Kurdische Pschmerga-Soldaten im Kampf gegen den IS
Kurdische Peschmerga-Soldaten im Kampf gegen den IS. Der Sieg in Mossul gilt als sicher / picture alliance

Kampf um Mossul - Das Ende oder ein Neubeginn für den IS?

Die Militäroffensive zur Rückeroberung der irakischen Stadt Mossul aus den Händen des IS schreitet voran. Doch auch ein Sieg wird den Terror nicht beenden können. Vieles spricht dafür, dass sich die Gefahr für Anschläge in Europa erhöht

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Zwei Jahre lang haben die kurdischen Peschmerga-Truppen mit ihren Ferngläsern an der kilometerlangen Front über staubiges Flachland und die Ruinen verlassener Dörfer des Nordiraks hinweg in Richtung Mossul geschaut und gewartet. Um zwei Uhr morgens am vergangenen Montag ging es dann endlich los. Der irakische Premierminister Hader al-Abadi verkündete den Beginn der Operation, Mossul aus den Klauen des sogenannten Islamischen Staates zu befreien.

Es ist eine große Kampfkoalition, die in die Schlacht zieht. Bis zu 40.000 Mann sollen ihr angehören, darunter Soldaten der irakischen Armee, der kurdischen Peschmerga, der christlichen Assyrer und der Jesiden, unterstützt von US-amerikanischen Kampfjets aus der Luft und Elitesoldaten am Boden. Wie viele IS-Kämpfer ihnen entgegentreten werden, darüber gibt es nur Schätzungen, sie reichen von 4.000 bis 8.000. Kaum einer bezweifelt, dass die Koalition gewinnen wird, auch wenn es Wochen, vielleicht sogar Monate dauern könnte.

US-Experten äußern Bedenken

Das Problem: Es gibt große Zweifel, ob ein Sieg in der Schlacht um Mossul entscheidend ist im Krieg gegen den Terror des IS. Sie stammen vor allem von Experten aus den USA. Nicholas Rasmussen, Direktor der Nationalen Antiterror Zentrale (National Counterterrorism Center, NCTC) sagte einem Komitee des US-Senats im September, der IS habe sein operatives Geschäft in den vergangenen Jahren ausgebaut und verstärkt. „Wir glauben nicht, dass Verluste in den Schlachten genügen, um die Terror-Möglichkeiten der Gruppe komplett zu zerstören“, so Rasmussen. CIA-Chef John Brennan hatte sich zuvor schon ähnlich geäußert.

Diese Einschätzungen überraschen auf den ersten Blick. Die IS-Kämpfer mussten in den vergangenen zwei Jahren herbe Verluste hinnehmen. Noch 2014 kontrollierten sie Gebiete von der Größe Großbritanniens. Doch ungefähr die Hälfte ihres Gebiets im Irak und ein Viertel in Syrien haben sie bereits verloren, schätzt Rasmussen. Mehr als 15.000 Luftangriffe haben die Versorgungswege gekappt und Truppenbewegungen beinahe unmöglich gemacht. Zudem sind fast alle Mitglieder der ursprünglichen Führungsriege und 45.000 Kämpfer insgesamt dabei umgekommen, schätzt US-Generalleutnant Sean MacFarland, der eine Task Force gegen den IS leitet.

Probleme des IS verstärken sich

Auch das Geld könnte beim IS bald knapp werden, sagt Florian Wätzel vom Institut für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel gegenüber Cicero Online. Ein großer Teil der Einnahmen habe aus Zwangssteuern bestanden, die von der Bevölkerung in den besetzten Gebieten gezahlt wurden. Die fielen jetzt weg. Außerdem gebe es kaum noch Möglichkeiten, Geschäfte zu machen. Das betrifft vor allem den Ölhandel, der so gut wie erloschen ist, seit die Amerikaner Ölanlagen bombardiert haben und die Türkei die Grenzen geschlossen hat. Ein US-Bombenangriff auf ein Gelddepot im Januar war dann ein buchstäblicher Schlag ins Kontor. „Danach musste der IS die Besoldung der Kämpfer um die Hälfte reduzieren. Und es folgten bald Meldungen, dass Kämpfer zu anderen Milizen übergelaufen sind, die besser bezahlen“, sagt Wätzel, der unter anderem in Syrien und im Jemen studiert hat.

