie Lügen für ihre eigenen Zwecke ganz in Ordnung.

Wie sagte Juncker: Wenn es ernst wird, müssen wir lügen! Und es ist ernst, sehr ernst sogar!

Herr Angermann , sehr gut auf den Punkt gebracht!!
Mehr ist zu diesem Thema eigentlich nicht mehr zu sagen.

Sehr gut Herr Angermann besser kann man den Kern der Sache gar nicht treffen. Bei dem Scheinheiligen Feldzug gewisser Politiker gegen sogenannte Hasskommentare geht es denen in Wirklichkeit um kritische meist auch sachlich richtige Kommentare. Die Verbreitung unbequemer Wahrheiten ist vielen der angeblichen Volkvertreter ein Dorn im Auge

Eberhard Mälzer | Mo., 21. November 2016 - 22:26

"Social Media. Wenn das Netz weiter lügt, ist mit Freiheit Schluss. Von Volker Kauder"

So lautet der Titel eines Gastbeitrags vom CDU-Fraktionsvorsitzenden im Bundestag in der WELT.

Es geht um den Verlust der Diskurshoheit des Mainstreams, den die sozialen Medien mit sich bringen.

Es geht den Befürwortern der Knebelung der sozialen Medien nicht um das Prinzip, es geht ihnen um die Eliminierung missliebiger Meinungen.

(Solange z. B. nur Ärzte betroffen waren von nachweislich haltlosen Diffamierungen in Arztbewertungsportalen, solange hieß es achselzuckend: Ist halt so bei den neuen Medien. Jetzt wo man – Politik und Medien – selber im Feuer ist, sieht man auf einmal Handlungsbedarf. Sehr durchsichtig!)

Die staatlichen und mainstreammedialen Meinungskneter haben ihr Monopol eingebüßt.

Und jetzt reagieren sie mit Kontrolle, Zensur und Einschüchterung. Dies wird aber ins Leere laufen.

unser aller BJM Maas am 16. o9. 2o15 so schön gesagt, Sie erinnern sich vielleicht noch daran Herr Mälzer:

"Unsere Zensurpolitik im Internet ist keineswegs gegen die Meinungsfreiheit gerichtet, sondern sie dient lediglich dazu, die Bürger dazu zu erziehen, daß diese ihre Gedankengänge in die Richtung projezieren, welche auch den staatlichen Richtlinien entspricht".

Wie abgebrüht muß man eigentlich sein, um so etwas von sich zu geben?

Ralph Barthel | Mo., 21. November 2016 - 22:52

wie Sie argumentieren wird dieses Problem nicht gelöst. Es würden dann sowieso die "falschen" an der "Lösung" rangehen.

Und wer bei FB soll denn den "Richter" spielen. Leute mit bestimmten Parteibuch, oder reicht die Blockwartausbildung? Dann wäre FB ein Sprachrohr der jeweiligen Regierung und schon längst pleite. Wäre es nicht sinnvoller sich mit den ursprünglichen Problemen der Politik (Politikerkaste) zu beschäftigen? Die Menschen könnten dann ihre Luft dort ablassen, wo es was nutzen würde, ohne krasse Kommentare. Merkwürdig wie FB in vielen Ländern gleichsam mit Angst gesehen wird.

Und außerdem eine echte und damit stabile Demokratie würde sowas locker aushalten. Wer aber ständig am Fundament dieser herrumfummelt sollte sich nicht wundern wenn das ganze irgendwann zusammenbricht.

Den Menschen die "Schnauze" verbieten hat noch nie funktioniert. Viele Länder sind daran gescheitert. Wollen Sie das für Deutschland auch riskieren? Und die Whistleblower, alles Verbrecher?

Kat Teker | Di., 22. November 2016 - 11:33

verpennt zu haben scheine, umso dankbarer bin ich jetzt den Regierungen, dass sie dafür sorgen, dass gegen Lügen vorgegangen und für faktenbasierte Inhalte gesorgt wird. Die Kreationisten werden aus dem Internet verbannt, bald darf endlich niemand mehr behaupten, Globuli und Gebete hätten geholfen! Und dann darf auch nur noch ein Mensch behaupten, er hätte die beste Mutter der Welt, oder? Wer das sein wird und wie Facebook das ermittelt, das wird noch spannend!