Eine Niederlage in Mossul würde zudem eine weitere demoralisierende Wirkung haben. Schon jetzt fiele es dem IS immer schwerer, neue Kämpfer zu rekrutieren. Immer öfter greife der IS deshalb zu Zwangsrekrutierungen und Zwangskonversionen zum Islam. Die so gewonnenen Neumitglieder dürften alles andere als motiviert sein, bis aufs Blut für den Islamischen Staat zu kämpfen.

Terror in Europa wird wahrscheinlicher

Doch ein verwundetes Tier ist am gefährlichsten. Und deswegen könnte der IS seine Terroraktivitäten gerade jetzt verstärken, auch und vor allem in Europa. Immer schon war der IS agiler und spontaner in seinen Aktionen als zum Beispiel die Terrormiliz Al Kaida, die auf aufwendige, symbolträchtige, jahrelang geplante und kostenintensive Attentate setzt. Die Terrorstrategie des IS war außerhalb seines Gebiets auf viele kleine, aber zermürbende Nadelstiche ausgerichtet. Ein Anschlag eines Menschen mit einer Axt, einem Messer oder einer Kalaschnikow ist schwierig zu verhindern.

Um ein Netzwerk für diese Art Anschläge zu erhalten, braucht es weder ein großes Basisgebiet noch viel Geld. Und laut Jean-Paul Laborde, Leiter des UN-Komitees zur Terrorismusbekämpfung, befinden sich noch 20.000 bis 30.000 ausländische Kämpfer im Irak und in Syrien. Die meisten von ihnen sind militärisch und ideologisch bestens geschult und noch immer stehen ihnen ausreichend logistische und materielle Mittel zur Verfügung. Da die nicht mehr für die Eroberung und Kontrolle der Gebiete benötigt werden, ist es wahrscheinlich, dass sie auf den Terrorismus konzentriert werden.

Anzeichen für einen Strategiewechsel

Seth G. Jones vom angesehenen Washingtoner Thinktank Rand zeigt auf, dass die meisten Terroristengruppierungen ihre Terroraktivitäten verstärken, wenn sie Gebietsverluste hinnehmen mussten. Damit wollten die Terroristen Regierungen dazu bringen, überzureagieren und Minderheitengruppen zu drangsalieren, was wiederum zu deren Radikalisierung führen und so den Staat zersetzen könnte. Diese Strategie habe schon die IRA im Nordirland-Konflikt erfolgreich angewandt.

Erste Anzeichen für einen Strategiewechsel des IS gibt es bereits. Im Al-Naba-Newsletter, einer weitverbreiteten Nachrichtenquelle für IS-Kämpfer (eine Sammlung übersetzter Exemplare gibt es hier), taucht immer wieder der arabische Aufruf inhiyaz ila al-sahraaa auf, was so viel bedeutet wie „Kehrt in die Wüste, in den Untergrund zurück“. Hassan Hassan vom Londoner Tahrir Institut für Nahostpolitik, erläuterte im US-Senat die Bedeutung der Nachricht: „Sie sagen: ‚Wir mögen Mossul, Raqqa, Sirte und all die anderen Städte verloren haben und in die Wüste gedrängt werden, aber das ist nicht das Ende unserer Erzählung‘. „Ich glaube“, so Hassan weiter, „dass wir nicht den Anfang vom Ende des IS erleben. Es ist der Anfang von einem neuen Zyklus.“

 

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Nicolas Wolf | Mi., 19. Oktober 2016 - 12:13

Okay der ideale Fall wäre folgender, die Koalition greift an und ganz schnell sind alle IS Kämpfer tot und eben nur die. Wird aber nicht passieren. Soll jetzt der IS in Mossul gelassen werden, weil das ideale Ziel nicht erreicht werden kann und unerwünschte Nebeneffekte auftreten werden? Eher nicht!
Die Terrogefahr hierzulande war ja auch schon gegeben als der IS seine Glanzzeit hatte. Wir sollten wohl eher hier an die selbst verschuldeten Ursachen für den Terror hierzulande ran, als über das Vorgehen der Iraker zu debattieren.

Jacqueline Gafner | Mi., 19. Oktober 2016 - 12:58

Dass verwundete Tiere gefährlich sind, ist ebensowenig eine neue Erkenntnis wie die Binsenwahrheiten, dass steter Tropfen den Stein höhlt und auch die längste Reise mit einem ersten Schritt beginnt. Selbst wenn die Gefahr von Terroranschlägen mit der sich abzeichnenden militärischen Niederlage des Daesh wächst, führt daran kein Weg vorbei. Dass das Übel damit endgültig beseitigt wäre, glauben nicht einmal Berufsoptimisten. Doch ist die Illusion der Unbesiegbarkeit dieser Massenmörder erst einmal weg, wird das ungeahnte Kräfte gerade auch in den Regionen freisetzen, die unter dieser Pest ganz direkt gelitten haben. Das Abtauchen in den Untergrund wird ungleich schwieriger werden als nach 9/11, vor Ort wie auch im Westen, der seine Lektion im Umgang mit Terroristen, deren Financiers und mentalen Unterstützern auch gelernt hat. Absolute Sicherheit wird es nie geben, doch das Risikomanagement lässt sich entscheidend verbessern, womit schon viel gewonnen ist. Dranbleiben lautet die Devise.

Robert Müller | Mi., 19. Oktober 2016 - 13:01

Das Beispiel für so etwas sind die Taliban in Afghanistan. Die waren in Afghanistan geschlagen und so zogen sie sich mit Billigung der Amerikaner nach Pakistan zurück. Statt sich dort aufzulösen, haben sie sich mit pakistanischer Hilfe neu aufgebaut und kamen zurück. Der IS hat genau wie die Taliban genug Unterstützung, um sich zu regenerieren. Selbst Al Kaida gibt es noch. Der IS oder genauer gesagt, der gewalttätige sunitische Islam, ist eine Begleiterscheinung des sunitischen Islam, und wird in der einen Form oder einer anderen, bleiben.

Frank Goller | Mi., 19. Oktober 2016 - 13:08

Ich denke der IS hat seine Schläfer schon schwerpunktmäßig weltweit verteilt. Sie werden in einzelnen Gruppe ihre Terrorakte durchführen und dagegen ist kein Kraut gewachsen. Bei uns geht's ihnen am besten, Hartz 4 , Wohnung und Gesundheitskarte - bis zur Detonation des Sprengstoffgürtel. Und kommen noch die 70 Jungfrauen, kann's was schöneres geben........?

Herbert Trundelberg | Mi., 19. Oktober 2016 - 16:34

Antwort auf von Frank Goller

und das alles haben sie unserer geliebten Mutti zu verdanken. Ist das nicht herrlich, soviel Liebe strömt die Dame aus

Frank Goller | Do., 20. Oktober 2016 - 15:44

Antwort auf von Herbert Trundelberg

DAS IST NICHT MEINE MUTTER ! ;-)

Reinhard Seidel | Mi., 19. Oktober 2016 - 14:51

wenn ihm die Möglichkeit gegeben wurde hat er es getan. Ob mit, oder ohne Rückzugsgebiet, er hat seine Terroristen bereits bei uns eingeschleust. Das Terrorismusproblem ist hausgemacht, dank unserer naiven, inkompetenten und verantwortungslosen Politiker die nicht die geringste Kenntnis des Islam vorweisen können und den Islam nach Deutschland
eingeladen haben, unterstützt von 1 Welt-Utopisten, Gesinnungslinken, Gutmenschen-Ideologen, Pro-Asyl und anderen NGOs. Wir werden
den islamischen Terror nicht mehr los, der auf der
Religion des Islam basiert und sich darauf beruft,
solange wir den Terror mit rechtsstaatlichen Mitteln
bekämpfen. Man kann eine Organisation nicht mit
selbstauferlegten Regeln bekämpfen, die keine Regeln kennt. Die Religion und Weltanschauung des Islam kann man nur mit ihren eigenen religiösen Mitteln konfrontieren und bekämpfen. Ich habe bereits Hinweise gegeben wie und womit,
alle wurden nicht veröffentlicht. So müssen wir noch viele Tote beklagen.