Oder geht's bei den verbotenen Lügen nur um Themen, die gerade Teil des politischen Diskurses sind? Aber warum könnten Regierungen Aussagen verbieten wollen, die ihrem Narrativ entgegenstehen? Haben die keine Angst davor, dass die Völker wirklich zu sehen beginnen wie wenig es schon immer um Fakten ging - oder noch schlimmer: wie wenige Fakten es überhaupt gibt? Gut, das ist wohl leider unwahrscheinlich, dennoch muss die Angst vor Machtverlust gerade groß sein... Und warum fällt mir jetzt das Wort Rundfunkverbrecher ein?

Gregor P. Pawlak | Di., 22. November 2016 - 12:16

Wann werden Städte (als Eigentümer der Straßen) dazu verdonnert, Menschen zu entfernen, die einen anpöbeln, bzw. deren verbale Beleidigungungen zu löschen, bzw. ihre Konten (das Aufenthaltsrecht auf der öfffentlichen Straße) zu löschen?

Helga Ahrens | Di., 22. November 2016 - 12:56

Facebook ist längst kein "soziales Netzwerk" mehr. Eine nackte Brust wird gelöscht und Hass-Kommentare sind - angeblich - mit Algorithmen nicht zu fassen. Dummes Zeug - Stammtisch-Gewäsch ist nun mal als Aufreger gut zu gebrauchen und das nützt dem finanziellen Hintergrund. Der Staat sollte Facebook mal abschalten, bis die Sache mit den Hass-Kommentaren geregelt ist. Ich wette, das ginge bliztzartig.

Werner Janus | Di., 22. November 2016 - 16:32

Antwort auf von Helga Ahrens

Willkommen in Nord-Korea.

Helga Ahrens | Mi., 23. November 2016 - 00:19

Antwort auf von Werner Janus

Sehr geehrter Herr Janus, finden Sie wirklich, dass Hass-Kommentare ein Ausdruck von Freiheit sind? Und ihre Verurteilung zu einer Diktatur führt? Ist es nicht eher so, dass eine Gesellschaft, die sich dagegen nicht zur Wehr setzt, gerade diese Freiheit und Demokratie riskiert? Diskutieren ist das eine - beleidigen ist das andere. Facebook generiert seine immensen Gewinne schlicht aus Werbung und ist ein börsennotiertes Unternehmen. Mit anderen Worten: Facebook ist eine Firma. Und ich meine, man sollte eine Firma - sofern sie es nicht freiwillig macht - dazu zwingen, gerichtsrelevante, bösartig verbale Angriffe gegen Menschen zu unterbinden. Sowas vergiftet das gesellschaftliche Klima. Sie würden mich doch vermutlich auch vor den Kadi zerren, wenn ich Sie schwer beleidigen würde - oder?

Es gibt bereits ausreichende Möglichkeiten gerichtlich gegen Beleidigung, Verleumdung oder Volksverhetzung vorzugehen. Die Regierungen fordern aber eben explizit, dass der Kreis der zu verbannenden Postings erweitert wird und auch Inhalte gelöscht werden, gegen die es aus juristischer Sicht keine Einwände gibt. Das ist schon bei Hasspostings problematisch, bei "Fakenews" öffnen wir die Büchse der Pandora, wenn wir den Staat entscheiden lassen was Wahrheit und was Lüge ist.

Vielleicht hilft folgendes Gedankenspiel das Problem zu verdeutlichen: Möchten Sie auch dann dem Staat die Macht geben Lügen verstummen zu lassen, wenn eine Regierung an der Macht ist, deren Weltsicht nicht mit Ihrer übereinstimmt? Obama und Merkel würden sicher andere Propaganda unwahr nennen und verbannen lassen, als es zB Trump oder die AfD tun würden. Wenn man aber diese Eingriffe nur bei einem Lager unterstützen kann, sollte einem klar werden wie verdammt gefährlich es ist, wenn Regierungen diese Macht haben!