Romuald Veselic | Mi., 19. Oktober 2016 - 14:57

überzureagieren und Minderheitengruppen zu drangsalieren, was wiederum zu deren Radikalisierung führen und so den Staat zersetzen könnte. Diese Strategie habe schon die IRA im Nordirland-Konflikt erfolgreich angewandt.
Allerdings nur zeitlich bedingt u. mit marginalem Erfolg, bis die zivile Bevölkerung beider Gruppierungen, irgendwann des Terrors satt wurdr u. die "lieben Terroristen/Gotteskrieger" nicht mal das Wasserglas an der Türschwelle kriegen werden.
Die IS entstand möglicherweise nur in einem staatlichen Vakuum, das so groß seien könnte wie GB, aber die Ressourcen u. Bevölkerung in ihrer Wertigkeit, sich nur im Promillenbereich zu GB bewegten. Der "IS.Staat" war nur ein hetrogenes Gebilde auf Abruf. Der Terrorexport wird unterschiedlich Bewertet; die Westler neigen zur Hysterie; die Ostler eher weniger, dafür um so radikaler im Vorgehen gegen den Terror, sowie dessen Humankapital. Nach dem Motto: "Wer mit dem Schwert lebt, geht mit dem Schwert unter."

Albert Schabert | Mi., 19. Oktober 2016 - 15:09

In England werden IS Anhänger durch geschulte Psychologen "umgepolt".(Bericht im deutschen Fersehen)Die Kriege im nahen Osten sind Religionskriege.Warum führt keiner Krieg gegen den Islam.Angriffspunkte gibt es im Koran genug.Ich vermisse die Propaganda.
Albert Schabert

Ulrich Bohl | Mi., 19. Oktober 2016 - 15:24

Führt man dort nun einen "humanitären
Krieg" im Gegensatz zu den Russen und
Assad? Es werden sicher keine Zivilisten
zu Schaden kommen sondern Kollateral-
schäden verursacht. Wer die Bilder vom
bisherigen Erfolg der Operation genau
betrachtet sieht, es wurden wüstenähn-
liche Gebiete und verlassene Dörfer er-
obert. Der eigenliche Krieg beginnt an den
Stadtgrenzen von Mossul dann sieht alles
ganz anders aus.
Den IS aus Gebieten zu vertreiben heißt
nicht das er besiegt ist. Für diese Nieder-
wird man sich rächen wollen. Was ge-
schieht eigentlich wenn die Stadt erobert
ist? Welches Konzept gibt es für die Zeit
danach, offensichtlich keins. Der Streit
wird dann zwischen den jetzigen
Kampfkoalitionären beginnen und vielleicht
mit Waffengewalt ausgetragen. Jeder wird
seinen Anteil an der Beute einfordern und
der IS wird wie geschrieben anderweitig
operieren.
Wenn man das Ziel nicht kennt, ist kein Weg der richtige.
(Quelle: aus dem Koran)

was ist denn das ?

Beispiel Afghanistan: 14-15 Jahre umsonst "Krieg" gespielt -
Kosten ? XXl Milliarden Euro ?
Wieviel Tote ?

Hat die Politik etwas daraus gelernt ?

Martin Lürßen | Do., 20. Oktober 2016 - 16:06

Antwort auf von ingid dietz

Lernen sollte man daraus wohl vor allem, das man Kriege gegen durchideologisierte Gegner führt, wenn man sie denn führt, nicht halbherzig führen kann.
Nicht lernen sollte man daraus hingegen die besinnungslose Verherrlichung der Friediotie.

Klaus D. Lubjuhn | Mi., 19. Oktober 2016 - 15:25

"Die meisten von ihnen sind militärisch und ideologisch bestens geschult und noch immer stehen ihnen ausreichend logistische und materielle Mittel zur Verfügung. Da die nicht mehr für die Eroberung und Kontrolle der Gebiete benötigt werden, ist es wahrscheinlich, dass sie auf den Terrorismus konzentriert werden".
Genau damit müssen wir in Europa, bes. in Deutschland rechnen. Die Unübersichtlichkeit hat sich 2015 durch rasanten unkontrollierten Migrationsstrom vervielfacht. Gerade die jungen männlichen Migranten müssen in ihren Quartieren überprüft und neu registriert werden.
Fast 500000 von ihnen sind bis jetzt nicht zuverlässig auf ihre Personalien überprüft. Ein Einfallstor für terroristische Aktionen - mitten in Deutschland. Die genannten IS-Rückkehrer haben dort leichtes Spiel. Eine gänzlich andere soziokulturelle Tradition als die europäische, sozialisiert in einer autoritären und gewaltsamen Umgebung, in Clanstrukturen mit religiösen Fundamenten - Terrorismus inklusive.

Arndt Reichstätter | Mi., 19. Oktober 2016 - 18:02

Vielleicht will der globale militärisch industrielle Komplex mehr Terror in Europa?

Denn schließlich würden wir uns dann aus zwei Gründen wahrscheinlicher in Kriege im Ausland verwickeln lassen (Rüstungslobbyist Gauck: "die Deutschen müssen das Töten wieder lernen"):

1) aus Angst um unser Leben. Und Angst ist der beste Weg, jemanden zu beeinflussen, weil es eine eigentlich lebenswichtiges Gefühl ist.

2) aus Rachelust. Wie sagte Volker Pispers: Wenn der Feind bekannt ist, hat der Tag Struktur. Aber wir sollten uns nicht in Kriege verwickeln lassen, nur weil ein paar radikale Clowns gerne unsere Feinde sein würden. Unser Kriegsgerät hat im Nahen Osten und Afrika eigentlich nix zu suchen. Und wir brauchen auch keine europäische Armee. Wir brauchen nur mal eine anständige Presselandschaft. Gottseidank wächst diese Danke dem Internet schneller und schneller.

So. Sie wollen also die Kurden verrecken lassen?
Irgendwer wird schon mit den IS-Schergen fertig werden, Hauptsache, wir sind nicht involviert?
Klasse, wirklich.

Was haben Sie denn so an Wunderstrategien zu bieten, die besser wären?
Betroffenheitstöpfern in Aleppo?
Interkulturelles Burka-Stricken in Mossul?

Gewalt ist eine Sprache, die durchaus verstanden wird. Keine schöne Sprache.
Die Bundesregierung hat sich bisher nicht in einen Stellvertreterkrieg hineinziehen lassen und hochwirksame Waffen an die einzige halbwegs verlässliche Partei im Krisengebiet gegeben.

Wohlgemerkt Raketen, nicht Handfeuerwaffen. Raketen sind viel zu teuer, als dass man damit gezielt Zivilisten terrorisiert und massakriert. Die dafür typische Waffe ist die AK-47. Eine Waffe, von der wir in Deutschland noch einiges zu sehen bekommen werden.

Es gibt durchaus Unterschiede bei Waffenlieferungen.
Die Kieler U-Boote sind beispielsweise ein wichtiger Teil der Existenzverteidigung Israels.

Arndt Reichstätter | Do., 20. Oktober 2016 - 13:28

Antwort auf von Sven Bergmann

Ich werde mich um diese kümmern, sobald ich den militärisch industriellen Komplex in meinem Land unter Kontrolle gebracht habe. Solange dieser hier nämlich regiert, bin ich überhaupt nicht im Stande, den Kurden zu helfen. Und bis dahin müssen sich die Kurden selbst zu helfen wissen.

Robert Müller | Do., 20. Oktober 2016 - 13:44

Antwort auf von Sven Bergmann

Laut Wikipedia (Artikel "Deutsche Waffenlieferung an irakische Kurden 2014") wurden unter anderem "16.000 Sturmgewehre der Typen G3 und G36, 8000 Pistolen, 200 leichte und 40 schwere Panzerfäuste, 40 Maschinengewehre sowie 10.000 Handgranaten." geliefert. Das war 2014. Und wir waren nicht die einzigen, die das gemacht haben. Kürzlich haben wir lesen können, dass z.B. die Türkei das dort auch macht. Meine Einschätzung ist, dass das auf US-Bitte geschieht, was man aber nach Afghanistan nicht öffentlich sagen will.

Ist das nun positiv oder negativ? Es gibt genug Berichte, wonach die dort aufgerüsteten Truppen Einheiten der dortigen regierenden Clans sind. Bekanntlich gibt es zwei davon in Nordirak (+ PKK), wovon der eine mit der Türkei und der andere mit dem Iran verbunden ist, und die sich vor einigen Jahrzehnten noch gegenseitig bekämpft haben. Demokratisch ist das ganze auch nicht.

Problem ist, dass es halt nichts anderes gibt, wenn man nicht selber Soldaten schicken will.

Sven Bergmann | Mi., 19. Oktober 2016 - 19:47

Die Ölgräben um Mossul, die menschlichen Schutzschilde, die Terroristen, die im Schutz der Flüchtlingsströme aus Mossul fliehen werden - alles nichts Neues.