Petra Wilhelmi | Di., 22. November 2016 - 13:29

Welche Hasskommentare meinen Sie? Diejenigen die die Kahane-Stasi als solche identifiziert? Solche, die der Spiegel meint, die ARD, das ZDF ... und soll ich noch weiter aufzählen? Jeder, der nicht einer Meinung mit dem Meinungskartell um Merkel und Mass ist, ist doch ein Hasser. Derjenige, der die deutschen Wähler als Pack, Dunkeldeutsche, Nazis, rechte Dumpfbacken usw. beschimpft, der ein ganzes Bundesland beschimpt, der ist im Mainstream, dessen Kommentare sind so etwas von in, jenseits von Hasskommentaren ... Ich denke an das Fischfilet in Sahne oder an Frau Roth, die hinter "Deutschland du mießes Stück Sch..." gelaufen ist und sich nicht distanziert hat. Sprechen Sie auch davon? Übrigens, wer will kann überall Facebook aus dem Weg gehen. Ich habe die Werbung noch nie gesehen, von der Sie sprechen, ich sehe bewusst überhaupt keine Werbung, die mir irgendwo begegnet. Das hat nun wirklich jeder selbst in der Hand, ob er sich bei Facebook darstellen muss oder nicht. Randproblem!

Egbert Krumbiegel | Di., 22. November 2016 - 19:53

... nutze ich nicht, weil ich es nicht brauche oder mir einrede, dass ich es nicht brauche.

Hasskommentare auf Facebook sind sichtbare Gedankenblasen ... Ich schlage vor, für jede solcher Ergüsse eine virtuelle Briefmarke zahlen, mal sehen, ob dann noch soviel (Mist) gepostet wird, wenn die Nutzer für die Entsorgung ihrer Hinterlassenschaften aufkommen müssen.

Die Hemmung fällt sobald der Absender anonym oder nicht zu sehen ist, das ist so. Und deswegen ist Transparenz eine Möglichkeit, das Problem einzugrenzen.

Marianne Bernstein | Di., 22. November 2016 - 22:09

Facebook ist nicht das Problem.
Was wollen sie machen, wenn sich Gerüchte in einer Strasse verbreiten? Die Strasse sperren, die Bewohner einsperren?
Die alles entscheidende Frage ist nämlich was muss die Politik machen damit sich die Wut nicht noch weiter aufschaukelt!
Ansonsten wird es Strassenschlachten mit oder ohne Facebook geben.

Kat Teker | Mi., 23. November 2016 - 10:33

wünschten, dass facebook endlich gegen Hass, Lügen und Fakenews vorgehen würde: sie haben jetzt eine entsprechende Software programmiert! Mehr dazu findet man hier http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.usa-facebook-entwickelte-l…

PS: Ich persönlich würde es begrüßen, wenn wir uns in dieser Diskussion nicht mehr von Worten wie Hass und Lügen oder Fakenews irreleiten lassen würden. Dieser Kampf richtet sich gegen etwas, für das es einen treffenderen Begriff gibt: (feindliche) Propaganda.

Enrico Stiller | So., 25. Dezember 2016 - 13:38

scheint das Motto unseres Zeitgeistes zu sein. Früher hätten Liberale eine mittlere Revolution angezettelt, wenn die deutsche Regierung eine private Stiftung unter Führung einer Ex-Stasi-Informantin beauftragt hätte, "Hatespeech" zu definieren und auszurotten.
Sie hätten das als dreist-unverfrorenen, wenn auch dummen Versuch gewertet, eine Zensur missliebiger politischer Positionen durchzusetzen. Spiegel, Stern und Süddeutsche hätten flammende Titel und Schlagzeilen gegen diese undemokratische Zumutung in die Diskussion geworfen. Heute - Schweigen im Blätterwald. Ës wird nur protestiert, wenn öffentliche Videoüberwachung zu unserer Sicherheit ausgebaut werden soll. Wie wir aussehen und ob wir von einer Kamera gefilmt werden, ist vielen offenbar wichtiger als das, was wir öffentlich sagen und meinen dürfen. Mit liberalem Denken hat das nichts mehr zu tun. Es ist einfach nur pervers.