Interesse an humanitären Vorhaben vor Ort ist bei der Bundesregierung nicht zu erkennen.

Die Terrorgefahr hier wird auch nicht unbedingt schnell steigen, zu nützlich ist momentan ein naives Deutschland, das als Ruhe-, Rückzugs- und Unterstützungsraum gilt.

Schlimm wird es bei uns wahrscheinlich erst später, wenn die enttäuschten, oft maßlosen Erwartungen viele Flüchtlinge an Deutschland auf breiter Front Wirkung zeigen, zahlreiche Anschläge die ersten paar Hundert Opfer gefordert haben und die politische Stimmung in Panik kippt.

Dann erst läuft die Eskalationsspirale richtig los. Und es würde mich nicht wundern, wenn Erdogan dann seine Machtstrukturen hier nutzt und zum Aufstand aufruft.

Schreckensszenarien? Kann sein.
Ich wäre sehr froh, mich zu irren.

Sven Bergmann | Mi., 19. Oktober 2016 - 19:52

Einen Effekt sollten wir nicht vergessen:
Bisher waren die Milanraketen, die aus D an die Peschmerga geliefert wurden, kein Thema.

Das kann sich mit dem Fall von Mossul ändern, eine Art Dolchstoßlegende bei der Suche nach dem nächsten Kampfgebiet.

Denn diese Waffen sind hochwirksam.
Mit der Bewaffnung der Peshmerga ist die Bundesregierung viel weiter gegangen als andere Staaten. Ein ungewöhnlich mutiger Schrit, den die IS-Leute nicht vergessen werden.

Marianne Schulz | Mi., 19. Oktober 2016 - 20:05

... gibt es für IS Kämpfer in Deutschland ohne Identitätsnachweis.

Wo gehen die wohl hin, wenn sie aus dem Irak und Syrien vertrieben werden?

Dr. Klaus Altenburg | Mi., 19. Oktober 2016 - 20:21

Solange nicht Saudi Arabien als die direkte oder auch indirekte permanente Quelle des islamischen Terrorismus ernsthaft in die internationale Mangel genommen wird sind in dieser Hinsicht keine Lichter am Horizont erkennbar.
Der Staat SA war Jahrzehnte lang die Speerspitze (und nützlicher Idiot) der Geopolitik der USA mit Wirkungen, die inzwischen von Westafrika über Nahost, Mittelasien/Kaukasus bis nach Afghanistan und Westchina/Uigurenbezirke reichen.
Interessant u.a. : Anfang der 90er Jahre auf Dienstreisen im Landesinnern der Türkei: Bei jedem kleinen Amtsträger im Büro ein Bild von Atatürk. Gleichzeitig entstanden in jeder Dorfklitsche neue Moscheen. Wie das? Gesponsert von Saudi Arabien - quasi eine Art von "Rekonquista" des Islamismus als Roll Back gegen den Laizismus von Atatürk. Und auf dieser Welle ist dann Erdogan bis zu seinem heutigen "Erfolg" geritten!

Auf zwei Beinen steht es sich im allgemeinen sicherer als nur auf einem, es sei denn man ist ein Flamingo, da mag es anders sein. Vom Iran (Persien) als ewigem grossen Gegenspieler von Saudiarabien in der Region, hinter dem die "Konkurrenz" der USA steht, haben Sie offenbar noch nie gehört? Ansonsten einverstanden mit Ihnen, dass man die beiden Hauptunruhestifter im Nahen Osten endlich in die Schranken weisen müsste, wenn sich in der Region wie in Sachen Terrorismus etwas nachhaltig zum Besseren wenden soll.

Robert Müller | Fr., 21. Oktober 2016 - 15:19

Antwort auf von Jacqueline Gafner

Mit Elektroautos könnte man die Ölstaaten rasch in die Knie zwingen, einschließlich Russland. Passiert hierzulande aber nichts. Vielleicht ist es kein Zufall, dass die Scheichs sich gerade anschicken bei der Deutschen Bank billig zuzukaufen. Als Spinne im Netz ist die Deutsche Bank sicher gut geeignet hierzulande auch Ölinteressen durchzusetzen. Die Kohle- und Atomlobby hat vorgemacht wie das geht.

Christop Kuhlmann | Mi., 19. Oktober 2016 - 22:51

Sollte diese Bewegung weitere Niederlagen einstecken müssen, dann sinkt auch seine Attraktivität in der sunnitischen Welt. Natürlich ist weiterhin mit Terror zu rechnen, doch die Zahl der Selbstmörder ist begrenzt. Anspruchsvolle Operationen mit zahlreichen Opfern dürften zunehmend seltener werden. Einfach weil das Know How seltener wird. Erstens sterben die Selbstmorattentäter in der Regel beim ersten Einsatz und zweitens gibt es bald keine Rückzugsgebiete um neue auszubilden. Wichtig ist auch die Hintermänner zu erwischen. Dann besteht Hoffnung, dass die Terrorgefahr sinkt.

Die Strategien zu Selbstmordanschlägen sind in der arabischen Welt sehr unterschiedlich.
Galt in der Hamas der Freitod als Höhepunkt des religiösen Lebens, der nur gefestigten Personen (oft aus der gesellschaftlichen Elite) vorbehalten war, haben Hizbollah oder Al-Quaida wenig Skrupel, dem Aspiranten am Steuer eines Sprengstofffahrzeuges auch mal eine Handschelle mitzugeben, damit er es sich nicht anders überlegt.
Wieder andere setzen Kinder ein, die nichts anderes tun müssen, als auf einen westlichen Soldaten zuzulaufen. Der Onkel um die Ecke drückt dann schon auf die Fernbedienung: Afghanistan. Demnächst vllt auch hier.
Mehr braucht es nicht für das finale Bumm.

Die Ausbildung des IS läuft längst in Europa. Balkan. Deutschland. Belgien.
Es braucht nicht viel. Und die Radikalisierungen laufen schnell.
Menschen in einer Existenzkrise, die auf Muster aus ihrer Kindheit zurückfallen:
Der Hirnwäsche in den Madrassen.

Reden Sie mal mit Leuten, die hier in D in sowas waren...

Rudolf Bosse | Do., 20. Oktober 2016 - 10:14

Solange der IS Bestandteil der US-Strategie zur Destruktion Rußlands und Chinas ist und bleibt, sind solche und andere Bemerkungen zum IS reine Wunsch-Phantasien

Macht diese Art von Weltsicht "aus einem Guss" wenigstens glücklich, wenn sie schon wenig bis keinen Bezug zur Wirklichkeit hat?

Dimitri Gales | Do., 20. Oktober 2016 - 14:26

Man weiss schon seit längerem, dass die islamischen Mörder ihre Taktik (nicht aber ihre Strategie) geändert haben: digitale Wege werden intensiv genutzt, ebenso wie der leichte Zugang zum europäischen Kontinent, wobei auch die Migrantenflut genutzt wird. Überall in Europa heisst es: es ist nicht die Frage, ob Attentate stattfinden, sondern wo und wann.

Stefan Schlegel | Do., 20. Oktober 2016 - 18:20

Wir können den IS nicht besiegen, weil wir unfähig sind! Deutschland ist doch für den IS ein sicherer Rückzugsort. Hier bekommt der IS-Kämpfer Asyl, wenn er sich als solcher outet. Wird ein IS-Kämpfer enttarnt gibt es eine kleine Strafe (wahrscheinlich Bewährung) und danach steht ihm Sozialhilfe zu. Unser Rechtssystem muss bei Terror radikaler werden, ich denke z.B. an eine Beweislastumkehr für heimkehrende IS-Kämpfer/Terroristen. Kann er keine guten Gründe für seinen Aufenthalt im Krisengebiet anführen, ist er automatisch schuldig und sollte lebenslang eingesperrt werden. Auch die sogenannten Gefährder im Land sollten interniert werden, anstatt eine Observation durchzuführen, die nur Geld/Personal bindet. Wenn wir so weitermachen wie bisher, dann gute Nacht.

Elfie Jung | Do., 20. Oktober 2016 - 22:59

Danke, Frau Merkel! Mich läßt einfach der Gedanke
nicht los, dass diese Frau die "letzte Rache der DDR" ist.
Wie sonst könnte man so ein verantwortungsloses
Verhalten ihrem eigenen Volk und Europa gegenüber
erklären? Sie meint es nicht gut mit uns.Und das ist schlimm!